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Kaja


Die Burg dürfte um die Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein. Ein Hartung und ein Adeloldus de Chiawe sind aus dieser Zeit bezeugt. Kaja war damals eine der wichtigsten Wehranlagen, die die Nordgrenze nach Mähren schützen sollten. Hier saß ein Ministerialengeschlecht der Babenberger. Bei den Herren von Chiowe (Kaja) dürfte es sich um eine Nebenlinie der Kuenringer gehandelt haben. Während die Burg ein babenbergisches Lehen war, besaßen die Herren von Kaja die umgebenden Wälder als freies Eigen. 1196 stellte hier Herzog Friedrich I in Anwesenheit von 30 Adeligen und 24 Rittern eine Urkunde für das bayrische Kloster Osterhofen aus. 1227 berichtet der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein von einem Turnierkampf mit einem Herrn von Kaja, der in Korneuburg stattfand. 1360 verkaufte Niklas von Kaja den Stammsitz seiner Familie an den Habsburger Herzog Rudolf IV. Dieser vergab ihn 1376 als Pfand an die Grafen Maidburg-Hardegg. Diese wohnten nicht hier und taten nicht viel zur Verbesserung der Wehranlagen, so dass es Johann und Heinrich von Lippa gegen Ende des 14. Jh. gelang, sie einzunehmen. Bald danach hatte Kaja den Ruf einer Raubritterburg. Um 1425/27 kam es zur Eroberung und Zerstörung durch die Hussiten, die damals das ganze nördliche Waldviertel verheerten. Gegen 1430 wurde Ulrich von Eytzing mit der Herrschaft belehnt. Der Wiederaufbau der Burg wurde von Herzog Albrecht V zumindest teilweise finanziert. Damals erhielt sie durch die Anlage der Vorburg und anderen Erweiterungen ihre heutige Gestalt. Ulrich stand in der Gunst des Herzogs. Kaum war dieser als Albrecht II deutscher Kaiser geworden, hieß sein neuer Finanzminister Ulrich Freiherr von Eitzing. Unter seinem Nachfolger fiel dieser jedoch schließlich in Ungnade, wurde verhaftet und unter Anklage gestellt. 1588 erbten die späteren Fürsten Trautson den Besitz. Da man damals bereits in die wesentlich bequemeren Talschlösser gezogen und auch das Landgericht nach Niederfladnitz verlegt worden war, verfiel die Burg allmählich. Der Dreißigjährige Krieg tat ein Übriges. 1781 kam Kaja an Ludwig von Hacqué, der es noch im gleichen Jahr an Maria Josefa Gräfin von Auersperg verkaufte. 1945 gelangte die Ruine an die Grafen Waldstein-Wartenburg, denen sie noch heute gehört. Seit 1969 kümmert sich ein Verein, der die Anlage gepachtet hat, um ihre Sicherung und Erhaltung. In einem benutzbar gemachten Teil der Anlage wurde ein kleines Museum eingerichtet. Jeden Sommer finden im Vorhof Burgspiele statt.

Die Ruine liegt auf einem langgestreckten Felssporn im Nationalpark Thayatal abseits des Ortes Niederfladnitz. Die Lage der einstigen Burg war strategisch gut gewählt. Der hohe Fels fällt fast überall steil ab. Vom westlichen Berghang ist die Anlage durch einen breiten und tiefen Halsgraben getrennt. Der Zugang erfolgt über zwei Brücken, deren letzter Teil jeweils als Zugbrücke ausgebildet war. Zwischen den beiden Holzbrücken stand auf einem Felspfeiler ein spätmittelalterlicher Torturm mit einem anschließenden zweistöckigen Gebäude. Davon sind nur mehr geringe Reste erhalten. Die Burg ist etwa 100 m lang. Sie besteht aus der ca. 50 m langen und max. 25 m breiten Vorburg und der im Osten auf einer erhöhten Felsterrasse anschließenden Hochburg. Durch ein spitzbogiges Tor gelangt man in einen kleinen Zwinger. Der viereckige bergfriedartige Torturm aus dem 14. Jh. ist nach mittelalterlichen Maßstäben richtig positioniert, da er den Schwertarm des Angreifers bedroht. Er ist ca. 19 m hoch. Sein Inneres wird nur durch schmale Schlitzfenster im 1,5 m starken Mauerwerk beleuchtet. Hinter dem Turm erstreckt sich der erste Burghof, der durch ein weiteres Spitzbogentor zugänglich ist. Als zusätzliche Sicherung besaß es einst ein Fallgitter. An den beiden Längsseiten dieses Vorhofes befanden sich einst einfache Wirtschaftsgebäude (14. – 16. Jh.). Jene an der Nordseite wurden zum Teil im 19. Jh. anlässlich einer versuchten Restaurierung mit gotisierenden Fenster- und Türgewänden ausgestattet, als man im ersten Raum eine Kapelle einrichtete. In der Südostecke erkennt man den turmartigen Bau der ursprünglich romanischen Burgkapelle. Auch die Küche soll sich einst hier befunden haben. In der Mitte der Nordseite des Vorhofes ist außen ein halbrunder Flankierungsturm angesetzt.

Die eigentliche Hochburg liegt um etwa drei Meter höher als der erste Hof. An ihrer Nordseite erheben sich die Ruinen zweier weiterer, ebenfalls viereckiger Bergfriede. Sie schützten den dazwischen liegenden dreigeschossigen Palas. Vom westlichen Turm ist noch ein etwa 17 m hoher Stumpf erhalten geblieben. Sein Hocheinstieg ist noch zu sehen. Dem Palas vorgelagert ist eine halbkreisförmige Mantelmauer des 14. Jh. Ihre großen Fensterlöcher dürften wesentlich später ausgebrochen worden sein. Das gegenüberliegende, 30 m lange Gebäude im Süden des inneren Burghofes beherbergt den sog. Rittersaal. Er ist mit einer Balkendecke und gekuppelten Doppelfenstern versehen. Vermutlich war hier ursprünglich ein Schüttboden, der in späterer Zeit als Festraum ausgebaut wurde. Der Bau geht noch auf das 13. Jahrhundert zurück, wurde aber im Spätmittelalter umgebaut. Damals wurde auch der Zwinger errichtet, der im Süden Teile der Vorburg und der Hochburg schützt. Der Osttrakt der Hochburg, der Wohnzwecken diente, ist völlig verfallen. Man erkennt jedoch noch Reste einer Bastei. Die Nordostecke des Hofes ist an drei Seiten von der mit Schießscharten versehenen Ringmauer umgeben. Hier liegt der Brunnen, der angeblich mehr als 90 m tief gewesen sein soll. Mauerreste eines Wirtschaftsgebäudes sowie von Stauanlagen am Kajabach zeugen noch von den wirtschaftlichen Tätigkeiten der Burgherren.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km südöstlich von Hardegg

Besichtigung: vom 1. Mai bis 26. Oktober an Wochenenden und Feiertagen von 10.00 bis 17.00


Weitere Literatur:


18.01.2004