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Matzen (Marchfeld)


Die älteste Erwähnung des Ortes stammt aus einer Urkunde des Jahres 1136, in der eine „domina Liucardis de Mocen“ aufscheint. Die Herren von Matzen dürften im 14. Jh. ausgestorben sein. Die Burg wurde landesfürstlich. Um 1432 belehnte Herzog Albrecht V die Brüder von Aichenstauden mit der vom Vater geerbten Herrschaft. Auf sie folgten die Hauser von Karlstein. 1551 verkaufte Ritter Leopold Hauser das bereits freieigene Matzen an Wilhelm Freiherrn von Herberstein. Die Familie Herberstein besaß Matzen bis 1629 und nahm in dieser Zeit größere Neubauten vor, wodurch sich die gotische Burg in ein wohnliches Renaissanceschloss verwandelte. Dann kaufte Hans Christoph Freiherr von Fünfkirchen den Besitz, doch musste er bis 1662 darum prozessieren, bis er ihm endgültig zugesprochen wurde. Er war es vermutlich, der die Schlosskapelle einrichten ließ. Maria Theresia von Fünfkirchen brachte 1706 Matzen in ihre Ehe mit Franz Ferdinand Graf Kinsky ein. Sein heutiges pseudogotisches Aussehen erhielt das Schloss 1827 durch Feldmarschallleutnant Christian Josef Graf Kinsky. Auch das Innere wurde im gleichen Stil neu eingerichtet. 1907 verließ die Familie Kinsky das Schloss und vermietete es an den Zuckerfabrikanten Strakosch aus Hohenau. Der letzte Besitzer aus dem Haus Kinsky war Graf Paul. Er verkaufte Matzen 1931 an die Familie Löw. Am Ende des Zweiten Weltkrieges teilte es sein Schicksal mit den meisten Schlössern des nördlichen Niederösterreichs. Er wurde geplündert und verfiel. Die russische Besatzungsmacht zog erst 1955 ab. Damals verschwand auch der barocke Altar aus der Schlosskapelle. Erst als 1963 Ing. Alfons Belak Matzen kaufte und mit der Renovierung begann, kamen wieder bessere Zeiten. Einige Jahre hindurch war in dem Gebäude eine Außenstelle des Museums für Völkerkunde und eine Gastwirtschaft untergebracht. Damals wurden im Schlosshof auch Sommerspiele aufgeführt. Heute dient der äußerlich bereits wieder renovierungsbedürftige Bau dem derzeitigen Besitzer ausschließlich als Wohnstätte. Die Burgspiele mussten 1990 in den Innenhof der Hauptschule verlegt werden.

Schloss Matzen liegt auf einer künstlichen Terrasse oberhalb des gleichnamigen Marktes. Ein Hohlweg führt zu einem Gittertor, hinter dem sich ein hoher quadratischer Turm erhebt. Da er auf dem Vischer-Stich von 1672 noch nicht eingezeichnet ist, kann es sich nicht um den ehemaligen Bergfried, sondern vermutlich nur um eine romantische Zutat des 19. Jahrhunderts handeln. Für einen Bergfried wäre er wohl auch etwas zu schlank geraten. Seine Wehrplatte und der Zinnenkranz sind lediglich dekorative Elemente. Den Schlossgebäuden sind zwei Zwingerterrassen vorgelagert, wobei die höhere seit dem 17. Jh. durch Futtermauern und Strebepfeiler abgestützt ist. Den langen Zwinger begrenzt ein zweigeschossiges Bauwerk, das seit 1827 am Dachfirst und an der Giebelmauer mit historistischen Zinnen versehen ist. Durch ein Tor am Ende des Zwingers gelangt man zum eigentlichen Hochschloss, dessen Trakte einen unregelmäßigen vieleckigen Hof umgeben. Hier liegen die Reste der alten, aber auch die neue Schlosskapelle. Die Fassaden der Wohngebäude sind mit zweigeschossigen Galerien versehen. Auch ein Brunnen befindet sich im Innenhof. Zwischen zwei dreigeschossigen zinnengekrönten Wohngebäuden steht ein schmales polygonales Türmchen, dem beim Umbau im 19. Jh. ebenfalls eine Wehrplatte und ein Zinnenkranz aufgesetzt wurde. Die ehemaligen Wohnräume lagen im ersten Stock des talseitigen Traktes. Hier haben sich einige Holzdecken des 19. Jh. erhalten. Die übrige Ausstattung ist spätestens in den Jahren 1945 bis 1955 verloren gegangen. Eine Besonderheit ist der riesige Weinkeller, der mit Wagen befahrbar ist. Das Schloss ist von einem großen, allerdings kaum gepflegten Park umgeben.

Lage: Niederösterreich/Marchfeld – ca. 8 km nördlich von Gänserndorf

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


16.01.2004