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Raggendorf


Während der Ort Raggendorf vermutlich bereits im 11. Jahrhundert bestand, befand sich an der Stelle des jetzigen Schlosses noch 1432 ein Meierhof, der Bernhard Aichenstauder gehörte. 1432 belehnte der Bischof von Passau Hans Sweinwarter mit Raggendorf. 1554 wurde Ritter Christoph Zoppl von Haus Besitzer des Gutes. Er erbaute das heutige Renaissanceschloss. Sein Marmor-Epitaph an der Raggendorfer Pfarrkirche zeigt ihn in voller Rüstung. Eine Inschrift weist ihn als Ratsherrn Kaiser Ferdinands I aus. Zu Vermögen gekommen war er durch den Abbau von Zinnobererz in der Semmeringgegend. Er war Protestant, trat aber in seinem Todesjahr zum Katholizismus über. Zu seiner Herrschaft gehörten 31 der 34 Häuser des Ortes. Um 1635 war Alexander Pestaluz Eigentümer des Schlosses. Von 1661 bis 1719 gehörte es den Grafen Herberstein. Durch Heirat wurden dann die Grafen Sonnau Schlossbesitzer. Ehrenreich Graf Sonnau ließ um 1733 die Schlosskapelle einrichten und die Fassaden dem Zeitgeschmack anpassen. Auf ihn geht auch die Erneuerung der Pfarrkirche zurück. 1827 erwarb Erzherzog Rainer, ein Sohn Kaiser Leopolds II, Raggendorf und vereinte es mit seiner Herrschaft Schönkirchen. Ihm folgte 1861 Erzherzog Ernst. 1911 erwarb der Verein der Gärtner und Gartenfreunde das Gebäude und ließ es als Altersheim für Gärtner adaptieren. Diese Bestimmung bewahrte es 1945 vor den üblichen Devastierungen. Eine neue Verwendung erhielt es 1955, als es von Erwin Klenkhart gekauft wurde, der darin eine Sektkellerei einrichtete. Diesem Zweck dient es noch heute. An die feudale Vergangenheit erinnert aber nur mehr die Marke „Ritter-Sekt“. Ein Teil des Schlosses ist von Mietparteien bewohnt.

Schloss Raggendorf ist ein dreigeschossiger Vierflügelbau, der einen quadratischen Hof umschließt. Die fünfachsige Straßenfront an der Nordseite wird durch den einachsigen Mittelrisalit kaum gegliedert, da dieser nur minimal aus der Mauerflucht hervortritt und auch sonst schmucklos ist. Die 1733 angebrachten Lisenen wurden im Zuge einer Fassadenvereinfachung des 20. Jh. wieder entfernt. Immerhin liegt hier das rundbogige Portal, dem ein solches an der Gartenfront (Südseite) entspricht. Die einfachen Fenster weisen nur im ersten Stock gerade Verdachungen auf. In den beiden anderen Geschossen werden sie nur durch schlichte Putzrahmen hervorgehoben. Dies gilt auch für die Seitenfassaden mit ihren acht Fensterachsen. Auf dem steilen Dach der Straßenfront sitzt ein Dachreiter auf, in dem sich bis zur letzten Renovierung eine Uhr befand. Rechts von der Eingangshalle liegt das Stiegenhaus. Eine gegenläufige Treppe mit zwischengeschaltetem Podest führt in die oberen Stockwerke. Der Eingang in die zweigeschossige Kapelle befindet sich im ersten Stock in der Nordwestecke des Gebäudes. Sie weist eine Stuckdecke sowie ein Altarbild aus der Schule des Kremser Schmidt auf. An einer Stelle der 4,5 m tiefen und weitläufigen Kellergewölbe ist der Grundstein des Ritters Zoppl aus dem Jahr 1559 eingemauert. Das ehemalige Presshaus der Herrschaft liegt dem Schloss gegenüber auf der anderen Straßenseite. Die übrigen eingeschossigen Wirtschaftsgebäude wie der Pferdestall und der Schüttkasten wurden südlich des Hauptgebäudes errichtet.

Lage: Niederösterreich/Marchfeld – ca. 11 km nordwestlich von Gänserndorf

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.01.2004