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Palais Henckel-Donnersmarck


Dieses Palais ist das einzige an der Ringstraße, das für eine Frau erbaut wurde. Hugo Graf Henckel von Donnersmarck war einer der Pioniere der österreichischen Industrie. Er ließ das Palais vom Architektenteam Johann Romano und August Schwendenwein in den Jahren 1871/72 als Geschenk für seine zweite Gattin Laura, geb. Gräfin Kaszongi errichtet. Die Arbeiten wurden von Baumeister Paul Wasserburger durchgeführt. Im Sinne des Historismus wurde der für Ringstraßenpalais damals sehr beliebte Neo-Renaissancestil gewählt, da seine klaren, aber doch repräsentativen Formen – wie man meinte – am besten die Bedeutung der Bauherren ausdrückten. Im Palais wohnte einige Zeit Edmund Graf Zichy, eine bedeutende Persönlichkeit der Ringstraßengesellschaft und Förderer von Kunst und Wissenschaft. Seine Wohnung glich eher einem Kunstmuseum. Die großen Teppiche wurden nach eigenen Entwürfen geschaffen und seine Sammlung indischer und chinesischer Bronzen war stadtbekannt. Nach dem Tod der Gräfin wurde das Palais 1906 an die Grafen Mir verkauft, deren Monogramm „M“ heute noch in der Grafenkrone am Giebel sichtbar ist. 1917 erwarb Alberto Marquis de Hohenkubin das Haus von der Witwe des Grafen Mir, bewohnte es aber nur selten, so daß es bereits vor seinem Tod im Jahr 1972 leerstand. Zuvor war es 1945 geplündert und beschädigt worden. 1975 ging das Palais an seine Erben, die Freiherren von Kubinzky über, die es zwei Jahre später an die Stadt Wien verkauften. Nun stand das Gebäude wieder einige Jahre leer, bis es 1983 bis 1985 vom Architekturbüro Pfeffer Consult renoviert und zu einem 5-Stern-Hotel umgebaut wurde. Heute beherbergt es gemeinsam mit dem benachbarten Palais Leitenberger das Radisson SAS-Palais-Hotel. Die seinerzeitige Beletage kann für Veranstaltungen gemietet werden.

Das Palais steht auf einem Areal, das ursprünglich für den Bau des Rathauses vorgesehen war. Es besteht aus einem Souterrain und vier darüber liegenden Geschoßen. In der für sie charakteristischen Art verzichteten die Architekten auf eine Pilasteranordnung und beschränkten die horizontale Gliederung auf die Fensterreihen. Auffallend sind die schweren Fensterbekrönungen sowie im dritten Stock die, die Fenster flankierenden Karyatiden. Das oberste Stockwerk ist sehr einfach gehalten. Im Gegensatz zu fast allen anderen Ringstraßenpalais liegt der Haupteingang nicht an der prominenten Prachtallee, sondern in der Weihburggasse. Gegenüber befand sich das Gebäude der Gartenbaugesellschaft, in der die Wiener Gesellschaft ihre Feste feierte. Das Portal ist besonders prunkvoll gestaltet. Der darüber liegende Balkon wird von acht Säulen getragen. Auf der Ädikula des Dachgesimses prangt die große Wappenkartusche der Grafen Mir. Das große Treppenhaus ist mit Ahnenbilder geschmückt, die anlässlich der Errichtung des Palais angefertigt wurden und vermutlich nicht besonders lebensecht sind. In einigen Salons der Beletage haben sich Vertäfelungen und Stuckarbeiten erhalten. Beim Umbau zum Hotel wurde einerseits modernste Technik eingebaut und anderseits versucht, den ursprünglichen Palaischarakter zu erhalten. Allerdings sind nur mehr die Fassade, die Prunkstiege und die Räume der Beletage original. Auch das Dach entspricht nicht mehr dem ursprünglichen, doch wurde beim Umbau eine Variante gewählt, die bereits 1872 vorgeschlagen, aber nicht ausgeführt worden war.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Weihburggasse 32/Parkring 14

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich


Weitere Literatur:


24.08.2002