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Ulmerfeld


Der Name Ulmerfeld scheint 995 als Zudamaresfelt erstmals urkundlich auf, von einer Burg ist jedoch noch lange nicht die Rede. Damals übergab König Otto III dem Bischof von Freising im Tauschwege ein etwa 2 km² großes Grundstück an der Ybbs mit einigen Hofstätten darauf. Ulmerfeld wurde im Laufe der Zeit zum Verwaltungsmittelpunkt der Freisinger Güter in dieser Gegend. Ein erster Wehrbau dürfte im 11. Jh. entstanden sein. 1276 wird der Herrschaft auch das Landgericht verliehen. Bischof Konrad III ließ in seiner Amtszeit zwischen 1314 und 1322 die Burg kräftig ausbauen. Auch die Errichtung der Kapelle geht auf seine Initiative zurück. Bischof Konrad IV, der 1340 in Ulmerfeld starb und Bischof Berthold von Wehingen (gest. 1410) bemühten sich ebenfalls um den weiteren Ausbau. 1451 musste das Bistum die Herrschaft auf Druck Kaiser Friedrichs III vorübergehend an Johann Neidecker verpfänden. Ansonsten wurde sie nur von Pflegern verwaltet. Während des Bauernaufstandes von 1597 war die Burg von den Rebellen besetzt. Die Herrschaft der Freisinger Bischöfe endete erst 1803, als die Güter der ausländischen geistlichen Grundherrschaften vom Staat eingezogen wurden. Ulmerfeld kam zuerst an den Großherzog von Toskana und 1805 an Kaiser Franz I (II). 1822 wurde es an Matthias Konstantin Graf Wickenburg verkauft. Dessen Familie veräußerte es 1863 an den Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha. Schließlich erwarb die spätere Neusiedler AG, die im benachbarten Hausmening eine Papierfabrik betrieb, den leerstehenden Bau und brachte darin ihre Arbeiter unter. 1975 kaufte die Stadtgemeinde Amstetten die bereits stark vernachlässigte Anlage, renovierte sie 1989/92 umfassend und befreite sie von den störenden Einbauten des 19. und 20. Jh. Heute dient sie als regionales Kulturzentrum, Museum und Standesamt. Außerdem ist in ihr eine Jugendherberge untergebracht.

Die Burg Ulmerfeld ist eine der bemerkenswertesten mittelalterlichen Wehranlagen Niederösterreichs. Sie stammt im Kern noch aus dem 13. Jh. und macht mit ihren nach außen hin weitgehend geschlossenen Mauerflächen einen sehr wehrhaften Eindruck. Der Bau ist von einem trockenen, heute noch bis zu 5 m tiefen und relativ breiten Graben umgeben, der vor dem Tor allerdings weitgehend zugeschüttet ist. Früher war der Zugang nur über eine Brücke möglich. Um den Zwinger und den Graben läuft eine Ringmauer, aus der an der Talseite zwei offene Türme vortreten. An der höher gelegenen Langseite sitzt diese Mauer auf einem Wall auf, der in der Neuzeit durch bastionsartige Vorwerke verstärkt wurde. Von ihnen sind aber nur mehr geringe Spuren vorhanden. Außerhalb des Walles befand sich ein zweiter Wehrgraben von ähnlicher Tiefe und Breite wie der innere Graben. Die vier Trakte der Burg umschließen einen unregelmäßig rechteckigen Innenhof. Der Zugang erfolgt durch den Torbau im Osten, der im 16. Jh. um ein Geschoß aufgestockt wurde. Dieser nach außen durch seine wenigen Fenster recht abweisend wirkende Bauteil umfasst auch die Burgkapelle. Sein Pultdach ist, wie auch die Dächer der übrigen Bauten nach innen gekehrt. Dadurch wirkt die Burg von außen gesehen, weitgehend dachlos und düster. Oberhalb des korbbogigen Tores ist ein auf Kragsteinen ruhender Balkon angebracht, der aus einem ehemaligen Gusserker entstanden sein dürfte. Sein Schmiedeeisengitter ist eine Zutat aus der ersten Hälfte des 19. Jh.

Die Torhalle wird von einem auf Eckkonsolen ruhenden Kreuzrippengewölbe überspannt. An ihren Wänden sind je vier Sitznischen in Dreipassform eingebaut. Die zweigeschossige Burgkapelle ist seit 1321 dem hl. Ulrich geweiht und seit 1786 profaniert. Sie ist mit einem hochgotischen Rippengewölbe versehen, dessen Konsolenfüsse verschieden gestaltet sind. Die Wandfresken stellen Szenen aus der Ulrichslegende und des Marienlebens sowie die vier Evangelisten dar. Sie stammen wahrscheinlich von einem italienischen Wandermaler und dürften um 1350/60 entstanden sein. Seit ihrer Restaurierung (1992/96) zählen sie zu den bedeutendsten Fresken ihrer Zeit in Österreich. Im geraden Chorabschluss des 5 x 8 m großen Sakralraumes hat sich ein spitzbogiges gotisches Fenster erhalten. Bemerkenswert ist auch die schmiedeeiserne Kapellentür mit ihren kräftigen Eisenbeschlägen aus dem 18. Jh. Sie ist Teil eines profilierten Spitzbogenportals, über dem sich ein Rundfenster befindet. Südwestlich der Torhalle steht der fünfgeschossige romanische Bergfried, dessen Bruchsteinmauerwerk auf die erste Hälfte des 13. Jh. zurückgeht. Sein Inneres wird nur durch schmale Schlitzfenster beleuchtet. Die fast 30 m lange und 1,75 m starke Südmauer führt zum Palas an der Westseite. Er ist ca. 27 m lang. Seine beiden Obergeschosse beinhalten zweischiffige Säle mit Mittelsäulen. Einer davon ist mit spätbarocken (?) Dekormalereien geschmückt. Entlang den beiden Längsmauern des Hofes wurden seit dem 15. Jh. zweigeschossige Bauten errichtet, die u. a. als „Spital“ und Verwalterwohnung benutzt wurden.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 7 km südwestlich von Amstetten

Besichtigung: von Ostern bis 26. Oktober an Sonn- und Feiertagen von 14.00 bis 17.00

Homepage: www.amstetten.noe.gv.at/Kultur/SchlossUlmerfeld/SchlossUlmerfeld.htm


Weitere Literatur:


06.01.2004