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Albrechtsberg/Pielach


Albrechtsberg scheint 1147 erstmals urkundlich auf. Der damals gemeinsam mit seinem Bruder Hadmar genannte Siegfried von Mauer nannte sich auch Siegfried von Adelbrehtisperge. Er war ein Gefolgsmann der Grafen von Schalla, doch bekam er Albrechtsberg als Lehen der Hochfreien von Perg. Albrecht von Perg dürfte auch der Namensgeber für die neu erbaute Burg gewesen sein. Als Festes Haus besaß sie keinen Bergfried. Im gesamten 13. Jh. gibt es keine Nachrichten über die Herrschaft und ihre Eigentümer. Von 1311 bis 1357 befand sie sich im Besitz der Familie Fleischessen, die die romanische Achatiuskapelle 1337 frühgotisch modernisieren ließ. Danach wechselten die Eigentümer relativ rasch. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam der Pfleger von Persenbeug und spätere Mautner von Linz, Ritter Jörg Enenkel in den Besitz der Burg. Die Enenkels waren Gefolgsleute der Grafen von Schaunberg, an die mittlerweile die Lehenshoheit von Albrechtsberg übergegangen war. Sie ließen 1581 um das mittelalterliche Feste Haus das heutige Renaissanceschloss errichten. Die Familie Enenkel hielt das Lehen bis 1605. Ihre Mitglieder sind für die österreichische Geschichtsforschung von Bedeutung, da sie verschiedene genealogische und historische Schriften, wie das Österreichische Geschlechterbuch und die Collectanea genealogica, verfassten. David Enenkel hinterließ 1603 hohe Schulden, so dass es zwei Jahre später zu einer gerichtlichen Exekution kam.

Über Ulrich von Krenberg und Erasmus von Tschernembl gelangte Albrechtsberg 1606 an Ludwig von Starhemberg. Dieser war, wie seine Vorgänger, ein eifriger Lutheraner. Da er am protestantischen Adelsaufstand teilnahm, wurde 1619 die Burg von kaiserlichen Soldaten eingenommen und in Brand gesetzt. Anschließend wurde die Herrschaft konfisziert und 1623 Johann Ruprecht Hagenmüller von Dubenweiler übergeben. Dieser ließ sofort die Schlosskapelle wieder katholisch weihen, woran früher eine Wappentafel an der südlichen Kapellenwand erinnerte. Im Türkenjahr 1683 konnte das Schloss gehalten werden. Ein Brand vernichtete 1704 den Kapellenturm. Von den Hagenmüller ging die Herrschaft 1802 an die verschwägerte Familie der Edlen Peil von Hartenfeld über. Zu den Besitzern des 19. Jh. gehörten der Wiener Großhändler Bogasch (1830), Ritter Raimund von Manner (1839) und Freiherr William von Hammerstein. 1863 kauften die Fürsten Auersperg das Schloss und ließen es restaurieren. Durch Heirat gelangte es 1909 an einen Fürsten Rohan, dessen Familie Albrechtsberg bis 1950 besaß. Nach 1945 wurde das Gebäude und die Gruft der Rohans geplündert und verwüstet. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. war Albrechtsberg im Besitz von Baumeister Vogt und wurde zeitweise von Mietparteien bewohnt. Seit 1995 ist die Familie Weinberger Eigentümerin des Schlosses.

Das Schloss liegt auf einem Hügel am nordwestlichen Rand des gleichnamigen Ortes. Seinen Mauern ist an drei Seiten ein Zwinger vorgelagert, dessen niedrige Außenmauer heute wenig wehrhaft wirkt. Die vierte Seite war durch den steil abfallenden Berghang hinreichend geschützt. Im Norden führt eine Steinbrücke über den 7 m tiefen trockenen Halsgraben zum Torbau. Das gequaderte Portal ist mit 1581 bezeichnet. Die frühbarocke Marienstatue, die einst in der heute leeren Figurennische stand, ist heute verschollen. Das Tor wird von einem dreigeschossigen runden Eckturm flankiert, der mit einem Kegeldach versehen ist und eine Schlüssellochscharte aufweist. Der Torbau stand ursprünglich vor der Wehrmauer, doch wurde dieser nachträglich außen ein Wohnbau vorgesetzt, so dass der geschlossene zweigeschossige Nordtrakt entstand, der vom runden Eckturm bis zum nordwestlichen Vierecksturm reicht. Dieser Turm wurde erst im Spätmittelalter errichtet. Er war ursprünglich nur durch eine Ecke mit der alten Ringmauer verbunden. Die Errichtung von anschließenden Renaissancebauten hat ihn jedoch in die Gesamtanlage eingebunden. Durch die tonnengewölbte Torhalle und eine später angebaute Verlängerung gelangt man in den Schlosshof, der durch die eingestellten Gebäude in drei enge Bereiche unterteilt ist. Hier stehen die ältesten Teile der Burg. Im Westen liegt das Feste Haus, das vermutlich um 1100 errichtet wurde, während die ehemals romanische Burgkapelle die Südostecke des Hofes dominiert.

Das Feste Haus überragt mit seinem mächtigen Walmdach die übrigen Gebäude. Es ist ein viergeschossiger (früher dreigeschossiger) rechteckiger Kastenbau, dessen Mauerstärke im Erdgeschoß ca. 1,8 m beträgt. Die meisten Räume sind gewölbt, die ursprüngliche Raumaufteilung ist aber nicht mehr vorhanden. So wurde die große Halle im Erdgeschoß im 16. Jh. durch eine Zwischenmauer in zwei quadratische Säle geteilt. Einer davon hat noch eine gotische Tür und zwei gotische, schartenartige Fenster, die sich nach innen verbreitern. Sein Kreuzgratgewölbe wird von einer starken Mittelsäule gestützt. Zwischen dem Festen Haus und der Ringmauer befand sich ein innerer Zwinger, der aber bereits in der Renaissancezeit mit zweigeschossigen Räumen verbaut wurde. Dadurch steht das Gebäude nicht mehr frei im Hof, sondern ist mit der westlichen Außenmauer verbunden. An der Hofseite tragen im Obergeschoß Kragsteine einen Laufgang mit hölzerner Balustrade. Die dem hl. Achatius geweihte Burgkapelle ist längst profaniert. Sie bestand aus einer Unter- und einer Oberkirche, doch war lange Zeit nur die Oberkirche zugänglich. Seit 1996 kann auch die Unterkirche wieder betreten werden. Das alte romanische Gotteshaus hatte eine Apsis an der Ostwand. In frühgotischer Zeit wurde es auf die dreifache Länge vergrößert und der Altar nach Süden verlegt. Durch einen achteckigen Mittelpfeiler entstand eine zweischiffige Halle. Die Ostwand ist von zwei spitzbogigen Fenstern durchbrochen. Der trapezförmige Nebenhof hinter der Kapelle weist zweigeschossige Arkaden auf. Die Lauben im Erdgeschoß sind vermauert. Im Obergeschoß werden die Bögen von toskanischen Säulen gestützt. Diese Arkaden waren ursprünglich der Ringmauer hofseitig vorgelegt. Aber auch hier hatte man in der Renaissancezeit die Burg vergrößert, indem man der Mauer außen einen Wohntrakt für die Herrschaftsinhaber anfügte. Im Winkel zwischen dem Südtrakt und der Ostfront liegt über der ehemaligen Sakristei eine Altane. Sie ist vom Stockwerk über der Kapelle, das erst in neuerer Zeit aufgesetzt wurde, erreichbar. Darunter befand sich vom Zwinger her der Zugang zur heute zerstörten Gruft der Fürsten Rohan.

Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 5 km südöstlich von Melk

Ort/Adresse: 3382 Loosdorf, Bez. Melk

Besichtigung: bei telefonischer Voranmeldung möglich

Homepage: www.schloss-albrechtsberg.at


Weitere Literatur:


31.12.2003