ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Moosham


Moosham ist die drittgrößte Burg Salzburgs. Das Ministerialengeschlecht der Moosheimer wird 1191 mit Otto von Moosheim erstmals erwähnt. Damals dürfte es bereits ein „Festes Haus“ an der strategisch wichtigen Straßengabelung gegeben haben. Hier zweigten zwei Römerstraßen von der über den Katschberg führenden Hauptverbindungsstraße ab. Unterhalb der Burg wurden 1950 ein Mithrastempel und eine römische Siedlung ausgegraben. Kaiser Friedrich II übertrug 1213 die Herrschaft über den Lungau an das Erzbistum Salzburg. 1256 wird erstmals die Burg selbst erwähnt, wobei es damals sogar zwei Anlagen gegeben haben dürfte, da ein Obermoosham und ein älteres Untermoosham erwähnt wird. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts waren die Moosheimer dem Salzburger Erzbischof Friedrich von Walchen zu mächtig geworden. Er warf ihnen Treuebruch sowie Übergriffe auf die Güter des Domkapitels vor und ließ Moosham belagern. 1285 musste Otto von Moosheim auf seine Stammburg verzichten und außer Landes gehen. Seine Nachkommen sind aber erst 1725 ausgestorben. Für die Erzbischöfe war Moosham so wichtig, dass sie es nie mehr als Lehen vergaben, sondern nur noch von Pflegern verwalten ließen. Diese übten ab der zweiten Hälfte des 14. Jh. auch die Funktion eines Landrichters für den gesamten Lungau aus. 1479 wurde die Burg kurzzeitig von Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus besetzt. Auch im Bauernkrieg von 1526 musste sie vorübergehend den Aufständischen übergeben werden.

Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach begann 1516 mit der Modernisierung und Vergrößerung der Burg, die erst 1577 mit dem Neubau des Meierhofes ihren Abschluss fand. Sie erhielt damals ungefähr ihre heutigen Ausmaße. Im Wohntrakt wurden Räume, wie die Fürstenstube und das Tafelzimmer für einen eventuellen Aufenthalt des Landesherrn eingerichtet. 1611 verbrachte hier Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau seine letzten Tage in Freiheit, bevor ihn seine Verfolger in Kärnten gefangen nahmen. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte Moosham im 17. und 18. Jh., als vor dem Landgericht zahlreiche Prozesse gegen Hexen und Zauberer abgewickelt wurden, die meist mit Todesurteilen für die Angeklagten endeten. Gut dokumentiert sind ab 1675 die Gerichtsverhandlungen gegen 180 Mitglieder der „Zauberer-Jackl-Bande“, die allein 140 Opfer, darunter Kinder und Greise, forderten. 1722 wurde der als „Hexenturm“ bekannte Bergfried abgetragen. Ein Drittel davon wurde wieder aufgebaut und darin zwei Räume und ein Gewölbe eingerichtet. Der Burgkaplan erhielt damals eine eigene Wohnung zugewiesen. 1790 wurde das Pfleggericht Moosham in die Gerichte St. Michael und Tamsweg geteilt. Die Burg wurde nicht mehr gepflegt und schließlich verkauft. 1858 ersteigerte Franz Neuper, ein Gewerke aus Unterzeiring, die Anlage. Johann Nepomuk Graf Wilczek kaufte schließlich 1886 den bereits stark vernachlässigten und bereits ausgeräumten Bau. Er wollte eigentlich nur das Zirbelholzgetäfel eines Raumes erstehen. Da es nicht verkäuflich war, erwarb er kurzerhand die ganze Burg und ließ sie grundlegend sanieren, wobei auch ein neuer Bergfried errichtet und ein Zwinger angelegt wurde. Wilczek, der als Erbauer Kreuzensteins bekannt ist, gilt auch als Retter von Moosham. Die gesamte heutige Innenausstattung geht auf seine Sammlertätigkeit zurück. Sie ist so reichhaltig, das Moosham als Regionalmuseum des Lungaus geführt werden konnte, obwohl viele Einrichtungsgegenstände aus anderen Regionen Europas zusammengetragen wurden. Die Burg ist bis heute im Besitz der Familie Wilczek geblieben.

Die Burg besteht aus zwei Teilen: dem älteren „Unteren Schloss“, das vermutlich auf das alte Feste Haus zurückgeht und dem „Oberen Schloss“, das im 16. Jh. erneuert wurde. An die Stelle der einstigen Zugbrücke ist eine Steinbrücke getreten. Das dreigeschossige Torhaus trägt das Wappen des Erzbischofs Hieronymus Fürst Colloredo, des letzten bischöflichen Landesfürsten Salzburgs. Durch das breite Rundbogenportal und die tonnengewölbte Durchfahrt gelangt man in den Hof des Oberen Schlosses. Er wird nach Osten hin durch den dreigeschossigen herrschaftlichen Schüttkasten begrenzt. Dessen Untergeschoß ist mit Kreuzgratgewölben gedeckt, das Obergeschoß mit einer mächtigen Tramdecke aus Lärchenholz, deren Unterzug 28 m lang ist. Der Getreidekasten wurde von Graf Wilczek zum Wagen- und Schlittenmuseum umgestaltet. Die drei anderen Trakte dienten jahrhundertelang als Amts- und Wohnräume der Pfleger. Von diesem Hof aus ist die Kapelle zugänglich. Sie enthält Fresken von Gregor Lederwasch, die die14 Kreuzwegstationen und zwölf Aposteln darstellen. Der spätgotische Flügelaltar stand einst in Hamburg. Die Orgel stammt aus Schloss Pettenegg, die Glasgemälde der Apsis aus dem 15. Jh. befanden sich ursprünglich in einer kleinen Kirche bei Leoben. Die Kapelle war von 1790 bis 1910 profaniert, wird jedoch seither wieder für Gottesdienste verwendet. Der Speisesaal wird von einer gotischen Holzdecke überspannt. Der hier befindliche Kamin aus Salzburger Marmor stammt vom ehemaligen Grimminghaus in Mauterndorf. Im Jagdsaal sind Trophäen und historische Jagdwaffen ausgestellt.

Ein mächtiger Mittelpfeiler trägt die Kreuzgewölbe des Schreibzimmers, das ebenfalls mit Jagdtrophäen geschmückt ist. Die Gemälde und Kupferstiche sind nach Vorlagen niederländischer und deutscher Meister entstanden. Die Prunkräume, wie das Fürstenzimmer und der Renaissancesaal befinden sich im Obergeschoß des Oberen Schlosses. Hier haben sich die ursprünglichen Holzdecken erhalten. Die Wände des Renaissancesaales sind mit goldgepressten Ledertapeten verkleidet. Der Majolika-Kachelofen von 1687 stammt aus Winterthur. Das Fürstenzimmer ist gotisch getäfelt. Sein prächtiger Kachelofen wurde 1726 zusammengesetzt. Zwischen dem Oberen und dem Unteren Schloss liegt der malerische Große Burghof. An den Innenseiten der Außenwände des Hofes und des Zwingers sind die für salzburgische Wehrbauten typischen hölzernen Wehrgänge angebaut. Sie wurden Ende des 19. Jh. rekonstruiert. Im Unteren Schloss befanden sich die Räume des Pfleggerichts. Im Gerichtssaal ist über dem wuchtigen Richterstuhl eine Madonnenstatue mit Kind aus der Zeit um 1440 angebracht. Zu den Sammelstücken an den Wänden gehören ein Richtschwert sowie beschlagnahmte Wildererwaffen. Auch die Folterkammer wurde mit Marterwerkzeugen bestens ausgestattet. Von der Prügelbank bis zur Streckmaschine findet man hier alles, was man so im 17. Jh. für ein ordentliches Verhör benötigte. Während diese Instrumente auf anderen Gerichtssitzen vorwiegend der Abschreckung dienten, wurden sie in Moosham bei den Hexenprozessen ausgiebig benützt. Der Waffensaal diente einst als Sommerspeisezimmer. Der hier befindliche Alabasterkamin stand einst im Schloss Tanzenberg in Kärnten. Das Keutschacher-Zimmer im dritten Stock des Wohnturmes verfügt über eine mit Rosetten geschmückte gotische Decke aus dem Lungau sowie über einen schönen Majolikaofen aus Südtirol. In der Bibliothek hängen Kupferstiche von Christoph Lederwasch.

Lage: Salzburg/Lungau – ca. 10 km westlich von Tamsweg

Besichtigung: Vom 1. April bis 1. Oktober stündliche Führungen (09.00 – 16.00), sowie vom 2. Oktober bis 31. März Führungen um 11.00, 13.00 und 14.30

Homepage: http://www.schloss-moosham.info


Weitere Literatur:


29.12.2003