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Trabuschgen


In Vellach, dem heutigen Obervellach, ist 1395 erstmals ein Schloss mit dem Namen Dragoschken bezeugt. Es dürfte von Friedrich Khuenburg erbaut worden sein, an dessen gleichnamigen Urenkel eine Glasscheibe im Schloss erinnert. Die Familie Khuenburg nahm im 15. und 16. Jahrhundert größere Umbauten vor. 1633 kaufte der in Venedig ansässige Großkaufmann Hans Widmann die Herrschaft. Sein Sohn Martin verkaufte sie an Hans-Joachim und Georg Hendl, die Inhaber eines Messingwerkes in Möllbrücke. Sie gaben das Schloss ihrerseits 1651 an den St. Veiter Rat Andreas Mayr weiter. Von diesem erwarb es der damalige Landesverweser Kärntens, Johann Wilhelm Graf Attems. Er veräußerte es 1691 an Hans Adam Stampfer von Walchenberg. Dessen Söhne Hans-Josef und Franz Adam gaben dem Schloss seine heutige palastartige Gestalt. Das erforderliche Kapital hatte die Familie im Gold- und Kupferbergbau des Mölltales erworben. Die Stampfers waren Mäzene der Kärntner Künstler und eifrige Sammler von Kunstwerken. Trabuschgen blieb bis 1803 bei der inzwischen in den Grafenstand erhobenen Familie. Zu den späteren Eigentümern zählten Franz Mulli und ein Graf Batthyány sowie der Universitätsprofessor Dr. Leopold Wenger, der das Schloss bis zu seinem Tode 1953 besaß. Trabuschgen gehörte bis zuletzt der Familie Strach, die es als Hotel mit angeschlossener Reitschule führte. Auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde das Schloss anfangs Februar 2006 versteigert.

Das am nördlichen Ortsrand von Obervellach liegende Schloss geht auf das Ende des 14. Jahrhunderts zurück. Es wurde jedoch häufig verändert, bis es nach 1710 sein heutiges Aussehen erhielt. An die Spätgotik erinnern noch das Spitzkappengewölbe in der Einfahrt sowie Türgewände im ersten Stock, an die Renaissancezeit ein gekuppeltes Fenster an der Rückseite. Schauseite des dreigeschossigen Schlosses ist die siebenachsige Südfassade. Sie stammt vom Umbau im ersten Viertel des 18. Jh. Hier befindet sich auch das asymmetrisch plazierte hohe Säulenportal mit dem von Steinvasen flankierten überdimensionierten Wappen der Grafen Stampfer. Die Torflügel sind reich geschnitzt. Die darüber liegende Lünette ist mit einem barocken Schmiedeeisengitter verziert. Das Erdgeschoß ist mit einer Putzquaderung versehen. Die beiden Obergeschosse werden durch Riesenpilaster zusammengefasst. Ihre Kapitelle reichen bis zur Traufe. Die ausgedehnte Fläche des Walmdaches ist durch einen, sich über zwei Fensterachsen erstreckenden Uhrgiebel belebt. Die Fenster der beiden oberen Stockwerke weisen spätbarocke geschwungene Verdachungen auf.

Im Inneren hat sich die Ausstattung aus der ersten Hälfte des 18. Jh. weitgehend erhalten. Im zweiten Stock liegt ein großer Saal, der die ganze Tiefe des Gebäudes einnimmt. Der Kärntner Barockmaler Josef Ferdinand Fromiller schuf hier 1716 im Auftrag von Franz Adam Stampfer ein großes Deckengemälde. Es war sein erstes großes Werk und zeigt die über den Wolken thronenden Götter, die wohlwollend auf die Taten der Menschen blicken. An den Wänden hängen großformatige Ölbilder Fromillers, meist Kopien nach Peter Paul Rubens. Vorbild für diesen Saal war die Sala Clementina im Vatikan. Der sog. Empiresaal zeigt Stukkaturen vom Ende des 18. Jh. Hier steht auch ein Kachelofen, der um 1700 gefertigt wurde. Die hier hängenden Ölbilder stellen frühere Besitzer sowie Mitglieder des Kaiserhauses dar. Im heutigen Speisezimmer haben sich zwei bemalte Durchgangsbalken aus dem 16. Jh. erhalten. Die Schlosskapelle entstand 1727/30 in einem ovalen Saal des hinteren Traktes. Ihre Decke ist mit Fresken des Tiroler Malers Anton Zoller (1695 – 1768) geschmückt, die den eigentlichen Höhepunkt der malerischen Ausgestaltung des Schlosses bilden. Das Altarbild stellt die Krönung Marias dar. Zoller schuf auch die Malereien in den drei Stuckfeldern des Stiegenaufganges zum zweiten Stock. Die Stukkaturen in den meist geräumigen Zimmern stammen von der bayrischen Künstlerfamilie Pittner.

Lage: Kärnten/Mölltal – am nördlichen Ortsrand von Obervellach

Besichtigung: nach Voranmeldung möglich

Homepage: www.peak.at/schloss


Weitere Literatur:


27.12.2003