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Reideben


Das obere Lavanttal war uralter bambergischer Besitz. 1354 stand hier der „Hof zu St. Urban“, der Niklas Sax gehörte. Bernhard der Sax verkaufte 1448 das Gut an Leonhard von Presing (Prösing), der es ausbaute und ihm den Namen Reideben gab. Sein Sohn Hans bekleidete unter Maximilian I das Amt des kaiserlichen Türhüters. Als die Türken 1480 in das Lavanttal einfielen, wurde auch das nunmehrige Schloss weitgehend zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut und wesentlich vergrößert. David von Presing verkaufte die Herrschaft 1580 an Alexander von Freyberg, der es neun Jahre später vom bambergischen Bischof als Lehen erhielt. Er nahm neuerlich umfangreiche Umbauten vor und errichtete auch das Tor an der Südseite. Sein Sohn Helfried musste 1629 wie viele seiner protestantischen Glaubensgenossen seinen Besitz verkaufen. Reideben ging an Wolfgang Haid von Haidenburg, doch war seine Witwe gezwungen, den Kauf wieder rückgängig zu machen. Nächste Besitzer wurden Andreas Sauer von Ankenstein und dessen Schwager Georg-Andreas von Kronegg. Über den bambergischen Vizedom Peter-Philipp von Dernbach gelangte Reideben 1672 an das Bistum Bamberg und dann 1693 an das Domstift St. Andrä. Bei diesem blieb es bis 1808. Nach der Säkularisation übernahm der k. k. Religionsfonds die Verwaltung der Herrschaft. 1819 erwarb Anton von Pettenkofen, der Vater des Malers August-Karl von Pettenkofen, im Zuge einer Versteigerung das Schloss. Im gleichen Jahr brannte der Meierhof ab. Pettenkofen verfügte nicht über die Mittel zur Wiederherstellung und ließ kurzerhand große Teile des Schlosses durch Entfernung der Zwischenwände und Plafonds in einen Getreidekasten umbauen. 1835 wurde Reideben neuerlich versteigert. Hugo Graf Henckel von Donnersmarck kaufte 1846 das Schloss mit dem gesamten Inventar von Joseph Rainer von Harbach. Dieser verlangte nur drei Dinge behalten zu dürfen: sein Gewehr, sein Pferd und seine Frau (in dieser Reihenfolge). Das Schloss wurde nun großzügig renoviert. Auch ein neues Wirtschaftsgebäude entstand. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde Reideben vorwiegend als Gestüt und Wirtschaftshof benutzt und nicht sehr gepflegt. Das heutige Wohnschloss entstand ab 1921 durch umfangreiche Umbauarbeiten. Hugo IV Graf Henckel von Donnersmarck vererbte es vor einigen Jahren an seinen Enkel Leopold Graf Auersperg, den er auch adoptierte.

Der einfache Renaissancebau von der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert liegt am Hang eines Ausläufers der Koralpe unweit von Wolfsberg. Er besteht aus drei hufeisenförmig angeordneten, zweigeschossigen Flügeln und einer Abschlussmauer im Osten. In ihrer Mitte befindet sich das heutige Einfahrtstor. Es wurde erst anlässlich der großen Restaurierung 1921/24 errichtet und trägt das Doppelwappen Henckel-Auersperg, das von zwei, aus dem Schloss Himmelau stammenden Löwen gehalten wird. Das ursprüngliche Tor befand sich an der Südfront. Es wurde von Alexander von Freyberg vor 1593 errichtet und bis zum Ende des 18. Jh. als Einfahrt benutzt. Über dem rundbogigen Quaderportal sind die von Löwen gehaltenen Wappen der Freyberg und Kronegg mit einer Bauinschrift angebracht. In den Bogenzwickeln erkennt man die Wappen der Mütter des Ehepaares: Resch von Gerolzhausen und Häll von Suntheim. Die vier Ecktürme des Schlosses sind gleich hoch wie die Wohntrakte, haben aber verschiedene Grundrisse. Der Rundturm ist geböscht und mit einem Leiterwulst versehen. Der große rechteckige Hof weist im Erdgeschoß Lauben und im ersten Stock verglaste Arkadengänge auf. Im Laubengang sind verschiedene Grab- und Wappensteine eingemauert, darunter ein Römerstein. Vor dem Osttor steht der früher im Park von Schloss Wolfsberg aufgestellt gewesene „Bischofsstein“ – eine dreikantige, von einem Säulenstumpf getragene Platte mit Eckkartuschen. Eine ist mit den Wappen der Bamberger Bischöfe Johann Georg Zobel von Giebelstatt und Martin von Eyb sowie dem ihres Vizedoms Johann-Friedrich Hoffmann, Freiherrn von Grienpichl geschmückt. Die beiden anderen Kartuschen tragen das Reliefbild des Guten Hirten bzw. eine Inschrift. Auf der Platte steht ein Dreikopf mit den Gesichtern der drei Genannten. Der Überlieferung nach bedankten sich mit diesem Denkmal die evangelischen Bürger von Wolfsberg um 1583 für die ihnen erwiesene Toleranz in der Religionsausübung.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 6 km südöstlich von Wolfsberg

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


25.12.2003