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Kropfsberg


Die heutige Ruine Kropfsberg liegt auf einem 70 m hohen Felsen über dem Inn. Von ihr aus konnten sowohl der Fluß, als auch die Straßen des Inn- und Zillertales kontrolliert werden. Auf Grund dieser strategisch günstigen Lage, dürfte der Felsen schon sehr früh besiedelt gewesen sein, worauf Funde aus der Bronze- und der Römerzeit hinweisen. Die Römer unterhielten hier ihre Straßenstation Masciacum. An ihrer Stelle entstand in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter Erzbischof Konrad I von Salzburg eine erste Burg, vermutlich nicht vielmehr als ein von Mauern umgebener Turm. Sie diente den Salzburger Erzbischöfen als Gerichts- und Verwaltungssitz, aber auch als vorgeschobene Grenzfeste gegen das Herzogtum Bayern und die Grafschaft Tirol sowie zur Sicherung ihrer Besitzungen im Zillertal. 1286 wird ein Pfleger aus der Familie der Herren von Kuchl genannt. Dies ist auch die erste urkundliche Erwähnung der Burg. Während der ersten Ausbauphase unter Erzbischof Eberhard II von Regensburg entstand oberhalb des alten Turmes die heutige mit zwei weiteren mächtigen Bergfrieden versehene Hauptburg. Im 15. Jh. fanden in Kropfsberg mehrmals wichtige Verhandlungen statt. So wurde 1412 am „Fürstentag“ ein Streit zwischen Bayern und Tirol geschlichtet. Vier Jahre später kam es in der Burg zur Aussöhnung zwischen dem geächteten Herzog Friedrich IV und seinem Bruder Herzog Ernst von Österreich. Dieser „Kropfsberger Vergleich“ sicherte Friedrich den weiteren Besitz Tirols. Bei beiden Streitbeilegungen trat der Salzburger Erzbischof als Vermittler auf. Merkwürdigerweise gibt es in Kropfsberg zwar zwei romanische Ausbaustufen, aber keine größere Bautätigkeit in der Gotik. Erst um 1500 ließ Erzbischof Leonhard von Keutschach die Anlage neu befestigen. Bis 1540 entstand die 900 m lange, mit Schießfenstern- und –scharten versehene Ringmauer sowie die halbrunden Basteien. Im 16. Jh. zählte Kropfsberg zu den größten Tiroler Burgen. Es war durch einen doppelten Bering geschützt. Der gewaltige Ausbau hatte weniger strategische Gründe, vielmehr sollte die Burg landesfürstliche Macht und Stärke demonstrieren. Sie hatte eine Fläche von 26.000 m², bot aber nur 60 bis 80 Personen Unterkunft. Mit der Verlegung des Sitzes des salzburgischen Pflegers nach Zell am Ziller begann 1592 der Niedergang Kropfsbergs. Es wurde nur mehr von wenigen Personen bewohnt und nicht mehr instand gehalten. 1673 stürzten die ersten Gebäude ein. 1703 verjagten Tiroler Schützen während des „Bayrischen Rummels“ bayrische Soldaten, die sich hier kurzfristig festgesetzt hatten. Kaiser Josef II ließ die Burgkapelle säkularisieren. Als 1809 das Zillertal zu Bayern kam, wurde das bereits zur Ruine verkommene Kropfsberg versteigert. Die bäuerlichen Besitzer verkauften alle noch verwertbaren Bauteile, und zwar so gründlich, dass sich von der einst 2000 m² großen Dachfläche kein Ziegel erhalten hat. 1816 kam Tirol und damit Kropfsberg endgültig zu Österreich. Im Jahre 1850 sanierte man den Torturm und machte ihn bewohnbar. Um 1905 wurden Teile der bis zu 8 m hohen und 3 m dicken Ringmauer abgebrochen und das Material für die Inn-Regulierung verwendet. 1940 erwarb der aus Meran stammende Dr. Sepp Auffinger die Anlage. Er ließ den Torturm sanieren. Die letzten schweren Schäden gab es 1945, als bei der Bombardierung der benachbarten Eisenbahnlinie, die westliche romanische Palasmauer einstürzte. Trotz dieser Zerstörungen bietet Kropfsberg auch heute noch das Bild einer mächtigen, mittelalterlichen Anlage. Seit 1985 wird die Ruine konserviert und restauriert. Derzeitiger Eigentümer ist Dr. Hanno Vogl-Fernheim.

Der nach Westen vorgeschobene, freistehende Turm ist der einzige Rest der ersten Burg. Vom zweiten Bau stammt die um einen sechseckigen Hof errichtete romanische Hochburg, in der neben den noch vorhandenen beiden Bergfrieden, der Palas und die Wirtschaftstrakte lagen. Der ursprünglich unbewohnbare, 30 m hohe mittlere Bergfried hat im unteren Bereich lediglich Lichtschlitze. Erzbischof Leonhard von Keutschach ließ ihm Wohngeschosse aufsetzen, die an den großen Fenstern und dem unterschiedlichen Mauerwerk erkennbar sind. Nach den schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde er zur Aussichtswarte ausgebaut. Die Ruinen der Rupertuskapelle aus dem 16. Jh. lassen noch das Portal, den achteckigen Chorschluß, die Fenster, Wandpfeiler und Rippenansätze erkennen. In der Mitte des Hofes befindet sich eine 47 m tiefe Zisterne. Außer den gut erhaltenen Türmen besteht die vorhandene Bausubstanz im wesentlichen aus den Umfassungsmauern und den Mauern der einstigen Wohngebäude. Da die Burg nie Herrschaftssitz war und lediglich von Pflegern verwaltet wurde, gab es vermutlich kaum repräsentative Räume bzw. künstlerischen Schmuck. Die äußere Ringmauer mit ihren Bastionen ist noch zum Teil erhalten.

Lage: Tirol/Unterinntal – unweit des Ortes St. Gertraudi (Gemeinde Reith), neben der Bundesstraße

Besichtigung: Das Gelände der Ruine kann nach Voranmeldung besichtigt werden.


Weitere Literatur:


24.08.2002