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Schönwörth (Niederbreitenbach)


Dieser Ansitz gehört zu den wenigen in Tirol noch erhaltenen Wohntürmen der Gotik, wenn er auch Ende des 19. Jh. neugotisch verändert wurde. Der Name Schönwörth ist erst seit dem Ende des 19. Jh. gebräuchlich. Zuvor wurde der Ansitz nach dem Ortsteil von Langkampfen, in dem er liegt, Niederbreitenbach genannt. Urkundlich erwähnt wurde er erstmals 1448, als ihn der Pfleger zu Kufstein, Hanns Ebbser, erwarb. Er dürfte jedoch wesentlich älter sein. Vermutlich wurde er um 1360 von den Herren von Freundsberg erbaut, die damals auch das benachbarte Mariastein errichteten. Die Herren von Ebbs verkauften den Turm bereits1450 an Marquard Breisacher. Nun wechselten die Besitzer recht häufig. Erst die Familie Praun besaß Niederbreitenbach für längere Zeit, nämlich von 1528 bis 1564, als Georg Praun es an Georg Ilsung verkaufte. 1587 wurde Karl Freiherr von Schurff Herr von Niederbreitenbach. Zwei Jahre später konnte er das bisherige Lehen als freies Eigen erwerben. Der Name Schönwörth geht übrigens auf einen Ansitz der Familie Schurff in Volders zurück, der aber 1747 durch Blitzschlag völlig zerstört wurde. Der Titel „Freiherren von Schönwörth“ blieb den Schurffs bis zu ihrem Aussterben 1688 erhalten. Niederbreitenbach gelangte dann im Erbweg an Hans Friedrich von Stachelburg, der die Tochter des letzten Schurffs geheiratet hatte. 1747 erbte Simon Felix Freiherr von Crosina den Besitz, verkaufte ihn aber 1773 an Martin Anton von Cloz. Als 1834 sämtliche in Nordtirol gelegene Güter der Südtiroler Familie Cloz verkauft wurden, gelangte Mariastein an das Erzbistum Salzburg und Niederbreitenbach in bäuerlichen Besitz. 1858 wurde der Ansitz an den Zementfabrikanten Alois Kraft aus Kufstein verkauft. Dessen Erben veräußerten ihn 1879 an den Arzt Georg Widmann. Von seinem Nachfolger erwarb der russische Fürst Alexander Wladimir Bariatinsky 1886 Niederbreitenbach, das ab nun Schönwörth genannt wurde.

Nun begann eine kurze Blütezeit des Ansitzes, der bisher nur aus dem rechteckigen, mit einem hohen Zeltdach versehenen, spätmittelalterlichen vierstöckigen Turm und einem Anbau an der Rückseite bestand. Bariatinsky ließ verschiedene Zubauten errichten, in den Remisen, Pferdeställe und Dienerwohnungen eingerichtet wurden. 1889 wurde an der Südseite ein schlanker Treppenturm aus Tuffstein angefügt. Dem Stiegenhaus fiel die bisherige Kapelle zum Opfer. An der Dorfseite wurde das Wappen des neuen Besitzers angebracht. Um mehr Raum für Besucher und Angestellte zu gewinnen, wurde das Innere des alten Turmes in kleine Zimmer unterteilt. 1890 wurde der Trakt mit dem Saal über der gewölbten Durchfahrt zum Park ausgebaut. Durch den Zukauf der umliegenden Gründe konnte ein schöner Park angelegt werden, der mit einer Mauer umgeben wurde. Das Innere wurde mit zugekauften alten Täfelungen, Türen, Holzdecken, Öfen und Möbeln prächtig ausgestattet. In einer Innsbrucker Firma wurden zahlreiche Glasfenster mit den Wappen der Familie Schurff angefertigt. Die Arbeiten im Schloss wurden von Jakob Hechenblaikner aus Innsbruck geleitet und größtenteils von einheimischen Handwerkern durchgeführt. Der Fürst führte hier ein wahrhaft fürstliches Leben und machte sich dadurch bei Teilen der konservativen Dorfbevölkerung unbeliebt, obwohl er die Gemeinde durchaus großzügig unterstützte. 1894 fühlte er sich hier nicht mehr besonders wohl und zog nach Frankreich. Der nächste Besitzer war der Reichsratsabgenordneter Andreas Baron Dipauli, der aber nur selten hier wohnte. Schönwörth wurde 1906 an den bayrischen Grafen Max zu Löwenstein-Scharfeneck verkauft. Im gleichen Jahr wurde dessen Sohn, der bekannte Politiker und Schriftsteller Hubertus Prinz zu Löwenstein geboren. An die Familie Löwenstein erinnern noch die steinernen Löwen am Eingang und manche Wappen an den Fenstern. Nun wechselten wieder mehrmals die Besitzer kurz hintereinander, bis 1925 Generalkonsul Eduard Schüssel das Schlösschen kaufte. Seine Nachkommen, die in Deutschland lebende Familie Cornides, sind die derzeitigen Eigentümer von Schönwörth.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – ca. 8 km südwestlich von Kufstein im Ortsgebiet von Langkampfen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.12.2003