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Wien - Eßling


Das Eßlinger Schloss wird urkundlich 1287 erstmals genannt. Die Familie der Ezzelarn gehörte bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zu den Wiener Ratsbürgern. Sie hatte im Marchfeld landwirtschaftlichen Besitz. 1378 erlaubte Herzog Albrecht III Niclas und Hermann von Eßling ihren Landsitz zu befestigen und ihn Eslarn zu nennen. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts trennten sich die Herren von Eßling von ihrem Schloss. Nun setzte ein häufiger Besitzwechsel ein. 1455 hatte Wolfgang Mühlwanger die Herrschaft als landesfürstliches Lehen inne. 1579 erwarb Georg Freiherr von Teufel Eßling von den Rittern Königsberg. 1672 gelangte es an Margarete Gräfin Buquoy und 1677 an den Hofkammerrat Thomasis. Dessen Nachkommen veräußerten das Schloss 1722 an Franz Graf Kinsky. Der Gemahl Kaiserin Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, erwarb es 1760 gemeinsam mit Eckartsau. Damit gelangte Eßling in den kaiserlichen Familienfonds, der bis nach dem Zweiten Weltkrieg bestand. Während der Schlacht von Aspern, in der Napoleon erstmals geschlagen wurde, verschanzten sich französische Truppen im zum Schloss gehörenden Schüttkasten, der trotz großer Verluste von den Österreichern nicht gestürmt werden konnte. Da die österreichischen Truppen hier im Gegensatz zum benachbarten Aspern keinen Erfolg hatten, wird die Schlacht von Aspern in Frankreich heute noch als Schlacht von Eßling bezeichnet. Marschall André Masséna, dessen Soldaten den Schüttkasten verteidigten, wurde von Napoleon zum Fürsten von Eßling erhoben. Das Gebäude wurde nach Aufhebung des Familienfonds vom Landwirtschaftsministerium verwaltet, geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Verfall und wurde erst vor wenigen Jahren restauriert. Es ist heute ein Miethaus und gehört seit 1986 einer Immobiliengesellschaft. In einem Nebengebäude, dem Ganzlehenhof, wurde 1692 der Bildhauer Raphael Donner geboren.

Der langgestreckte Bau ist zweigeschossig. Er stammt aus der Zeit um 1625, als die Herrschaft den Freiherren von Teufel gehörte. Die niederen seitlichen Nebentrakte wurden erst von der Familie Kinsky angebaut. Die Schauseite des bescheidenen Schlosses ist der Eßlinger Hauptstraße zugekehrt. Sie weist 15 Fensterachsen auf. Die Fenster des Obergeschosses sind mit geraden Verdachungen ausgestattet. Im Erdgeschoß ist die Fassade gebändert. Die Toreinfahrt liegt im dreiachsigen Mittelteil, der nur durch einen einfachen Dreiecksgiebel hervorgehoben wird. Er trägt als Zierde eine Uhr. Das heutige Aussehen des Schlosses stammt aus der Zeit um 1820. Durch den Wirtschaftshof gelangt man zum mächtigen dreigeschossigen Schüttkasten, der mit einem hohen Satteldach versehen ist. Seinem Zweck entsprechend hat der Ziegelbau nur wenige Fenster. Die 30 m der Langseite sind nur durch fünf und die 15 m der Schmalseite lediglich durch zwei Fensterachsen unterteilt. Eine Tafel an der Außenwand erinnert an die Kämpfe im Mai 1809. Ein spätbarockes Gartentor, fälschlicherweise „Maria-Theresien-Tor“ genannt, wurde erst 1960 abgetragen. Die reich verzierte Schmiedeeisenarbeit des Torbogens befindet sich im Bezirksmuseum Donaustadt.

Ort/Adresse: 1220 Wien, Eßlinger Hauptstraße 81 - 87

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.12.2003