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Gloggnitz


Der in beherrschender Lage über der Stadt liegende Baukomplex war 700 Jahre lang Kloster bevor er zum Schloß wurde. Ekbert Graf von Formbach-Neuburg stiftete hier 1094 eine Kloster, das zum Benediktinerkloster Formbach am Inn gehörte und von den dortigen Mönchen besiedelt wurde. Ende des 12. Jh. wird es als Probstei bezeichnet. Die heutigen Bauten stammen aber zum Großteil aus dem 16. Jahrhundert, als Gloggnitz zu einer Klosterburg ausgebaut wurde. Probst Franz Langpartner ließ zwischen 1730 und 1741 das Kloster barockisieren. Als 1803 das Stift Formbach aufgelöst wurde, kam es auch zur Aufhebung der Propstei Gloggnitz. Sie wurde 1825 als eigene Grundherrschaft verkauft. Erster privater Eigentümer war Josef Ritter von Weyna. Danach wechselten die privaten Besitzer recht häufig. In den Jahren 1976 bis 1992 kam es zu einer schrittweisen aber durchgreifenden Renovierung der bereits etwas ramponierten Anlage. 1992 fand die niederösterreichische Landesausstellung „Die Eroberung der Landschaft“ im Schloß statt. Seit 1930 gehört es der Stadtgemeinde Gloggnitz, die versucht, es als „Heiratsschloß“ zu vermarkten. Praktischerweise enthält es neben der Kirche auch das Standesamt sowie ein Restaurant. Ein ebenfalls hier untergebrachtes Museum ist, wie übrigens auch die Kirche, meistens geschlossen.

Von weitem wirkt Schloß Gloggnitz wie ein dreigeschossiges barockes Kloster. Daß man im Mittelalter und in der frühen Neuzeit aber auch bei kirchlichen Bauten auf Verteidigungseinrichtungen nicht verzichten konnte, ersieht man an der burgähnlichen Nordseite der Anlage. Sie wird von einer mit Eckbastionen verstärkten, bis zu 11 m hohen Umfassungsmauern aus dem 15. und 16. Jh. geschützt, durch die zwei hintereinander liegende Torbauten führen. Der innere stammt aus dem 16. Jh. Er ist mit einer Pechnase versehen und war nur über eine Zugbrücke zu erreichen. Die Torhalle weist ein zweijochiges Kreuzrippengewölbe auf und ist mit Schießscharten ausgestattet. Der große Hof ist weitgehend von zweigeschossigen Wohngebäuden umgeben, denen ebenfalls zweigeschossige Arkaden vorgesetzt sind. Sie sind im Erdgeschoß teilweise geöffnet, im ersten Stock aber verglast bzw. vermauert. Der 70 m lange Südtrakt weist Bauteile von 1588 bis 1735 auf. Er wird durch einen Mittel- und zwei Eckrisalite gegliedert. Hier lag einst die Prälatur mit der Wohnung des Probstes sowie das mit einer Stuckdecke geschmückte Refektorium. Außerdem befand sich hier je ein Aestuarium (Schwitzbad) für den Probst und die Mönche. Der Aufgang zur Prälatur ist mit einem schönen schmiedeeisernen Gittertor verschlossen. Die Decke dieses Stiegenhauses ziert ein großes Fresko von 1730, die Apotheose des hl. Benedikt darstellend. Dieser Trakt besitzt große gewölbte Kellerräume, die aber infolge des Höhenunterschiedes zwischen Hof- und Außenmauer nach außen als Erdgeschoß erscheinen. Der ebenfalls 70 m lange Nordostflügel stammt aus der Renaissancezeit. Er enthielt ursprünglich das Konventhaus, wobei im unteren Teil die Küche und andere Wirtschaftsräume, im Obergeschoß die Zellen der Mönche untergebracht waren. Im kurzen Westflügel liegt der Stiegenaufgang zu den Wohnräumen bzw. früheren Gästezimmern und zur Empore der frühgotischen (14. Jh.) Michaelskapelle. Das unterste Geschoß dieser zweijöchigen Kapelle diente einst als Karner. Die Mitte des Hofes wird von der freistehenden Schloß- bzw. Klosterkirche Maria Schnee eingenommen. Der ehemals gotische Bau wurde 1692 barock umgebaut. Der üppige Deckenstuck sowie der prachtvolle Hochaltar stammt aus dieser Zeit. Der älteste Teil der Kirche ist die gotische Frauenkapelle, die auf das Jahr 1260 zurückgeht, worauf ein Spitzbogengurt hinweist. Sie war früher selbständig und wurde erst um 1760 mit der Kirche verbunden. Die Sakristei und das Oratorium ließ Probst Langpartner 1730 dazubauen. 1789 wurde der Turm mit einem Zwiebelhelm gekrönt.

Lage: Niederösterreich/Semmeringgebiet – auf einem Hügel oberhalb der Stadt

Besichtigung: Museum und Pfarrkirche können nach Voranmeldung besichtigt werden. Die Kirche ist während des Gottesdienstes natürlich zugänglich.


Weitere Literatur:


24.08.2002