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Münichau


Die Herren von Münichau waren Gefolgsleute zuerst des Stiftes Bamberg und dann der Herzöge von Bayern. Sie werden ab 1314 urkundlich genannt und starben in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Bayern aus, wohin sie übersiedelten, als Kitzbühel zu Österreich kam. Der gleichnamige Ansitz wurde von ihnen kurz vor 1469 erbaut. Von 1523 bis 1538 saßen hier die Herren von Freiberg auf Hohenaschau. Damals war Münichau ein Zentrum der Wiedertäuferbewegung, da die Schlossherrin Helene von Freiberg diesen Glauben angenommen hatte und ihn kräftig unterstützte. Allerdings konnte sie sich schließlich nur durch Flucht dem traurigen Schicksal ihrer Mitbrüder entziehen. Nach ihrer Rückkehr zum katholischen Glauben erhielten ihre Söhne von König Ferdinand die konfiszierten Güter wieder zurück. Ab 1538 befand sich Münichau im Besitz von Mattheus Lang von Wellenburg. Er dürfte seine Stellung als Rat und Regent zu Innsbruck sowie das Schlösschen seinem Vetter, dem Kardinalerzbischof von Salzburg, Matthäus Lang, verdankt haben. Von 1580 bis 1921 gehörte der Edelsitz den Grafen Lamberg. Er wurde meist von Pflegern verwaltet, die sich aber nicht besonders um die Erhaltung kümmerten. 1780 war Münichau bereits schwer vernachlässigt. Piper berichtet in seinem Werk „Österreichische Burgen“ von 1909, dass das Gebäude damals sehr desolat und unbewohnt war. Vor allem die beiden oberen Stockwerke waren schon ganz verfallen. Die noch nutzbaren Räume im Erdgeschoß wurden von einem Bauern, der zugleich Pächter des gegenüberliegenden Wirtshauses war, als Stallungen verwendet. Der davor liegende Zwinger war mit Gülle gefüllt. 1914 wurde das Gebäude durch Blitzschlag weitgehend zerstört, aber 1921 durch einen neuen Besitzer wieder aufgebaut. Eine großzügige Renovierung gab es 1957, als die Brüder Harisch den Ansitz in ein erstklassiges Schlosshotel umwandelten.

Der ehemals spätgotische Edelsitz ist heute stark erneuert. Das turmartige rechteckige Gebäude ist von einer niedrigen viereckigen Mauer umgeben, die an der Westseite durch zwei Rondelle und an der Ostseite durch zwei rechteckige Türme verstärkt ist. Die beiden letzteren waren früher durch ein langes Stallgebäude verbunden. Neben dem Eingang steht ein kleiner Torturm. Zwischen der äußeren Mauer und dem vier- bis fünfgeschossigen Hauptgebäude liegt ein enger Zwinger. Der Turmbau ist mit einem hohen Walmdach gedeckt. Das Erdgeschoß beherbergte einst die Küche mit ihrem sich nach oben verengenden Rauchfang über dem Herd sowie einige Nebenräume. Rechts vom Eingang führte eine breite steinerne Treppe in die oberen Stockwerke. Im ersten Stock des turmförmigen Anbaus an der Südseite befindet sich die kleine Kapelle. Sie ist von außen durch das größere Spitzbogenfenster und den Glockenstuhl auf dem Dach erkenntlich. Prof. Max Spielmann aus Innsbruck schuf die schönen Glasfenster für den 1469 geweihten sternrippengewölbten Raum. Ein weiterer turmförmiger Anbau an der Nordseite stammt aus dem 20. Jh. Die Ostseite des Gebäudes wird durch drei dreistöckige, über das Erdgeschoß vorkragende Erker mit Kegeldächern bestimmt. Die Fenster haben Sohlbänke aus Hausteinen. An der westlichen Rückseite hat das Gebäude einen schmalen Anbau, der drei Abortschächte enthielt, die in den Kellerraum mündeten. Merkwürdigerweise waren diese mit Schießscharten versehen. Das Innere ist auf den modernen Hotelbetrieb ausgerichtet. Vereinzelt haben sich noch spitzbogige Türen erhalten. Der Saal weist eine Balkendecke und Sitze in den Fensternischen auf.

Lage: Tirol/Brixental – ca. 3 km nordwestlich von Kitzbühel

Ort/Adresse: 6370 Kitzbühel

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.actionscouts.com/schlosshotel-muenichau


Weitere Literatur:


27.11.2003