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Itter


Der Ort Itter wird bereits 902 als „Ittaradorf“ erwähnt, die Burg allerdings erst 1241 im Friedensschluss zwischen Bischof Siegfried von Regensburg und Pfalzgraf Rapoto III von Sponheim-Ortenburg. Sie war Verwaltungssitz des regensburgischen Gerichtes Brixental und wurde meist von Vögten verwaltet. Lediglich von 1247 bis 1300 war es an die Herren von Velben verpfändet. Hohe Schulden zwangen Bischof Konrad von Regensburg 1380 die Burg an den Erzbischof Pilgrim II von Salzburg zu verkaufen. Itter blieb nun bis zur Säkularisation von 1803 beim Salzburger Erzbistum. Während dieser Zeit musste dieses aus der Herrschaft Itter jährlich sieben Sperber an die Grafen von Tirol bzw. das Haus Österreich abliefern. Im Zuge der Bauernaufstände übergab der damalige Pfleger 1526 die Burg kampflos den Rebellen, die sie umgehend plünderten und dann zerstörten. Nach der Niederschlagung des Aufstandes mussten die Bauern die Burg wieder auf- und ausbauen. Damals wurde auch die St. Peterskapelle errichtet. 1669 wurde die Verwaltung nach Hopfgarten verlegt. Die Burg wurde nunmehr lediglich von zwei Wächtern bewohnt und wurde ziemlich vernachlässigt. Die Naturalabgaben mussten aber weiterhin in den Getreidekasten der Burg geliefert werden. 1806 verkaufte sie die bayrische Regierung um 15 Gulden an die Gemeinde Itter. Durch die Einquartierung obdachloser Gemeindemitglieder und den Abriss brauchbarer Bauteile wurde sie bald zur Halbruine. Beim Bau der Eisenbahn durch das Brixental diente sie als Massenquartier für die Bauarbeiter. 1877 kaufte der Münchner Paul Spieß die Anlage, restaurierte sie im Stil des Historismus und richtete darin eine Fremdenpension ein. Sie wurde jedoch ein kaufmännischer Misserfolg. 1884 kaufte die damals berühmte Konzertpianistin Sophie Menter das nunmehrige Schloss und machte es zu einem Treffpunkt von Musikern und Komponisten. Zu ihren Gästen zählten Franz Liszt, Pjotr Iljitsch Tschaikowsky und Richard Wagner. Liszt soll hier seine Faustsymphonie komponiert haben. Als die völlig verarmte Pianistin das Schloss verlassen musste, kaufte es 1902 der Berliner Eugen Mayr. Sein Architekt Knörschild verwandelte es nun endgültig in eine „gotische Burg“, zumindest so, wie man sich diese damals vorstellte. Der Rechteckturm wurde zum „Bergfried“ ausgebaut. Die Innenräume wurden vertäfelt und mit Malereien aus deutschen Sagen ausgestattet. Zwischen 1943 und 1945 diente Schloss Itter als Internierungslager für hochrangige feindliche Politiker und Offiziere. Unter anderem waren hier der ehemalige italienische Ministerpräsident Francesco Nitti und der französische Staatsmann Edouard Daladier untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das durch Artilleriebeschuss beschädigte Schloss zuerst neuerlich vernachlässigt, dann jedoch in ein Luxushotel mit eigenem Hubschrauber-Landeplatz ausgebaut. Wegen mangelnder Rentabilität wurde es 1980 jedoch wieder verkauft. Derzeitiger Eigentümer ist der Kufsteiner Rechtsanwalt Dr. Ernst Bosin.

Das heutige Schloss liegt auf einem Bergsporn am Eingang des Brixentales. Von hier aus konnten die die beiden Straßen von Wörgl nach St. Johann und nach Kitzbühel kontrolliert werden. Durch die beiden historisierenden Umbauten ist vom alten Bau nur mehr wenig erhalten. Ursprünglich hatte die Burg zwei starke bergfriedartige Türme, die durch einen langen Wohnflügel verbunden waren. Das meiste alte Mauerwerk wurde jedoch im 19. Jh. zum Bau neuer Häuser in der Umgebung verwendet. An die Wehrhaftigkeit der einstigen Burg erinnern noch die mächtigen Unterkonstruktionen der beiden Brücken. Die Torbauten wurden zwar im Zuckerbäckerstil neu errichtet, befinden sich aber am Platz ihrer Vorgänger. Der Zugang erfolgt von Osten her über eine schmale Brücke, die das Dorf mit dem Schloss verbindet. Der Haupttrakt mit dem Bergfried im Westen und dem sich östlich anschließenden Palas ist mit Pseudo-Zinnen bekrönt. Die alten Bauteile sind noch durch ihre enorme Mauerstärke erkennbar. Der sich an den Haupttrakt anschließende einstige Burgbereich mit dem zweiten Bergfried ist mit Ausnahme einiger Mauerreste verschwunden. Die Zwingeranlagen stammen größtenteils aus dem 19./20. Jh. Durch den zweimaligen Hotelbetrieb bedingt, besitzt das Gebäude im Inneren heute zwar Aufzüge und Schwimmbäder aber nichts mehr von der Originalausstattung. 1902 wurde die Bibliothek und einige andere Räume im Jugendstil eingerichtet, andere wieder wurden neugotisch gestaltet.

Lage: Tirol/Brixental – ca. 5 km südöstlich von Wörgl

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.11.2003