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Rotholz (Thurnegg)


An der Stelle des heutigen Schlosses dürfte sich zuvor ein Wehrturm befunden haben, der zur oberhalb von Rotholz gelegenen Rottenburg gehörte. Das ursprünglich Thurnegg genannte Schloss wurde zwischen 1575 und 1585 im Auftrag des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II von seinem Hofbaumeister Albrecht Lucchese als Jagd- und Lustschloss erbaut. Lucchese erbaute auch die Brixener Hofburg, die Rüstkammer auf Schloss Ambras und die Innsbrucker Kapuzinerkirche. Die Innenausstattung zog sich aus Geldmangel bis 1595 hin. Zu Thurnegg gehörte damals auch ein großer Tierpark am gegenüberliegenden Innufer. Der Niederländer Orlando di Lasso wohnte hier längere Zeit. Er zählte zu den berühmtesten Komponisten des 16. Jahrhunderts. Als 1704 die Grafen Tannenberg aus Schwaz Pfandinhaber des Gerichtes Rottenburg waren, verlegten sie den Gerichtssitz nach Thurnegg, das sie nun Rotholz nannten. Sie gehörten damals zu den reichsten Familien des Landes, so dass sie es sich leisten konnten, das Schloss bis 1706 hochbarock umzubauen, was einem Neubau nahe kam. Die qualitätvolle Inneneinrichtung wurde 1809 von den Franzosen verschleppt bzw. zerstört. Nach dem Aussterben der Tannenberg gehörte Rotholz von 1848 bis 1860 dem Staat. Bis 1889 war es dann im Besitz der Bischöfe von Brixen. Von 1868 bis 1870 diente Rotholz den Benediktinern von Fiecht als Ausweichquartier, da ihr Stift ausgebrannt war. Danach brachte der Brixner Fürstbischof Vinzenz Gasser ein von ihm gegründetes Knabenseminar für zukünftige Priester hier unter, bis es 1876 nach Brixen verlegt wurde. Seit 1879 diente das Gebäude dem Land Tirol als landwirtschaftliche Lehranstalt. Zehn Jahre später kaufte das Land das Gebäude. Heute besuchen etwa 400 bis 500 Schüler die Schule, an die eine Bundeslehr- und Versuchsanstalt für die alpenländische Milchwirtschaft angeschlossen ist.

Das Schloss ist ein langgestreckter Bau mit zwei starken Rundtürmen an den Ecken, die von mächtigen barocken Zwiebelhauben gekrönt sind. Von der alten Umfassungsmauer haben sich zwei runde Gartentürme erhalten. Trotz späterer Umbauten dürfte das Gesamtbild im wesentlichen dem Bauzustand des frühen 18. Jh. entsprechen. Von der einstigen prunkvollen Innenausstattung haben sich mehrere schöne Türeinfassungen aus rötlichem Kramsacher Marmor sowie Kamine aus weißem Marmor im Speisesaal und in einem Turmzimmer erhalten. Die Schlosskapelle, ein saalartiger Raum mit einer Galerie, wurde 1963 profaniert. Für sie schuf Johann Josef Waldmann, einer der bekanntesten Tiroler Freskenmaler, 1706 das Deckengemälde. Der Innsbrucker Hofbildhauer Ingenuin Lechleitner schnitzte um 1720 eine Statue des hl. Sebastian, die sich jetzt in der 1958/60 erbauten neuen Kirche der Lehranstalt befindet. Interessant ist das hauseigene „Museum für bäuerliche Geräte und Möbel“, das aber nur auf Anfrage zugänglich ist.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – ca. 2 km südöstlich von Jenbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.11.2003