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Mariastein


Als einen der letzten von ihnen in Tirol erbauten Wehrbauten errichteten die Herren von Freundsberg 1360 auf dem 12 m hohen Felsen einen zweigeschossigen Wohnturm, der einfach „stayn“ genannt wurde. Er diente der Überwachung der Hauptstraße durch das Inntal, die bis ins 16. Jh. hinein an der Burg vorbeiführte. Außerdem sollten natürlich auch die Besitzungen der Freundsberger in der Umgebung geschützt werden. In einem Stiftungsbrief ließen Hans und Georg von Freundsberg 1371 festhalten, dass in der von ihnen errichteten Kapelle im Turm wöchentlich eine ewige Messe gehalten werden solle. 1379 verkaufte Hans von Freundsberg Herrschaft, Gericht und Zollstätte an den Herzog von Bayern. Nach der Verlegung der Straße auf das rechte Innufer und dem Aufkommen der Artillerie, verlor die Burg weitgehend ihre strategische Bedeutung. Als 1448 Herzog Heinrich von Niederbayern den Besitz an seinen Pfleger Hans Ebbser verkaufte, wurde die „Hofmark zu Stein“ wieder österreichisch. Die Herren von Ebbs ließen den Turm um zwei Stockwerke erhöhen und stifteten eine Madonnenfigur mit dem Jesuskind. Im 16. Jh. wechselten sich mehrere Familien im Besitz der Herrschaft ab. 1558 war sie im Besitz von Georg Ilsung aus Augsburg. Einer alten Legende nach, soll Friedrich Ilsung die schon lange verehrte Marienstatue aus Lindenholz nach Augsburg mitgenommen haben. Die Statue soll aber von Engeln zweimal in die Burg zurückgebracht worden sein. Als dies bekannt wurde, zogen bald Scharen von Pilgern zum wundertätigen Marienbild in die Burg. 1587 gelangte diese in den Besitz von Karl Freiherr von Schurff, dem Obersthofmeister Erzherzog Ferdinands II. Er wurde zum größten Förderer der Wallfahrt, die mittlerweile zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden war. Unter der Familie Schurff, die die Burg bis 1688 besaß, wurde diese so umgestaltet, wie sie sich heute zeigt. Damals erhielt sie auch ihren jetzigen Namen. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges betreuten bereits sechs Priester und zwei Einsiedler die Pilgerschar, die bis zum Ende des 17. Jh. auf etwa 20.000 pro Jahr anwuchs. Auf die Schurff folgten die mit ihnen verwandten Grafen Stachelburg, dann 1747 Simon Felix von Crosina und von 1773 bis 1835 die Südtiroler Grafen Cloz (Klotz). Nun kam Mariastein an das Erzbistum Salzburg, bei dem es bis heute verblieb. Zwischen 1959 und 1966 wurde die Burg grundlegend restauriert. Sie ist immer noch der größte Marien-Wallfahrtsort des Tiroler Unterlandes.

Die originelle „Wallfahrtsburg“ von Mariastein stellt einen in seiner Bausubstanz völlig unverändert gebliebenen Wohnturm dar, wie es ihn sonst kaum mehr gibt. Er wurde – wohl wegen seiner späteren Verwendung – nie gestürmt, beschädigt oder geplündert. Es gab auch keine verheerenden Brände. Der 42 m hohe mittelalterliche Turm auf dem isoliert stehenden Felsblock hat einen sechseckigen Grundriss. An der Südseite ist ihm ein Treppenturm angefügt. Dessen Fassade ist im vorletzten Geschoß mit den Wappen Tirols und des Erzbistums Salzburg geschmückt. Der Aufstieg erfolgt erst über eine steile Stiege und dann über eine Wendeltreppe. Die ursprüngliche Burgkapelle befand sich vermutlich im aus dem Felsen gehauenen Kellergeschoß. Allerdings wird dies von manchen Experten bestritten. Bemerkenswert ist jedenfalls das gotische Rippengewölbe. In den beiden ehemaligen Rüstkammern im Erdgeschoß, deren Waffen erst 1839 versteigert wurden, sind heute eine Felsenkapelle mit einer Pietà sowie das Heilige Grab aus der Pfarrkirche Angarth eingerichtet. Den ersten Stock nimmt der „Rittersaal“ ein. Er zeichnet sich durch eine Balkendecke und eine Türe mit reichen gotischen Beschlägen aus. Heute ist in ihm ein kleines Museum untergebracht, das neben Teilen des Kirchenschatzes Exponate aus der Geschichte der Burg bzw. der Wallfahrt zeigt. Außerdem ist neben dem Szepter einer der drei noch vorhandenen österreichischen Erzherzogshüte ausgestellt. Er stammt von Erzherzog Maximilian III. In der Mauerdicke der Nordwand ist eine winzige Küche ausgespart. Daneben liegt der Zugang zum Aborterker. Über dem „Rittersaal“ lag einst die Wohnung des Burgherrn. Heute ist hier die Kreuz- oder Beichtkapelle zu sehen. Ihre Holzkassettendecke stammt aus dem Jahr 1545. Im letzten Stock wurde 1449 die eigentliche Gnadenkapelle eingerichtet, da über ihr niemand wohnen sollte. Ihre heutige Ausstattung stammt aus den Jahren 1682 bis 1685. Der Altar birgt das etwa um 1470 entstandene Gnadenbild. Das Hochaltargitter schuf 1696 Hans Mössner aus Wörgl. Die Deckenbilder im nazarenischen Stil (1886) von Franz Plattner aus Zirl stellen die Flucht des Gnadenbildes von Augsburg nach Mariastein und die Huldigung der Tiroler Stände vor Maria dar. Im kleinen Uhrturm hängt eine der drei berühmten Löfflerglocken (1587). Am Fuß des Turmes ließ Freiherr von Schurff eine Reihe von Wohn- und Wirtschaftsbauten errichten, die einen bescheidenen Hof umgeben. Die beiden Landsknechte neben dem Tor malte Oswin Höfer 1959 anstelle älterer Fresken.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – ca. 12 km südwestlich von Kufstein

Besichtigung: Die Wallfahrtskirche kann täglich kostenlos und das kleine Museum gegen Gebühr besichtigt werden.


Weitere Literatur:


21.11.2003