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Rattenberg


Die Burg Rattenberg war im 16. Jahrhundert neben Kufstein die bedeutendste Festung des Tiroler Unterlands. Sie wurde aber bereits spätestens im 11. Jh. von den bayrischen Rapotonen, einer Vasallenfamilie des Regensburger Bistums, die damals Inhaber der Inntalgrafschaft waren, als Grenzburg gegen Tirol erbaut. 1133 belehnte der Bischof von Regensburg Herzog Heinrich den Stolzen mit Rattenberg. Die Burg selbst wird allerdings erst 1254 ausdrücklich erwähnt. Die bayrischen Herzöge verpfändeten Rattenberg mehrfach (1259 – 1273, 1294 – 1339, 1345 – 1369) an die Grafen von Tirol. Sie waren es, die die Burg in den Jahren 1300 bis 1339 gemeinsam mit den Stadtmauern erweitern und verstärken ließen. Rattenberg war auch jahrhundertelang Sitz des vom Ziller bis Kundl reichenden Landgerichts gleichen Namens. Nach den Grafen von Tirol waren die Kumersprucker (bis1393) und dann die Thorer (bis 1405) Pfandinhaber. Danach setzten die Herzoge von Bayern Pfleger ein, doch mussten sie 1504 im bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg Rattenberg gemeinsam mit den Gerichten Kufstein und Kitzbühel an die Grafschaft Tirol abtreten. Allerdings musste Kaiser Maximilian I zuerst den bayrischen Pfleger zur Übergabe der Burg zwingen. Nun wurde sie wieder verpfändet und zwar an die Grafen Lichtenstein (bis 1614). Danach war es bis 1631 landesfürstlich. Die folgenden Pfandinhaber waren die Familien Mohr (bis 1661), Wolkenstein (bis1668), Schrenk von Notzing (bis 1686), Lodron (bis 1744) und Pfeifersberg (bis 1782).

Seit dem 16. Jahrhundert diente die Burg auch als Gefängnis. Allein in den Jahren zwischen 1528 und 1540 wurden hier 71 Angehörige der Wiedertäufer-Sekte hingerichtet. 1651 wurde der ehemalige Kanzler von Tirol, Dr. Wilhelm Biener, nach einem zweifelhaften Prozess enthauptet. Das herzogliche Begnadigungsschreiben war von seinen Gegnern so lange aufgehalten worden, dass es erst nach erfolgter Hinrichtung in Rattenberg einlangte.1703 wurde die Festung während des „Boarischen Rummels“ zuerst von den mit Frankreich verbündeten Bayern und dann von den aufständischen Tirolern erobert. Letztere richteten dabei unter den bayrischen Soldaten ein Blutbad an. Sowohl 1703 als auch 1769 kam es auf der Burg zu Großbränden, die schwere Schäden verursachten. Als 1782 Kaiser Josef II die Auflassung aller Tiroler Festungen (mit Ausnahme von Kufstein) anordnete, gelangte Rattenberg im Zuge einer Versteigerung in Privatbesitz. Die einzelnen Bauten wurden teils gewaltsam zerstört, teils dem Verfall überlassen. Um die Mitte des 19. Jh. war der Burghügel, durch den heute sowohl ein Eisenbahn- als auch ein Straßentunnel führen, im Besitz der Nordtiroler Staatsbahn. 1905 wurde die Ruine von der Stadtgemeinde übernommen und im Laufe der Jahre saniert. Seit 1951 finden im Burghof Freilichtspiele statt, deren Themen meist aus der Geschichte Tirols stammen.

Die heutige Ruine besteht aus zwei getrennten Teilen. Auf einem, fast an den Inn grenzenden Felsen liegt der mächtige quadratische Bergfried, dessen romanischer Unterbau noch bis in eine Höhe von etwa 10 m erhalten ist. Von hier aus konnte man sowohl die Straße, die seinerzeit durch das Burgareal führte, als auch den Fluss gut überwachen. An der Westseite des Turmes erkennt man noch den vermauerten rundbogigen Hocheinstieg. Die darüber befindlichen Mauern stammen aus der ersten Hälfte des 14. Jh. Damals wurden auch die um einen Innenhof gelegenen Wohngebäude errichtet, von denen aber nur mehr Mauerreste vorhanden sind. Mit der Entwicklung der Artillerie machte es sich unangenehm bemerkbar, dass die Berge hinter der Burg wesentlich höher als der Burghügel sind. Als in den Jahren 1503 bis 1521 Rattenberg durch die Anlage des äußeren Mauerringes mit seinen Rondellen zu einer modernen Festung ausgebaut wurde, ließ daher Michael Zeller, der Festungsbaumeister Kaiser Maximilians I, auf einer Felsplatte über der Hauptburg am Berghang das sog. „Obere Schloss“ errichten. Es sollte die dortige Aufstellung von feindlichen Kanonen verhindern und der Burg zusätzliche Feuerkraft geben. Der Bau bestand aus vier Türmen, die sich um eine große Geschützbastion gruppierten. Zusätzlichen Schutz bot ein tiefer, aus dem Felsen gesprengter Halsgraben. Der Zugang zum Oberen Schloss erfolgt über eine steile, zum Teil aus dem Felsen geschlagene Treppe. Beide Anlagen waren durch Mauern miteinander und mit der Stadt verbunden. Von den Bauten des Oberen Schlosses haben sich nur Ruinen erhalten.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – auf einem Hügel oberhalb der Stadt Rattenberg

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


17.11.2003