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Wolkenstein


Wolkenstein gehört zu den ausgedehntesten steirischen Wehranlagen. Es wird vermutet, dass sich an der Stelle der heutigen Burgruine bereits im 9. Jahrhundert eine alte Fluchtburg befunden hat. Im 12. Jh. errichtete eine ritterliche Familie, die sich „von Werses“ nannte, einen Turm, der bald zu einer kleinen Burg erweitert wurde. 1186 wird sie bereits als Wolchinstein bezeichnet. Hier saß damals Ulrich von Wolkenstein. Die Burg gehörte aber den steirischen Landesfürsten, die ihre Ministerialen mit ihr belehnten. Nach dem Tod des letzten Babenbergers, Friedrichs des Streitbaren, setzte sich hier der Salzburger Erzbischof Philipp von Sponheim fest. Wolkenstein diente ihm als Stützpunkt zur Besetzung des Ennstales. Als 1259 Ulrich von Seckau, den der Papst gerade zum Erzbischof von Salzburg ernannt hatte, mit großem Gefolge über die Tauern kam, ließ ihn sein Rivale Philipp bei Radstadt überfallen und als Gefangenen nach Wolkenstein bringen, wo er ein Jahr festgehalten wurde. Im Krieg Herzogs Albrecht I gegen Salzburg kam Wolkenstein wieder an den Landesfürsten und wurde danach von Burggrafen und Pflegern verwaltet. Erster Pfleger war Jakob vom Turm, ein ehemaliger Salzburger Ministeriale, der gemeinsam mit Abt Heinrich von Admont die Salzburger Feste Neuhaus (heute Trautenfels) überfiel. Wolkenstein diente als Verwaltungsmittelpunkt des mittleren Ennstales. Im 13. Jh. wurde Wolkenstein auch Sitz des Landgerichtes Ennstal. Erst 1754 wurde dieses in das bequemere Schloss Friedstein verlegt. Im 15. und 16. Jh. diente die Herrschaft Wolkenstein häufig als Pfandobjekt. Von 1524 bis 1592 waren die Freiherren von Hofmann im Besitz der Burg, die große Summen in ihren Ausbau investierten. Damals wurden vor allem im Südwestteil der Anlage umfangreiche Neubauten errichtet. Im Norden entstand eine Bastei. In der Zeit der Bedrohung durch Ungarn und Türken war Wolkenstein wegen seiner guten Sichtverbindung eine wichtige Kreidfeuerstation. 1592 gehörte die Herrschaft dem Stift Admont. Nachdem sie durch mehrere Hände gegangen war, erwarb sie 1622 Polykarp Scheidt, Freiherr von Hohenburg als freies Eigen. Von 1630 bis 1817 gehörte Wolkenstein den Grafen Saurau. Diese wohnten jedoch nicht hier, so dass ab 1680 der Verfall einsetzte. Die berüchtigte „Dachsteuer“, der in Österreich mehr Burgen zum Opfer fielen, als durch kriegerische Ereignisse zerstört wurden, machte Wolkenstein um 1750 endgültig zur Ruine. Die Zahl der zur Herrschaft gehörenden Untertanen stieg aber bis 1848 auf 574. Auf die Saurau folgten die Grafen von Goess. 1902 konnte die Abtragung der Ruine verhindert werden. Seit 1952 kümmert sich ein örtlicher Burgverein um die Sicherung und Pflege der Anlage.

Die Lage der Burg war strategisch sehr günstig. Oberhalb der steilen Felswand war sie gut geschützt. Von hier aus beherrschte sie die Enge des Ennstales zwischen Ackerlstein und Lercheck. Von der einst bedeutenden Anlage mit zwei Zwingern, Rondellen und Basteien sind nur noch Mauerreste vorhanden, die aber in den letzten Jahrzehnten saniert wurden. Der Zugang zur Ruine liegt im Norden der Hochburg. Teile der beiden Brückenpfeiler über den breiten, aber nicht sehr tiefen Halsgraben und Reste des ersten Tores sind noch erhalten. Die gotische Ringmauer wurde im 17. Jahrhundert durch Basteien und Rondelle verstärkt. Die Hauptburg war gegen die Vorburg durch eine besonders hohe Mauer gedeckt. Ein rundbogiges Tor führt in Innenhof, an dessen beiden Längsseiten sich Wohnbauten aus dem 14. und 15. Jh. erstreckten. Der eigentliche Palas lag auf der rechten Seite. Eine Zisterne oder ein ehemaliger Brunnen wurde in diesem Bereich freigelegt. Auf der höchsten Stelle des Felsens liegen die Ruinen des viereckigen Bergfrieds, des ältesten Teiles der Burg (um 1200). Seine Nordwestecke ist noch bis zum Zinnenkranz erhalten. Sie wendet sich dem ehemaligen äußeren Burgtor zu. Die Mauerstärke des Bergfrieds beträgt an der Basis ca. zwei Meter, nimmt jedoch mit zunehmender Höhe ab. Die Burgkapelle war der hl. Anna geweiht. Ruinöse Befestigungen des 16. Jahrhunderts sind noch auf dem nach Südwesten hin allmählich abfallenden Felssporns zu finden. Sie umschlossen eine große Vorburg, die fast doppelt so lang wie der restliche Burgbereich ist und wohl zur Aufnahme der Zivilbevölkerung sowie ihrer Tiere in Kriegszeiten diente. Außerdem war es aus strategischen Gründen besser, diese relativ ebene Fläche vor der Burg zu befestigen und nicht einem Feind als Aufmarschbasis zu überlassen.

Lage: Steiermark/Ennstal – ca. 7 km südwestlich von Liezen

Besichtigung: die Ruine ist ganzjährig frei zugänglich

Homepage: www.woerschach.at/wolkenstein.htm


Weitere Literatur:


11.11.2003