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Kindberg - Oberkindberg


In Kindberg wird bereits um 1180 eine Burg namens Chindeberc erwähnt, die etwa zehn Jahre zuvor durch die „Herren von der Mürz“ errichtet worden war. Allerdings ist die genaue Lage der Burg bis heute unbekannt. Sie wurde 1266 durch ein Erdbeben zerstört. An der Stelle des heutigen Schlosses wird jedenfalls 1443 das gesess Kindberg genannt. Es dürfte schon seit dem 14. Jh. im Besitz der Familie Schrott gewesen sein. 1629 verkaufte Anna Katharina Schrott ihr väterliches Erbe ihrem Vetter Ulrich Christoph von Schärffenberg auf Hohenwang. 1651 gelangte Oberkindberg an Maximilian Graf Herberstein und 1670 an Abundio Freiherr von Inzaghi. Dieser ließ bis 1680 das heutige Schloss errichten. 1773/74 wurde es durch Josef Hueber umgestaltet. Er schuf damals die geschmackvollen Hoffassaden und Stiegenhäuser. Oberkindberg blieb bis 1857 bei den Inzaghis, die inzwischen für ihre Verdienste um die Gegenreformation in den Grafenstand erhoben worden waren. Karl Graf Inzaghi, der letzte seines Namens, wurde 1842 von Kaiser Ferdinand I zum obersten Kanzler der Hofkanzlei berufen. Nach seinem Tod erbte 1857 sein Schwiegersohn, Friedrich Graf Attems, das Schloss mit dem zugehörigen Grundbesitz von 59 ha. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. gelangte Oberkindberg durch Heirat an die Grafen Spiegelfeld. Gisbert Graf Spiegelfeld ließ das Gebäude außen und innen aufwändig restaurieren. Seit 1994 befindet sich das Schloss im Besitz von Eugen Graf Waldstein. In den vergangenen Jahrzehnten wurden hier mehrere Museen eröffnet und wieder geschlossen.

Das Schloss liegt auf einem terrassenförmigen Hang über dem Städtchen Kindberg. Nach drei Seiten fällt das Plateau steil ab, bergseitig wurde ein Graben vorgelegt. Der Weg führt durch das äußere Schlosstor in einen ummauerten Vorhof. An seiner rechten Seite steht ein barocker, ehemaliger Speicherbau des ausgehenden 18. Jh. Er wurde jedoch schon längst in einen Wohnbau verwandelt. Ihm gegenüber befindet sich das Eingangsportal zum inneren Schlosshof, der von drei zweigeschossigen Flügeln begrenzt wird. Auf dem Vischer-Stich von 1681 ist noch an der Stelle des Portals und der anschließenden Mauer ein vierter Flügel zu sehen. Die Seitentrakte haben an der Hofseite hervortretende Treppenhäuser. Ihre Obergeschosse sind mit offenen Gängen ausgestattet. Die Außenfront wird von vier Ecktürmen flankiert. Im Nordwestturm ist die 1686 geweihte Kapelle untergebracht. Hier hängt ein Gemälde des hl. Hieronymus, das Hans Adam Weißenkircher (um 1680) zugeschrieben wird. Der Südtrakt wird durch einen sowohl hof- als auch außenseitig vortretenden Mittelbau betont, der dreigeschossig ist. Die schönsten Räume des Schlosses liegen im Westflügel. Sie weisen Rokoko-Stuckdecken auf. Einer der Salons ist mit Wandbehängen geschmückt, die Johann Ambrosius Singer 1763 nach Vorlagen des Theaterarchitekten Galli-Bibiena mit Architekturen bemalte. Die Entwürfe dafür sind als Stiche noch im Schlossarchiv vorhanden. Im sog. Stadtsaal und in anderen Räumen stehen schöne Öfen aus der Rokokozeit.

Lage: Steiermark/Obersteiermark – ca. 18 km nordöstlich von Bruck/Mur

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.11.2003