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Röthelstein


Der Name „Röthelstein“ hängt mit der Färbung des hier üblichen eisenhaltigen Gesteins zusammen. Er scheint 1180 als Flurname „Rotensteine“ erstmals auf. Das Schloss wurde aber erst 1655/57 vom baufreudigen Abt Urban aus Admont errichtet. Wie die reiche Ausstattung zeigt, diente es in erster Linie dem Abt und seinen Mitbrüdern als repräsentativer Sommersitz. Daneben standen aber trotz seiner späten Bauzeit auch noch wehrtechnische Überlegungen im Vordergrund. Der Dreißigjährige Krieg war ja erst vor sieben Jahren zu Ende gegangen und die immer weiter vordringenden Türken gaben zur Sorge Anlass. Auf Schutzbauten konnte daher nicht ganz verzichtet werden. Um 1754 ließ Abt Matthäus vor allem die Innenausstattung modernisieren. 1799 sollten in dem weitläufigen Bau 600 französische Kriegsgefangene untergebracht werden. Als 1865 Stift Admont abbrannte, diente Röthelstein als Ausweichquartier für die Mönche. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges befand sich im Schloss eine 370 Bilder umfassende Gemäldegalerie. 1938 wurde Röthelstein vom Deutschen Reich enteignet. Es diente dem „Bund Deutscher Mädchen“ als Ferienlager. Außerdem war hier die Bildersammlung Himmlers deponiert. 1945 besetzte die Rote Armee kurzfristig das Gebäude ohne größere Schäden anzurichten. Diese traten erst ein Jahr später auf, als hier zahlreiche Flüchtlinge untergebracht waren. In dieser Zeit verschwand ein Großteil der Gemälde und Möbel. Danach war das Schloss unbewohnt und verfiel. 1967 wurden die ärgsten Schäden behoben. Die morschen Holzschindeln der Dächer wurden durch Asbestzementschindeln ersetzt. 1973 erwarb der Steirische Jugendherbergsverband Schloss Röthelstein, restaurierte es vorbildlich und baute es zu einem der schönsten Jugendgästehäuser Europas aus. Derzeit ist es wegen Umbauarbeiten nicht zugänglich.

Das Schloss liegt talbeherrschend am Hang des Klosterkogels über Admont. Es ist ein einheitlich geplanter Baukörper, der offenbar keinen Vorgängerbau hatte. Die zweigeschossige rechteckige Anlage ist fast symmetrisch um einen Arkadenhof angelegt. Sie wird vom achteckigen Kapellenturm im Osten und von zwei vorspringenden polygonalen Ecktürmen im Westen überragt. Alle Türme sind mit Zwiebelhelmen und Laternen ausgestattet. An der vom Gelände her ungeschützten Westseite wurde ein Vorhof angelegt, dessen zinnenbewehrte Mauern mit Schießscharten versehen und durch Rundtürme verstärkt sind. Durch eine Einfahrtshalle gelangt man in den einstigen Innenhof. Er weist an drei Seiten zweigeschossige Arkaden auf, deren Bögen auf Rechteckpfeilern ruhen. Beim Umbau von 1974 wurde der Innenhof überdacht und mit 24 Lichtkuppeln versehen. Er dient seither als großer Speisesaal.

Die einst prachtvolle Innenausstattung aus der Barockzeit ist zum Teil noch erhalten. So wurde das Refektorium noch unter Abt Urban mit einem Stuckgewölbe versehen, das aber hundert Jahre später durch einen flachen freskengeschmückten Plafond mit dem Wappen des Abtes Matthäus ersetzt wurde. In den Deckenfresken werden die Heiligen Benedikt und Blasius verherrlicht. Ersterer war Gründer des Benediktinerordens und letzterem ist die Admonter Stiftskirche geweiht. Die Bilder sind von Architekturmalereien und Darstellungen der Tugenden umrahmt. An den bemalten Wandbespannungen kann man die Geschichte vom verlorenen Sohn verfolgen. Im Hintergrund erkennt man das Stift Admont und einige seiner Besitzungen, wie sie im 18. Jh. aussahen. Die Datierung von 1754 und das Abtwappen weisen auf Abt Matthäus (1751 – 1779) als Auftraggeber hin. Im sog. „Schützenzimmer“ steht unter einer einfachen Holzkassettendecke ein reichverzierter eiserner Ofen aus der Erbauungszeit des Schlosses. Im Erdgeschoß des Ostturmes liegt die dem hl. Benedikt geweihte Kapelle. Sie ist mit Lünettenbildern verziert und reich mit Stuck geschmückt. Im Geschoß darüber befand sich das Andachtszimmer des Abtes. Es wurde besonders qualitätvoll mit einer hölzernen Kassettendecke und geschnitzten Türen ausgestattet. Auch andere Räume geben noch ein Beispiel der gehobenen Wohnkultur des Frühbarocks. Die Reste der einstigen Gemäldesammlung hängen nun im Kapitelsaal des Stiftes Admont sowie im dortigen Museum. Erhalten haben sich auch die ausgedehnten Felsenkeller sowie die große Rauchküche rechts vom Eingang.

Lage: Steiermark/Ennstaler Alpen – ca. 2 km südlich von Admont

Ort/Adresse: 8911 Admont

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich

Homepage: www.jgh.at/roethelstein.php


Weitere Literatur:


04.11.2003