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Neu-Montfort


Als Erbauungszeit der Burg vermutet man die Jahre zwischen 1311 und 1319. In einem Teilungsvertrag der Herrschaft Feldkirch wird sie 1319 erstmals erwähnt. Sie wurde an der Stelle einer älteren, wahrscheinlich einst den Welfen gehörenden Burganlage errichtet, die aber bereits vor 1269 zerstört worden war. Der Grund für die Errichtung der neuen Burg lag wohl in der Fehde, die die Grafen von Montfort damals gegen ihre Nachbarn und Verwandten, die Reichsritter von Thumb, führten. Neu-Montfort lag auch nicht auf Montforter Gebiet, sondern auf dem der Herrschaft Neuburg, die den Thumb gehörte. Die Montforter Grafen lebten nicht hier, sondern ließen die Feste von Vögten verwalten. 1362 war sie an den Ritter Hugo Thumb von Neuburg verpfändet, doch wurde sie diesem im gleichen Jahr durch Rudolf III von Montfort-Feldkirch gewaltsam abgenommen. Allerdings musste dieser bald darauf in einem Vergleich die Herren von Thumb anderwärts entschädigen. Da das kleine Gebiet der Herrschaft Neuburg der Thumben weit in den Montfort-Feldkircher Territorialbereich hineinragte, kam es immer wieder zu Spannungen und Kämpfen zwischen den beiden Familien. Mit dem Tod von Rudolf IV von Montfort-Feldkirch fiel auch Neu-Montfort 1390 auf Grund eines Vertrages an das Haus Habsburg. Im Appenzellerkrieg von 1403 bis 1406 wurde Götzis in Brand gesetzt und die Burg vom Bund ob dem See besetzt, bzw. von dessen Vogt Hans Fatzmann verwaltet. Damit gehörte Neu-Montfort zu den wenigen Burgen, die von den Appenzellern nicht zerstört wurden. Als 1408 der Bund vor Bregenz eine schwere Niederlage einstecken musste, war der Appenzellerkrieg zu Ende und Neu-Montfort wurde wieder von den Habsburgern übernommen. Nach der Ächtung Herzog Friedrichs IV von Österreich, zog Kaiser Sigismund das Lehen Neu-Montfort ein und vergab es pfandweise zuerst an die Grafen von Nellenburg und dann 1417 an den Grafen Friedrich von Toggenburg. 1436 wurde es den Habsburgern wieder zurückgegeben, die es ebenfalls meist verpfändeten. Die letzten größeren Umbauarbeiten erfolgten unter dem Vogt der Herrschaft Feldkirch, Eitel Hans Gienger. Dabei wurden vor allem der Palas und die oberen Turmgeschosse verändert. Gegen Ende des 17. Jh. begann der Verfall. 1693 starb der letzte hier wohnende Burgverwalter Ulrich Koch. In einem Inventar von 1836 wird berichtet, dass die Bauten bereits „ganz ruiniert“ waren. Im dritten Viertel des 19. Jh. stürzten größere Teile des Bergfrieds ein. 1913 kam es zu ersten Sicherungsarbeiten. Umfangreichere Reparaturen erfolgten nach dem Ersten Weltkrieg sowie in den 60er und 70er Jahren des 20. Jh. Sie konnten den Verfall nur bremsen aber nicht stoppen. 1992 stürzte ein Fenster der Südostwand ein und bald darauf führte ein Erdbeben zu schweren Mauerrissen in der Ostecke. 1998 musste der Bergfriedbereich gesperrt werden. Es folgte eine Sanierung mit den modernsten technischen Mitteln durch die Gemeinde Götzis, der die Ruine nun gehört.

Neu-Montfort ist eine sehr einfache Anlage. Es bestand ursprünglich nur aus dem mächtigen, heute noch fünfstöckigen Wohnturm und dem im Westen angebauten, aber längst abgekommenen Palas. Der Einstieg in den bergfriedartigen Turm lag an der Nordostseite in der Höhe des zweiten Stocks. Heute kann man den Bau durch eine ehemalige Fensterscharte betreten. Der Turm weist zum Teil noch die originalen Lichtschlitze des 14. Jh. auf, zum Teil wurden diese zu Beginn des 16. Jh. zu größeren Fenstern erweitert. Wie zwei später teilweise verbaute Fenster des Bergfrieds beweisen, wurde der Palas erst zu einem späteren Zeitpunkt als der Turm errichtet. Die Reste des Palas-Untergeschosses wurden 1937/38 eingeebnet. Beide Bauten waren von einer Ringmauer umgeben, die als einzige Öffnung das zwei Meter breite Burgtor hatte. Es ist nur mehr in Spuren erkennbar. In der Nordecke des Burghofes bzw. an die östliche Ringmauer angebaut, lagen die Nebengebäude, wie der Pferde-, Schweine- und Hühnerstall, aber auch das zwischen 1564 und 1574 erbaute Badestübchen, zu dessen Errichtung man das Holz des alten Palasdachstuhls verwendete. An der Südseite der Burg fehlte der natürliche Geländeschutz. Daher hob man hier zur besseren Verteidigung einen ca. 12 m breiten und zwei bis drei Meter tiefen Graben aus. Am Fuß der Burg, zwischen der St. Loy Kapelle und der Einmündung des alten Burgweges in die Straße nach St. Arbogast, stand einst eine Straßensperrmauer mit Tor, an dem Wegzoll eingehoben wurde. Sie ist längst verschwunden. Die heutige Burgruine ist das Wahrzeichen von Götzis.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – oberhalb der Marktgemeinde Götzis

Besichtigung: von außen jederzeit möglich


Weitere Literatur:


29.10.2003