Riegerting scheint relativ spät in den Urkunden und zwar 1363 im Friedburger Urbar erstmals auf. 1439 wird Hans Zärtl zu Rueckering genannt. Die Zärtl behielten die Herrschaft bis zu ihrem Aussterben, als Christoph Zärtl 1543 als letzter seiner Familie verstarb. Erbe war Wolf Scharfseder, der mit seiner Schwester verheiratet war. 1545 ließ Hans Jakob Scharfseder das Schloss erweitern. 1652 gelangte Riegerting als Heiratsgut an den Freiherrn Otto Heinrich von Seiboltsdorff. Er und seine Gattin Christina Kordula von Scharfsed gelten als Erbauer des Neuen Schlosses (1697) sowie der 1685 geweihten Schlosskapelle. Mehrere Vertreter der Familie hatten das Pflegeamt in Ried inne. Die Herrschaft dürfte nicht sehr groß gewesen sein, denn 1722 gehörten zu ihr in den verbundenen Hofmarken Riegerting, Guntzing und Mayring lediglich 10 3/4 (!) Untertanenhöfe. Der Regensburger Domherr Hermann Ludwig von Seiboltsdorff vererbte 1741 den Besitz seiner Schwester Maria Barbara, die mit einem Freiherrn von Lerchenfeld-Brennberg verheiratet war. 1829 kaufte Philipp Freiherr von Venningen das Anwesen, dessen Nachkommen es noch heute besitzen und bewohnen. 1908 kam es zu umfangreichen Um- und Erneuerungsbauten. Angeblich wurden heuer die Reste des Alten Schlosses abgebrochen, doch konnte dies von mir nicht verifiziert werden, da der Besitzer niemanden sein Grundstück betreten oder das Gebäude fotografieren lässt.
Riegerting bestand aus zwei Schlössern: das alte am Kraxenberg und etwa 30 m daneben das neue Gebäude von 1697. An diesen zweigeschossigen, rechteckigen Bau wurde 1908 ein kurzer Seitenflügel angebaut. Beide Trakte tragen ein einmal gebrochenes Mansardenwalmdach und sind so aneinander angepasst, dass ihre unterschiedlichen Bauperioden kaum zu erkennen sind. Lediglich die Formen der Schornsteine verraten den älteren Teil. Im ersten Stock des Anbaues fällt eine über Eck gestellte kurze Laube auf, deren Steinbrüstung auf kurzen Ziersäulchen ruht. Das Tor erhielt beim Umbau einen halbrunden Vorbau, über dem sich eine ebenfalls halbrunde Estrade befindet. Betont wird die Eingangsfront durch den Mansardengiebel. Zwei geschwungene Halbsimse umrahmen ein stukkiertes Wappen. Der aufgesetzte Spitzgiebel zeigt eine Stuckkartusche. Der parkseitige Eingang mit dem darüber angebrachten Balkon stammt erst von 1908. Im Inneren gibt es eine Halle mit Jagdtrophäen sowie schöne Möbel und Gemälde. Unweit vom Hauptgebäude steht die dem hl. Isidor geweihte Schlosskapelle. Sie hat ein hölzernes Tonnengewölbe. Die Apsiswölbung ist mit Holzrippen versehen. Bemerkenswert sind der 1685 gefertigte Altar in der Art von Thomas Schwanthaler sowie ein Kreuzweg und zwei Statuen aus dem 18. Jahrhundert. Das Türmchen enthält zwei kleine Glocken aus der gleichen Zeit. Hinter dem Schloss erstreckt sich eine schöne Parkanlage. Davor liegen die ausgedehnten Wirtschaftsgebäude, zu denen auch eine Brauerei (seit 1698) und ein Sägewerk gehörten.
Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 8 km südwestlich von Ried
Besichtigung: nicht möglich
Weitere Literatur:
25.10.2003