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Palais Chotek


Das von außen eher unauffällige Gebäude wurde in den Jahren 1871 – 1874 für den böhmischen Grafen Otto von Chotek nach einem Entwurf des Architekten Lothar Abel errichtet. Es war ursprünglich einstöckig, wurde aber später aufgestockt. Das Palais wurde von der Familie aber nicht sehr lange genutzt, da hier bereits ab 1896 Ateliers der Firma Friedrich Otto Schmidt untergebracht waren. Sie gehörte zu den führenden Möbeldesignern der Gründerzeit und arbeitete später u.a. auch mit Adolf Loos zusammen. 1904 erwarb das Unternehmen das Palais Chotek. Es ist auch heute noch im Eigentum der gleichen Firma, die dort nach wie vor exklusive Raumausstattungen in Handarbeit herstellt. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben schwer beschädigt, aber in der Nachkriegszeit wiederhergestellt. Im letzten Viertel des 20. Jh. war in einem Teil des Gebäudes das Wissenschaftsministerium eingemietet.

Das Palais besteht aus einem breitgelagerten Hauptgebäude und zwei dahinter befindlichen schmalen Seitentrakten. Die schlichte Fassade wird durch drei flache Risalite gegliedert. Zwei stuckverzierte Durchfahrten führen in den einstigen Garten, der inzwischen aber weitgehend verbaut ist. Die Portale sind mit kannelierten Pilastern, Voluten und Kartuschen verziert. Im Erdgeschoß lagen die Räume für die Dienerschaft und eine große Küche. Heute dienen sie als Verkaufsräume bzw. als Büro. Über die aufwendige marmorne Hauptstiege, die das eigentliche Zentrum der Innengestaltung war, gelangt man zu den ehemaligen Repräsentationsräumen, während die Privatwohnung über eine schöne Holztreppe erreichbar war. Die Innenräume überraschen auch heute noch durch ihre gediegene Ausstattung, die von renommierten Pariser und Wiener Firmen stammt. Bemerkenswert ist der seinerzeitige Speisesaal mit seiner prächtigen Kassettendecke aus Eichen-, Ahorn- und Birnbaumholz. Sie wurde von Franz Schönthaler geschaffen. Auch die Wände sind im Stil der Neo-Renaissance vertäfelt. Hier hingen einst prächtige Gobelins. Ein großer Kamin aus schwarzem Marmor weist Ornamente aus oxidiertem Silber auf. Interessant sind auch die handgearbeiteten Kastenschlösser der Zimmertüren, die mit dem gleichen Material verziert sind. In den anderen Räumlichkeiten haben sich zum Teil schöne Stuckdecken erhalten, teilweise mussten sie wegen der Kriegsschäden durch neue Holzdecken ersetzt werden. Die Seitentrakte enthielten Wagenremisen und Stallungen. Heute sind in ihnen Werkstätten untergebracht.

Ort/Adresse: 1090 Wien, Währinger Straße 28

Besichtigung: Das Gebäude ist für Bürozwecke adaptiert und kann im Inneren nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


24.08.2002