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St. Martin/Innkreis


St. Martin gehört zu den ältesten Adelssitzen des Innviertels. In den Reichersberger Annalen ist hier bereits 1084 ein Landgut verzeichnet. Die erste urkundliche Erwähnung des Schlosses stammt aus dem Jahr 1150, als es im Besitz der Schwenter war, die ihren Stammsitz bei Sinthöring hatten. Hans der Schwenter war der letzte seiner Familie. Er starb 1417. Ortolf von Trenbach kam 1430 in den Besitz der Herrschaft. Er hatte seinen Wohnsitz ursprünglich in Obertrenbach bei Regensburg, verlegte ihn aber nach St. Martin, das damals noch ein von Wasser umgebener Holzbau war. Die Herrschaft blieb nun bis zum Aussterben der Trenbacher 1594 im Besitz der Familie. Ihr bedeutendster Vertreter war Urban, der Bischof von Passau und ein militanter Führer der Gegenreformation war. Er beauftragte kurz vor seinem Tod Christoph Pienzenauer mit der Verwaltung des Schlosses, die dieser bis 1606 ausübte. Erben der Trenbacher waren die Herren von Tattenbach-Rheinstein. Sie wurden 1620 in den Freiherrenstand und 1637 in den Reichsgrafenstand erhoben. Johann Adolf Freiherr von Tattenbach dürfte als Bauernschinder bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt gewesen sein, da ihm diese 1626 zweimal sein Schloss anzündeten. Der Neubau erfolgte 1630 nun in Steinbauweise und im wesentlich größeren Umfang, aber etwas abseits vom Altbau, der nicht mehr aufgebaut wurde. Im Gegensatz zu seinem Vater wird Gottfried Wilhelm Reichsgraf von Tattenbach als milder Herr beschrieben. Sein Sohn Ferdinand Josef Graf von Tattenbach wurde 1712 von gedungenen Mördern erschossen. 1723 brannte das Schloss neuerlich ab. Der 1726 vollendete Wiederaufbau kam einem völligen Neubau gleich. Auch die barocke, dem hl Florian geweihte Schlosskapelle wurde neu erbaut. Damals erhielt die Anlage ihr heutiges Aussehen. Als die Familie Tattenbach mit Graf Heinrich 1821 erlosch, kam Maximilian Graf Arco-Valley durch Erbschaft in den Besitz der Herrschaft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war auf dem Schlossgelände kurzfristig die Spanische Hofreitschule untergebracht. 1971 mietete Gordon Getty, der Sohn des amerikanischen Milliardärs Paul Getty, das Schloss. Eine Zeitlang wurde ein Teil der Gebäude als Hotel geführt. Heute befindet sich St. Martin im Eigentum der Familie Arco-Zinneberg und wird von ihr bewohnt.

St. Martin ist ein äußerst gepflegtes Schloss, das inmitten eines ausgedehnten Parks liegt und von der Straße aus nicht sichtbar ist. Der Park wird an drei Seiten von einer Mauer umschlossen. Die vierte Seite ist von der vorbeifliessenden Antiesen begrenzt. Vor dem Hauptschloss liegt ein einstöckiges Gebäude, das die Forst- und Güterdirektion beherbergt. Das Schloss selbst ist zwar sehr groß, wirkt aber äußerlich nicht besonders interessant. Es ist ein riesiger dreigeschossiger Vierkanter, dessen glatte Fassaden nur durch die grün/weiß gestrichenen Fensterläden aufgelockert werden. Der einstige Turm ist schon lange nicht mehr vorhanden. Bis 1854 waren die Gebäude von einem Teich umgeben, doch wurde dieser damals trockengelegt. Durch eine schlichte Torhalle gelangt man in den großen, nahezu quadratischen Innenhof. Inmitten von Blumenbeeten und Grünflächen steht ein schöner Brunnen. Im ersten Stock sind acht Räume mit Stuckdecken versehen, in deren Feldern farbenfrohe Fresken mit allegorischen Darstellungen eingelassen sind. Die wertvolle Inneneinrichtung kommt teilweise aus dem Schloss Aurolzmünster. 1970 erfolgte eine aufwändige Innenrestaurierung. In der Schlosskapelle stehen zwei qualitätvolle Schnitzwerke aus Lindenholz. An der Bundesstraße steht eine barocke Orangerie. Vom alten Schloss, das zwischen dem Brauhaus und dem Maierhof lag, hat sich nichts erhalten.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 11 km nordwestlich von Ried/Innkreis

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


21.10.2003