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Schlüßlberg


Um das Jahr 1150 werden Herwart und Walchun von Sluziberch urkundlich genannt. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist Schlüßlberg als landesfürstliches Lehen dokumentiert. 1395 ging dieses an Rudolf Schifer als Lehensnehmer über. Die Burg hatte ihre Wehrfunktion bald verloren, da diese von der benachbarten Feste Trattenegg übernommen wurde, die für diesen Zweck besser geeignet war. Schlüßlberg konnte sich daher relativ rasch in ein adeliges Landschloss verwandeln. 1429 verkaufte Rudolf Schifers Tochter Agnes den Besitz an Erasmus Hohenfelder. Er war es vermutlich, der die gotische Kapelle errichten ließ. Sein Sohn Christoph war Vogt von Wels. 1472 veräußerte er Schlüßlberg an Christoph Jörger. Das Schloss wechselte nun mehrmals die Besitzer: 1492 Wolfgang Prugkner, 1533 Hans Hoffmann, 1552 Familie Siegmair. Ludwig und Sebastian Siegmair wanderten als Protestanten nach Regensburg aus. Ein Notverkauf machte 1638 Sebastian Helfried Wopping kurzfristig zum Eigentümer, doch wurde die Herrschaft bald an Johann Seyfried Hager von Allentsteig verkauft. 1668 erwarb Johann Adam von Hohenegg den bereits mehrfach erneuerten Bau. Zu seinen Nachkommen gehörte auch der bedeutende Staatsmann, Genealoge und Schriftsteller Johann Georg Adam Freiherr von Hohenegg. Er brachte seine Güter Schlüßlberg, Trattenegg und Gallspach in einen Fideikommiß ein, der bis zum Aussterben seiner Familie 1796 hielt. In der Zwischenzeit gaben die Hohenecker dem Schloss sein heutiges Aussehen und statteten auch die Innenräume neu aus. Der schöne Schlosspark wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. mehrfach lobend erwähnt. 1840 kam Schlüßlberg im Erbweg an den Freiherrn Ferdinand von Imsland. 1878 kaufte Siegmund Graf Engl und 1911 Sigismund Freiherr von Schneeberg das Schloss, bis es schließlich 1932 an die Grafen Spiegelfeld gelangte, die es noch heute bewohnen. Derzeitiger Besitzer ist Dr. Georg Graf Spiegelfeld, der für die Rettung und Revitalisierung mehrerer oberösterreichischer Schlösser wie Aurolzmünster, Parz, Tillysburg und Ennsegg bekannt ist.

Schloß Schlüßlberg liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einem Geländesporn, der aus der Berglehne des Trattnachtales vorspringt. Im Grundriss des Gebäudes ist die mittelalterliche Burg noch deutlich nachvollziehbar, obwohl die heutige Anlage im wesentlichen aus dem 17. Jh. stammt. Es ist ein schön restaurierter, dreigeschossiger Bau, der um den Rest des einstigen Bergfrieds errichtet wurde. Ältester Teil ist die dem hl. Georg geweihte, gotische Schlosskapelle von 1431. Sie wurde 1708 barockisiert, wobei sie chorseitig verlängert wurde. Der gotische Teil ist mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. In ihm befindet sich eine Tür mit gotischen Originalbeschlägen. Der mit zwei Engeln gezierte Marmoraltar stammt von 1708, vier gotische Gemälde aus der Zeit um 1500. An den Wänden sind mehrere Grabplatten bzw. Epitaphe fixiert, darunter zwei der Hohenecker. An den Fenstern erkennt man das aus zwei Schlüsseln bestehende Wappen der Schlüßlberger. Der von einem Zwiebelhelm gekrönte viereckige Einfahrtsturm wurde 1690 vollendet. Über dem Portal ist das Wappen der Hohenecker als bereits etwas verblasstes Fresko angebracht. Der alte Palas dient auch heute noch Wohnzwecken. Seine Innenräume sind geschmackvoll eingerichtet. Die Zimmer des ersten Stocks weisen qualitätvolle Stuckdecken und Fresken vom Anfang des 18. Jh. auf. Das berühmte „Schlüßlberger Archiv“, eine der wichtigsten Quellen zur oberösterreichischen Geschichte, befindet sich heute im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz. Der vor dem Palas gelegene Halsgraben wird von einer gemauerten Brücke überspannt. Der einstige Zwinger ist längst in einen Ziergarten umgewandelt. 1970 wurde die aus dem 17. Jh. stammende nordseitige Zwingermauer, die eingestürzt war, wiedererrichtet. Vor dem Schloss liegt ein großer Wirtschaftshof. Hier hat sich die alte Ringmauer in der Außenfront erhalten, doch ist sie als solche nicht mehr erkennbar.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 5 km östlich von Grieskirchen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.10.2003