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Hohenbrunn


Schloss Hohenbrunn wurde mit dem dazugehörigen Torstöckl in den Jahren 1722 bis 1732 im Auftrag des Propstes Johann Baptist Födermayr von St. Florian, auf einem Grundstück, das er von seinem Vater geerbt hatte, als Jagdschloss errichtet. Die Pläne lieferte Jakob Prandtauer. Hohenbrunn ist der einzige urkundlich gesicherte Schlossbau des großen österreichischen Barockbaumeisters. Nach seinem 1726 erfolgten Tod vollendete der Stiftspolier Jakob Steinhueber das Werk. Auch die Namen der sonstigen Künstler sind überliefert. Sie waren meist auch an der Ausgestaltung des Stiftes beteiligt. Franz Josef Holzinger schuf um 1730 die qualitätvollen Stuckdecken, der Stiftstischler Stefan Jegg die Türen und Fensterstöcke. Markus Müller malte die Blindfenster und die Hirsche auf der Südloggia. Die Statuen der Diana und des Aktäon über dem Hauptportal stammen von Leopold Sattler. Unbekannt sind die Schöpfer der Wandmalereien. Ursprünglich ließ der Ort Pfaffenhofen. In der Mitte der Südfront des Schlosses befand sich ein Turm, in dem sich eine Pumpenanlage zur Wasserversorgung des Stiftes befand. Diese technische Einrichtung führte bald zum Namen „Hochbrünn“ und später zum heutigen Hohenbrunn.

Der Turm wurde im ersten Viertel des 19. Jh. aus Sicherheitsgründen abgetragen. Propst Födermayr, der auch für die Errichtung des Südflügels des Stiftes verantwortlich war, starb im Jahr der Vollendung des Schlosses. Sein Nachfolger wurde Propst Johann Georg Wiesmayr, ein Mann der Wissenschaft und nicht der Repräsentation. Hohenbrunn wurde kaum noch benützt, so dass es mehr und mehr vernachlässigt wurde und verfiel. Von 1875 bis 1927 befand sich im Schloss die Werkstätte des Orgelbauers Mauracher. Ein geplanter Abbruch konnte nach dem Ersten Weltkrieg verhindert werden. 1929 stürzte ein Teil der Decke ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zwar ein neues Schindeldach aufgesetzt, doch fehlten die Mittel für eine durchgreifende Restaurierung. Pläne für die Einrichtung eines Gästehauses zerschlugen sich. 1963 gelang es einem zwei Jahre zuvor gegründeten Verein zur Erhaltung des Schlosses, dieses vom Stift St. Florian zu erwerben. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde 1967 das Oberösterreichische Jagdmuseum im Gebäude eröffnet. Zu seinen interessanten Exponaten gehören u. a. eine über 3 m lange Entenflinte sowie die Abwurfstangen des endenreichsten Rothirsches (44er), der je in Europa existiert hat. Außerdem dient das Schloss mittlerweile als Sitz des Oberösterreichischen Landesjagdverbandes. Die Repräsentationsräume können für private Feste gemietet werden. Im Festsaal finden gelegentlich Konzerte statt.

Hohenbrunn besticht durch die Ausgewogenheit seiner Proportionen. Das einstöckige Schlossgebäude ist die barocke Idealisierung eines oberösterreichischen Vierkanthofes mit dem Grundriss 36 x 35 m. In Details wird immer wieder auf die einstige Verwendung als Jagdschloss hingewiesen. Eine gedrungene Sockelzone trägt einen fast doppelt so hohen Oberstock und ein abgesetztes Walmdach. Der Mittelrisalit jeder Fassade springt leicht vor. An der Vorder- und Rückseite zeigt es im ersten Stock mit Jagdtrophäen geschmückte offene Loggien. Die vordere Loggia erinnert stark an das Stiegenhaus des Stiftes St. Florian. Der Haupteingang wird von zwei Doppelsäulen flankiert, auf denen die Statuen der Diana und des Aktäon stehen. Über dem Portalbogen ist das Stiftswappen angebracht. Die vier Flügel umschließen einen 9 x 17 m großen Innenhof. Im Erdgeschoß befanden sich die Wirtschaftsräume sowie die Zimmer für das Personal. Die Wohnräume des Propstes lagen an der rechten Seite des ersten Stocks, während der linke Teil die Repräsentationsräume beherbergte. Im sog. Venezianischen Zimmer sind die Wände mit Malereien von Segelschiffen versehen. Ein anderer Raum ist mit Jagdszenen bemalt. Das Altarbild der Schlosskapelle zeigt Herzog Tassilos jüngsten Sohn Gunther, der auf der Jagd von einem Eber tödlich verwundet wird. Der gepflegte Garten vor dem Schloss, an dessen Stelle sich einst ein Fasangarten befand, wird vom Torstöckl abgeschlossen. Über dessen Tor hatte Propst Födermayr die Inschrift anbringen lassen: „Nachdem das Alt zu schimpff gekomen, den Namen Hoch brün hab ich genommen“. Damit bezog er sich darauf, dass „Pfaff“ seit Luther zum Schimpfwort geworden war und Pfaffenhofen in Hohenbrunn umbenannt wurde.

Lage: Oberösterreich/Linz-Umgebung – ca. 8 km südöstlich von Linz, knapp westlich von St. Florian

Besichtigung: Vom 1. April bis 31. Oktober täglich außer Montag von 10.00 bis 12.00 und von 13.00 bis 17.00


Weitere Literatur:


11.10.2003