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Wels - Burg


Die Welser Burg wurde bereits 776 zum Schutz gegen die Awaren durch den Hochfreien Machelm als Volksburg errichtet. Der Burggraf Machelan war zugleich Grenzgraf im Traungau. 885 wird Wels als „curtis regia“, also als königliche Hofburg, bezeichnet und war karolingischer Besitz. Die Burg überstand den Ungarnsturm des 10. Jh. Um 1000 wird Graf Arnold von Wels urkundlich erwähnt. Er gehörte zu den Traungauer Grafen, die auch als Grafen von Wels und Lambach bekannt sind. Nach ihrem Aussterben erbten die Grafen von Formbach die Burg mit der benachbarten Traunbrücke. 1158 vermachte Ekbert von Formbach seinen Besitz in Wels dem Markgrafen Otakar III von Steyr. Auf Grund der Georgenberger Handfeste erbten die Babenberger 1186 den steirischen Besitz. Herzog Leopold VI erwarb um 1220 Teile der Herrschaft vom Hochstift Würzburg, die nach 1090 in dessen Besitz gekommen waren. Nun blieb die Burg bis in das 17. Jh. hinein landesfürstlich und wurde von Vögten verwaltet, wenn sie nicht gerade verpfändet war. 1235 verlobte sich in der Welser Burg Kaiser Friedrich II mit einer Tochter des Wittelsbachers Otto von Bayern. Damals war die Burg als wichtiges Bollwerk bereits in die Stadtbefestigung einbezogen, unterstand aber den Landesfürsten. Unter Przemysl Ottokar war Wels Schauplatz von Landtagen. 1362 kam die Herrschaft als Pfandbesitz an Eberhard von Wallsee. Erst um 1454 wurde sie wieder ausgelöst und von Pflegern verwaltet. In den 60er Jahren des 15. Jh. wurde Wels an Weikhart von Polheim verpfändet. Kaiser Maximilian I hielt sich gerne hier auf, wenn er im benachbarten Kürnbergerwald jagte. Er baute die Burg in den Jahren 1504 bis 1514 im spätgotischen Stil aus und verstarb auch 1519 hier. Seinen Eichensarg hatte er schon seit Jahren im Reisegepäck mitgeführt. Der Leichnam wurde, wie von ihm gewünscht, unter den Altarstufen der St. Georgs Kapelle in der Burg von Wiener Neustadt beigesetzt. Sein prunkvolles Hochgrab in der Innsbrucker Hofkirche blieb leer. Auch in den folgenden Jahrhunderten wurde an der Burg ständig an- und umgebaut. 1550 traten die Polheimer die Pfandschaft an Hans Hofmann von Grünbühel ab. Von 1598 bis 1623 war Wels an die Familie Weiss von Würting verpfändet. Kaiser Ferdinand III löste die Pfandschaft auf und übergab die Herrschaft seinem Sohn König Ferdinand IV. Dieser schenkte sie 1654 seinem Obersthofmeister Johann Weikhard Fürst Auersperg. Der große Besitz wurde von nun an als Grafschaft bezeichnet, zu der 1750 etwa 1450 Untertanen gehörten. Bei den Auersperg verblieb die Burg bis 1865, als sie von dem Margarinefabrikanten Ludwig Hinterschweiger gekauft wurde, der im neuen Ostflügel eine Fabrik einrichtete. 1900 gingen die Fabrik und die Burg an die Familie Blaimschein über. Seit 1937 gehört das schön restaurierte Gebäude der Stadt Wels und dient vor allem kulturellen Zwecken. Unter anderem ist hier das Stadtmuseum untergebracht. Anlässlich der Landesgartenschau wurde der Burggarten 1983 neu gestaltet.

Die Welser Burg ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie liegt im südöstlichen Teil der Altstadt. Der ursprüngliche Zugang erfolgte nach Passieren des ehemaligen Zwingers über einen schon vor langer Zeit aufgefüllten Graben. Über dem Torbogen der breiten Einfahrt in den Burghof ist eine Kartusche mit dem farbenprächtigen Kaiserwappen angebracht. Der im Kern gotische, aber im Lauf der Zeit stark erneuerte einstige Vierflügelbau besteht heute nur mehr aus zwei historischen Trakten (Süd- und Westflügel), vor denen sich der gepflegte Burggarten erstreckt. Das hohe steile Dach ist an den Schmalseiten mit kurzen Schopfwalmen versehen. An der Hofseite ist dem Südtrakt ein spätgotischer Erker angebaut, der an das Goldene Dachl in Innsbruck erinnert, wenn er auch kleiner und wesentlich schlichter ausgestattet ist. Die dem Westflügel hofseitig vorgebauten Lauben sind der – in Oberösterreich eher seltenen – Frührenaissance zuzuordnen. Die breiten Arkaden im ersten Stock sind heute ebenso wie die Lauben verglast. Im Westflügel haben sich noch gotische Türstöcke und Fensterbänke erhalten. Hier kann man auch im Rahmen des Burgmuseums im ersten Stock das Sterbezimmer Kaiser Maximilians I besichtigen. Der Osttrakt wurde erst im 19. Jahrhundert errichtet. Das oberste Geschoß des Turmes stammt aus der Zeit um 1900.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – inmitten der Stadt Wels

Besichtigung: Di – Fr 10.00 – 17.00, Sa 14.00 – 17.00, So und Fei 10.00 – 12.00 und 14.00 – 16.00


Weitere Literatur:


05.10.2003