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Pielach


Um 1100 lag Pielach im Grenzbereich der Besitzungen der Sighartinger und der Formbacher. Der Patriarch Sighard von Aquileia nannte sich auch Graf von Pielach. Die Familie der Sighartinger teilte sich in drei Zweige: die Grafen von Peilstein, jene von Schalla und die von Burghausen. In Pielach waren vor allem die Grafen von Schalla begütert, die dann von den Grafen von Plain beerbt wurden. 1176 zog Hermann von Pielach im Gefolge des Grafen von Schalla im Heer des Babenbergerherzogs mit. 1248 wird Pielach erstmals als Burg (castrum) bezeichnet. Sie blieb freies Eigen, obwohl ihre Besitzer im 14. Jh. nicht mehr dem Hochadel angehörten, sondern einfache Ritter waren. Um 1334 verloren die Pielacher ihren Stammsitz an die Häusler von Sasendorf, die die Burg 1438 an die mit ihnen verwandten Topler verkauften. Im 16. Jh. kam Pielach an Georg von Zinzendorf, dann an die Greisenecker und schließlich an Christoph Enenkel auf Albrechtsberg. Als eifriger Protestant beschäftigte er in der Burg einen eigenen lutherischen Prediger. 1607 übernahm Ludwig von Starhemberg die schwer verschuldete Herrschaft, die damals Oberpielach genannt wurde. Er ließ die katholische Burgkapelle abreißen und durch ein lutherisches Bethaus ersetzen. Im Winter 1619 zogen er und sein Bruder Gotthard mit einem von den Ständen angeworbenen Aufgebot nach Melk, das von wallonischen Söldnern und der Bürgerschaft verteidigt wurde. Die Belagerung musste aber bald abgebrochen werden und Ludwig starb auf der Flucht. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde die Herrschaft vom Staat eingezogen. Die bei einem Brand 1619 schwer beschädigte Wasserburg kam 1624 an das Kloster Melk, das die Gebäude weitgehend abtragen ließ und das heutige Schlösschen errichtete. Dieser Umbau wurde 1692 unter Abt Gregor begonnen, aber erst 1766 unter Abt Urban II vollendet. Gegenwärtiger Besitzer ist Alfons Maderna, dem auch die Kartause Aggsbach gehört. Das Schloss ist gepflegt, die Fresken wurden 1975 restauriert.

Schloss Pielach besteht aus zwei zweigeschossigen Flügeln, die im stumpfen Winkel an einen ebenfalls zweigeschossigen Torbau stoßen. Ihm ist ein achtseitiger Kapellenturm aufgesetzt. Dieser Turm geht noch auf die alte Wasserburg zurück. Der Bau besteht aus verputzten Bruchsteinen unter gelegentlicher Verwendung von Ziegeln. Die Torhalle wird außen und innen von Rundbogenportalen abgeschlossen. Über der Einfahrt liegt die der hl. Gottesmutter geweihte Schlosskapelle. Ihre Flachkuppel ist mit einem Fresko von Johann Bergl geschmückt, das die hl. Dreifaltigkeit im Himmelsgewölbe zeigt (um 1766). Der quer zum Straßentrakt errichtete neunachsige Flügel war das eigentliche Wohnschloss. Über dem Kehlstein seines hofseitigen Rundbogenportals ist in einer Kartusche das Melker Stiftswappen – zwei gekreuzte Schlüssel – angebracht. Im Obergeschoss befindet sich ein geräumiger Saal. Er wurde ebenfalls von Berg prächtig ausgemalt und zeigt an den Wänden fremdartige Bäume, die über die Decke hinaufreichen. An dieser erkennt man die Schöpfung von Sonne und Mond durch Gottvater. Der Plafond eines weiteren Zimmers ist mit zahlreichen Vögeln und Wolken bemalt, ein weiteres Werk Bergls. Im geräumigen Hof des Schlosses liegt der Burgstall der verschwundenen Wasserburg. Der Vischer-Stich von 1672 zeigt noch die alte Wasserburg. Allerdings ist er irrtümlich mit „Bielahaag“ (Pielachhag) beschriftet.

Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 3 km östlich von Melk

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.09.2003