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Sigharting


Als der Ort 1140 erstmals erwähnt wurde, gehörte er Chunradus de Sigehartingen, einem Gefolgsmann der Formbacher. Die Herrschaft ging in der ersten Hälfte des 13. Jh. in den Besitz der Pürchinger über. Als erste ist zwischen 1236 und 1259 Adelheid von Pürching beurkundet. Hector von Pürching war es, der 1569/70 an der Stelle des alten Baues ein neues Wasserschloss errichten ließ. Dieser Bau hat sich seit mehr als 400 Jahren kaum verändert. 1595 stifteten die Pürchinger zur Schlosskapelle, die dem hl. Pakratius geweiht ist, ein Benefizium. 1603 wurde das Schloss erweitert, 1611 der Garten angelegt und eine Mauer mit zwei Toren errichtet. 1617 richteten sich die Pürchinger in der Schlosskapelle eine Familiengruft ein, doch starben sie mit Hans Ulrich Freiherrn von Pürching, der Hofrat und Mundschenk in München war, bereits 1632 in der Hauptlinie aus. Der damalige Schlossherr von St. Martin, Graf Hanns Adolf von Rheinstein und Tattenbach, erwarb auch Sigharting. Das Schloss diente fortan als Wohnung für den Pfleger und die Bediensteten der Herrschaft. Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1702) sowie im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741 – 1745) wurde Sigharting schwer beschädigt. 1809 richteten die Truppen Napoleons im Schloss ein Lazarett ein. Damals brannte aus Unvorsichtigkeit ein Teil des Gebäudes aus. Nachdem der königlich-bayrische Kämmerer Heinrich Ignaz Graf von Rheinstein-Tattenbach 1821 in München verstorben war, gelangte Sigharting gemeinsam mit St. Martin an die Grafen Arco-Valley. 1870 wurde das Gebäude von der Gemeinde Sigharting erworben und diente vorerst als Schule und Gemeindekanzlei. Allerdings war im Schloss bereits seit 1839 eine Volksschule untergebracht. Noch in den 70er Jahren des 20. Jh. waren die Räume weitgehend vermietet. Heute sind im erstklassig renovierten Gebäude vor allem kulturelle Institutionen untergebracht. Im Sommer finden hier Ausstellungen und Künstlerseminare statt. Außerdem ist es Sitz eines Heimatmuseums. Alle zwei Jahre ist das Schloss Schauplatz für den „Innviertler Advent“.

Das Schloss ist ein vierflügeliger dreigeschossiger Renaissancebau mit quadratischem Grundriss um einen engen Innenhof. Es war bis 1820 von einem Weiher umgeben, der damals zugeschüttet wurde. Auch die seit 1611 das Schloss umgebende Mauer wurde schon lange entfernt. Die Nordseite des Gebäudes wird durch die zwei runden Ecktürme, die mit spitzen Kegeldächern versehen sind und einen vorspringenden Torturm geprägt. An der Südseite gab es früher ebenfalls an den Ecken etwas schwächere Rundtürme. Sie sind heute durch zwei runde Eckerkern ersetzt. Auch sie haben Kegeldächer, so dass der Unterschied kaum auffällt. Über dem Portal weist eine Inschrift auf die Errichtung des Schlosses hin. Rechts und links von ihm sind zwei Wappensteine von 1603 und 1611 eingemauert. Zwei Seiten des Innenhofes sind in allen drei Geschossen mit Arkaden versehen. Im Erdgeschoß stehen Pfeiler, in den Obergeschossen Säulchen, auf denen die Bögen ruhen. Die Gewölbe der Arkadengänge sind mit gemalten Doppelwappen der Schlossbesitzer vom 14. bis zum 17. Jh. geschmückt. Sie wurden 1912 durch den Linzer Maler Koberwein restauriert. Die Ausstattung der Innenräume wurde bei der Generalsanierung von 1977/78 gänzlich erneuert. Die neben dem Schloss liegende spätgotische Kirche war ursprünglich Schlosskapelle. Sie stammt aus dem Jahr 1595 und wurde zwischen 1699 und 1701 erweitert. Bereits 1785 wurde sie zur Pfarrkirche umgebaut. Sie besitzt zwei interessante Reliefepitaphe der Pürchinger von 1626 und 1632.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – ca. 18 km südöstlich von Schärding

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.09.2003