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Horn


Die erste urkundliche Erwähnung Horns erfolgte bereits um die Mitte des 11. Jh. Es gehörte zum Herrschaftsbereich der Grafen von Poigen-Rebgau. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts nannten sich landesfürstliche Ministeriale nach Horn. So wird 1156 von einem Adelbertus de Horne berichtet. 1176 belagerte der Böhmenherzog Sobeslav vergeblich Horn. Während der Regierungszeit König Ottokars II erfolgte in der zweiten Hälfte des 13. Jh. unter den Maissauern, die bis in das späte Mittelalter Horn als landesfürstliches Lehen besaßen, ein planmäßiger Ausbau von Burg und Stadt. 1426/27 verwüsteten die Hussiten die Herrschaft, doch gelang es ihnen nicht, die Burg einzunehmen. Durch Erbschaft kam Horn 1440 an die Herren von Puchheim, die es 1461 kurzeitig an Viktorin von Podiebrad, den Sohn König Georgs von Böhmen abtreten mussten. Danach kamen die Ungarn unter Matthias Corvinus und blieben fast zehn Jahre lang. 1493 konnten die Puchheim ihren Besitz wieder übernehmen und die Schäden beheben. Hans von Puchheim nahm um 1539 eine gründliche Neugestaltung der Burg vor. Er verewigte sich mit der etwas drohenden Bauinschrift "Sey unterthan der Obrigkeit, denn sie tregt das Schwert nit umsonst. Sie dient Gott damit". Die Puchheimer waren recht militante Protestanten. Um ihren Forderungen an den Landesherrn Nachdruck zu verleihen, gründeten die protestantischen Adeligen Niederösterreichs 1608 den „Horner Bund“ und beschlossen, die Erbhuldigung erst dann zu leisten, wenn sie die von ihnen gewünschten Rechte verbrieft bekommen hätten. Im auf den Prager Fenstersturz folgenden Aufstand des böhmischen Adels verbündete sich der Horner Bund mit den Böhmen und wählte Friedrich von der Pfalz zum König. 1620 war die Erhebung, die zum Dreißigjährigen Krieg führte, in Horn vorbei. Stadt und Burg wurden von kaiserlichen Truppen unter Karl Bonaventura Graf Bouquoy besetzt. Reichart von Puchheim, der zu den führenden Mitgliedern des Horner Bundes gehört hatte, verlor als Rebell seine Besitzungen und wurde in Krumau eingekerkert. Horn kam 1620 an die Muschinger, 1636 an den Reichsgrafen Kurz und 1679 schließlich an die Grafen Hoyos. Diese nennen sich seit 1831 Hoyos-Sprinzenstein und sind noch heute die Schlossherren von Horn. Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein, Herr über riesige Güter und Kohlengruben in Schlesien, war Kopf des "Horner Kreises", der im Kulturleben der Wiener Ringstraßenzeit eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielte. Er war Philosoph, Orientalist und leidenschaftlicher Kunstsammler. Derzeit ist im Gebäude das Finanzamt untergebracht. Zum Teil wird es von den Eigentümern bewohnt.

Das gepflegte Schloss liegt in der Südostecke der ehemaligen Stadtmauer. Der Bergfried, auch „Diebsturm“ genannt, reicht noch in die romanische Zeit zurück. Er weist einen Grundriss von 9 x 9 m und eine Höhe von ca. 30 m auf. Sein Inneres wird nur von wenigen Lichtschlitzen beleuchtet. Im heutigen 6. Geschoß erkennt man den Ausgang auf einen ehemals vorkragenden hölzernen Wehrgang. Der Bergfried ist der einzige sichtbare mittelalterliche Bauteil. Er wird in das frühe 14. Jh. datiert. Es gab noch einen weiteren bergfriedartigen Turm in der Nordwestecke der mittelalterlichen Anlage, doch ist dieser heute völlig in den späteren Bauten aufgegangen und nur mehr im Grundriss erkennbar. Diese zweitürmige kastellartige Burganlage geht vermutlich auf den Ausbau der Maissauer zurück, die Horn nach 1246 erhielten und kurz danach mit dem Ausbau begannen. Auch die Stadtmauer wurde in ihren erhaltenen ältesten Teilen in der zweiten Hälfte des 13. Jh. errichtet. Von der Renaissanceburg der Puchheim ist nicht mehr viel zu sehen. Die Einfahrt an der Nordfront zeigt außen ein Renaissanceportal, vor dem eine Zugbrücke lag. Innen ist eine mit 1539 datierte Inschrifttafel der Puchheimer angebracht. Daneben erkennt man eine ehemalige Pferdetreppe. Der heutige viergeschossige Vierflügelbau geht jedenfalls auf die Bautätigkeiten des 16., 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Der Nordosttrakt, der besonders dicke Mauern aufweist, stammt aus dem 16. Jh., ebenso die Pfeilerarkaden im Erdgeschoß des Hofes. Süd- und Westtrakt wurden im 18. Jh. errichtet. Im Osten schließt nur ein eingeschossiger Remisentrakt den Hof ab. Möglicherweise dehnte sich hier das Schloss ursprünglich etwas weiter nach Osten bis zur Stadtmauer hin aus. Der Grundriss des Gebäudes würde dafür sprechen. Die recht vornehm wirkende Gartenfront mit dem achteckigen astronomischen Turm wurde erst um 1850 dem Bering der alten Burg vorgesetzt, so dass diese nunmehr völlig verbaut und unsichtbar ist. In jenem Bereich des Schlosses, der den Besitzern als Wohnung dient, befindet sich eine private Gemäldegalerie mit Bildern aus der Barockzeit, die aber nicht öffentlich zugänglich ist. An der Nordseite des Gebäudes ist das ehemalige Landgericht angebaut. Es weist einen hübschen zweigeschossigen Arkadengang mit zarten Reliefsockeln auf, die feingeschnittene Muster zeigen. Am stadtseitigen Zugang stehen zwei steinerne Löwen von Friedrich Melnitzky, die einst die Wiener Aspernbrücke bewachten. Das Schloss ist teilweise von einer ehemals englischen Parkanlage umgeben, die sich mit dem alten Tiergarten auch südlich der Taffa erstreckte.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – inmitten der Stadt Horn

Besichtigung: der Hof ist frei zugänglich, die Innenräume können nicht besichtigt werden


Weitere Literatur:


03.09.2003