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Potzneusiedl


Als im Jahre 1002 König Stefan die bayrische Prinzessin Gisela heiratete, kamen in ihrem Gefolge auch die Grafen Poth in das damalige Westungarn. Sie gründeten im 13. Jh. neben Podersdorf auch Potzneusiedl. Ende des 15. Jahrhunderts war es Sitz von Kleinadeligen, wie den Herren von Oslip. Anna, die letzte Vertreterin dieser Familie schenkte ihre Anteile am damaligen Herrenhof ihrem Neffen, Johann Vogt von Donnerskirchen. Während des türkischen Einfalls von 1529 wurde der damalige Ansitz zerstört. In der ersten Hälfte des 18. Jh. gehörte der Besitz zur Harrachschen Herrschaft in Bruck an der Leitha. Um die Mitte desselben Jahrhunderts gelangte Potzneusiedl, das niemals von wehrpolitischer Bedeutung war, in das Eigentum des Freiherrn Karl von Bender. Das heutige Schloss wurde unter der teilweisen Verwendung von gotischen Grundmauern ab 1796 errichtet. 1808 war der Bau vollendet. Gegen 1850 erwarb die Familie Batthyany den Besitz, der seine Blütezeit noch in der Zwischenkriegszeit hatte, als hier glanzvolle Feste gefeiert wurden. Fürstin Louise Batthyany, die letzte adelige Besitzerin, starb 1956. Sie vermachte Potzneusiedl ihrem Leibarzt. Dieser behielt die Landwirtschaft und verkaufte das Schloss 1966 dem Wiener Kaufmann Ing. Gerhard Egermann, der in den folgenden Jahren das bereits äußerst desolate Gebäude wieder instand setzen ließ. Er richtete hier 1970 das Erste Österreichische Ikonenmuseum ein. Sein Glanzstück ist die "Muttergottes von Kasan", durch die Potzneusiedl zu einem Wallfahrtsort für fromme Russen wurde. Das Schloss wird heute als riesiger Antiquitätenladen mit angeschlossenem Antiquariat geführt, dessen Schätze sämtliche Räume füllen. Daneben finden immer wieder Sonderausstellungen statt. So werden hier bis Jahresende 2003 Bibeln aus fünf Jahrhunderten gezeigt.

Das Schloss ist ein zweigeschossiger klassizistischer Bau, hinter dem sich ein schöner Park erstreckt. Das Gebäude weist einen hufeisenförmigen Grundriss auf, wobei die Seitentrakte aber relativ kurz gehalten sind. Der bemerkenswerteste Bauteil ist der dreiachsige, nur leicht vortretende Mittelrisalit. Er wird durch Pilaster vertikal gegliedert. Hinter den großen Rundbogenfenstern des ersten Stocks liegt der zweigeschossige Saal, an den sich in den beiden Flügeln die einzelnen Räume in Form einer Enfilade anschließen. Der Mittelrisalit wird von einem Dreiecksgiebel abgeschlossen, in dem sich sowohl straßen- als auch gartenseitig eine Uhr befindet. An der Gartenfront ist dem Mittelrisalit eine Altane vorgebaut, die auf vier kräftigen Pfeilern ruht. Der Fassadenschmuck des Mittelrisalites ist an der Straßenseite etwas reichhaltiger gestaltet. Hier trennt ein Schmuckband die oberen Fenster des Saales von den großen Rundbogenfenstern. Über dem breiten Einfahrtstor liegt ein einfacher Balkon. Die an die Vorderfront anschließenden Seitentrakte sind schmucklos. In ihnen waren einst Stallungen und Remisen untergebracht. Die Franziskuskapelle im Schlosspark wurde 1990 renoviert. Im Bereich der Wirtschaftsgebäude wurde in letzter Zeit für das Antiquariat ein Büchersilo errichtet, der Platz für etwa 170.000 Bücher hat. Die alte Wagenremise wurde in einen Mehrzwecksaal umgebaut. Der heute weitgehend naturbelassene Schlosspark reicht bis zur Leitha. In ihm befindet sich eine Heilquelle, die bereits zur Römerzeit genutzt wurde.

Lage: Burgenland/Nordburgenland – ca. 11 km südlich von Hainburg

Besichtigung: täglich 10.00 – 17.00

Homepage: www.hallo-burgenland.at/egermann/liste2.html


Weitere Literatur:


25.08.2003