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Alte Favorita (Augarten)


Als Ergänzung zu den bereits von Kaiser Ferdinand III nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges erworbenen Nachbargrundstücken, kaufte Kaiser Leopold I 1677 von der Familie Trautson deren Garten und das darin befindliche Palais, das nach 1654 errichtet worden war. Er ließ es vergrößern und den Garten im holländischen Stil neu planen. Da die Anlage vom Kaiser gerne benutzt wurde, erhielt sie die Bezeichnung „Favorita“. Im Zuge der Türkenbelagerung Wiens von 1683 wurde das Gebäude von Streifscharen in Brand gesetzt und der Garten verwüstet. Die Ruine blieb viele Jahre bestehen und die Gartenanlagen wurden vom Adel weiter frequentiert. Zum Unterschied zur „Neuen Favorita“ auf der Wieden, dem heutigen Theresianum, nannte man die Liegenschaft nun „Alte Favorita“. 1705 ließ Kaiser Josef I einen Trakt der Ruine zu einem Saalbau mit einigen Zimmern ausbauen. Er sollte seiner Mutter Eleonora Magdalena als Aufenthaltsort dienen. Der Saal wurde von Andreas Pozzo in Fresko-Technik ausgemalt. Durch die Konzentration auf das neue Schloß Schönbrunn geriet die gänzliche Wiederherstellung der Alten Favorita wieder ins Stocken. Der Kaffeehausbesitzer Ignaz Jahn verwandelte sie in ein Restaurant mit einer Musikkapelle, die im Gebüsch verborgen spielte. Ab 1772 fanden hier die sog. Morgenkonzerte statt, die fallweise von Johann Amadeus Mozart und später auch von Ludwig van Beethoven dirigiert wurden. Zwischen 1820 und 1847 leitete hier Johann Strauß Vater die 1. Mai Konzerte.

Die mit einem Gittertor versehene nordöstliche Abschlussmauer gegen den Park ist der letzte Rest der Alten Favorita. Auf einem Stich, der sich heute in der Albertina befindet, kann man erkennen, dass das Palais ursprünglich aus einem Haupttrakt und zwei Flügeln bestand, die um einen Ehrenhof angeordnet waren. In der Mitte der Hauptfassade befand sich ein Turm. Das Saalgebäude hat überlebt. Es ist ein schlichter, eingeschossiger Bau mit einfachem Fassadenschmuck, der im Wesentlichen aus querovalen Lünetten über den Fenstern besteht. An einer Mauerecke sind noch Pilaster und Fenster vom alten Bau erkenntlich. Das Saalgebäude ist heute Sitz der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Dies ist nach Meißen die zweitälteste Porzellanerzeugung Europas. Im Inneren finden sich noch barocke Stuckdecken. Erhalten ist auch das Inspektionsstöckel, ein in der ersten Hälfte des 18. Jh. erbautes Wirtschaftsgebäude vor der Porzellanmanufaktur. Das triumphbogenartige Eingangsportal des Parks, das geradewegs auf das Saalgebäude zuführt, wurde 1781 von Isidor Canevale errichtet.

Ort/Adresse: 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.08.2003