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Hartheim


Die Herren von Hartheim scheinen vom 12. bis in die erste Hälfte des 14. Jh. auf. Sie stammten aus Bayern und waren Vasallen des Hochstiftes Passau und der Schaunberger. Erstmalig erwähnt wurden sie um 1140. 1287 werden die Brüder Chunrad, Peter und Heinrich von Hartheim genannt. Heinrich war 1317 Stadtrichter von Eferding. Von ihm kam Hartheim an Heinrich Steinpeckhen aus Steinbach im Mühlviertel. Dieser verkaufte es noch 1323 an Aspan von Hag. 300 Jahre lang blieb nun die Herrschaft bei dieser Familie, die sich bald Aspan von Liechtenhaag nannte. 1329 führte Graf Heinrich von Schaunberg eine Fehde gegen Werner von Hag, da dieser entgegen den Bestimmungen des Landrechtes seinen Wohnturm befestigte. Der Hartheimer musste schließlich nachgeben. Der kaiserliche Rat Jakob Aspan von Hag wurde 1595 in den Freiherrenstand erhoben. Um diese neue Würde zu dokumentieren, ließ er kurz vor 1600 das heutige Renaissanceschloss errichten. Baumeister war der aus Oberitalien stammende Bernhard Canevale. Jakob Aspans Sohn Hans Joachim musste zwar als Protestant 1627 auswandern, er kehrte jedoch 1635 nach Hartheim zurück und wurde katholisch. 1636 konnte mit der Herrschaft auch das Landgericht verbunden werden. Mit Hans Joachim starben die Freiherren Aspan von Hag 1645 aus. Er hatte aber bereits 1639 Schloss und Herrschaft dem Landeshauptmann von Oberösterreich, Hans Ludwig von Kuefstein, verkauft. 1739 kam beides durch die Heirat seiner Enkelin an Josef Gundacker Graf Thürheim, dem damaligen Besitzer von Schwertberg. Dessen Sohn veräußerte Hartheim 1799 an Georg Adam I Fürst Starhemberg.

1896 begann der Niedergang des Schlosses, als Camillo Heinrich Fürst Starhemberg die wertvolle Inneneinrichtung, darunter intarsierte Türen, Öfen und eine Intarsiendecke in seine Residenz nach Eferding bringen ließ. Das ausgeräumte Gebäude schenkte er dem oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein zur Einrichtung einer „Anstalt für Schwach- und Blödsinnige, Idioten und Cretinöse“, wie man sich damals auszudrücken beliebte. Die um die Jahrhundertwende etablierte Pflegeanstalt für geistig und mehrfach behinderte Menschen wurde von Ordensschwestern betreut. 1938 wurde das Schloss von den Nationalsozialisten konfisziert und in eine der sechs Euthanasieanstalten für „lebensunwertes Leben“ des Dritten Reiches umgewandelt. Zwischen 1940 und 1944 wurden hier fast 30.000 Menschen vorwiegend durch Giftgas ermordet. Erst kurz vor Kriegsende wurde die Anstalt aufgelassen und die Tötungseinrichtungen abgebaut. Bis 1948 diente das Schloss zur Aufnahme von Flüchtlingen. Dann wurde es dem Landeswohltätigkeitsverein zurückgegeben. Nach dem verheerenden Donauhochwasser von 1954 siedelte man im Schloss Hochwassergeschädigte an. Für die Behindertenbetreuung wurde unweit davon eine neue Anstalt erbaut. Im Schloss wurde eine Gedenkstätte eingerichtet. 1999 wurden für die noch hier lebenden Mieter Ersatzwohnungen bereitgestellt und das Gebäude bis 2003 umfassend restauriert.

Schloss Hartheim ist einer der bedeutendsten Renaissancebauten des Landes. Das vierseitige und viergeschossige Gebäude wurde in einem Zug errichtet und ist daher bemerkenswert einheitlich. An seinen Ecken treten achteckige Türme vor. An der Stelle ihrer heutigen Zeltdächer befanden sich ursprünglich Zwiebelhelme. Die Westfront des Schlosses wird von einem hohen viereckigen Treppenturm überragt. Er ist in den Mauerverband einbezogen und von einem barocken Zwiebelhelm mit einer Laterne gekrönt. Die Eingangsfront wird von einem erst später aufgesetzten Dreiecksgiebel über dem schlichten Portal betont. Die besondere Sehenswürdigkeit des Schlosses ist sein prächtiger dreigeschossiger Arkadenhof. Die Säulengänge nehmen alle vier Seiten ein. Die Bogenzwickel sind mit Wappen und Porträts geschmückt. Das oberste Geschoß zeigt an Stelle der Rundbogenarkaden einen offenen Säulengang mit geradem Gebälk. Die einst prächtige Innenausstattung des Schlosses ist heute zum Teil im Schlossmuseum von Eferding zu besichtigen. Einzelne Stücke finden sich auch im Linzer Schlossmuseum. Eine Kassettendecke mit allegorischen Malereien aus der Zeit um 1600 hat sich noch in einem Raum des ersten Stocks erhalten.

Lage: Oberösterreich/Donautal – ca. 16 km westlich von Linz im Gemeindegebiet von Alkoven

Besichtigung: die Gedenkstätte und die ständige Ausstellung sind von Mai bis Oktober täglich von 09.00 bis 18.00 geöffnet

Homepage: www.schloss-hartheim.at


Weitere Literatur:


10.08.2003