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Gobelsburg


Wie Ausgrabungen ergaben, war der Schlossberg schon in der Bronzezeit besiedelt. Um 1074 wird ein Azzo de Gobatsburich in einem Schenkungsvertrag als Zeuge genannt, doch ist diese Urkunde umstritten. Manche Burgenforscher nehmen aber an, dass es sich bei ihm um einen der frühesten Kuenringer gehandelt hat. Die erste gesicherte Erwähnung folgte 1114 mit Odelricus de Chobatispurc. Seine Familie blieb bis zum Ende des 12. Jh. im Besitz der damaligen Feste, dann ging sie durch Heirat an die Herren von Feldsberg-Seefeld über. 1306 wird von einer Fehde zwischen den Brüdern Hadmar und Rapoto von Falkenberg mit Ulrich von Wallsee berichtet, bei der es um das Haus Gobolzpurch ging. 1355 fiel das Erbe der Falkenberger ohnehin an die Wallseer. 1429 kaufte Otto IV von Maissau den Besitz und vermachte ihn 1440 Herzog Albrecht V. Dieser verpfändete Gobelsburg an Ulrich von Eytzing. Kaiser Maximilian I verkaufte es 1495 an Heinrich Prüschenk Freiherrn von Stettenberg. Im 16. Jahrhundert erfolgte ein Neubau im Sinne der Renaissance. Von 1587 bis 1593 war Salomon Pfefferkorn von Ottobach der Inhaber von Gobelsburg. Obwohl er Protestant war, befindet sich sein Grabstein an der Nordseite der Gobelsburger Pfarrkirche. In der Folge wechselten sich zahlreiche Adelsfamilien im Besitz des Schlosses ab, bis es 1693 von Otto Ferdinand Freiherrn von Hohenfeld durch Erbschaft übernommen wurde. Achaz Ehrenreich Graf Hohenfeld ließ den Bau 1725 barockisieren, wobei er sich im Inneren vor allem auf den ersten Stock und das Stiegenhaus konzentrierte. Sein Sohn Heinrich trat in das Stift Zwettl ein und verkaufte ihm die bereits schwer verschuldete Herrschaft. Abt Melchior ließ daraufhin sein Wappen über dem Tor anbringen. Das Schloss war damals auch unter dem Namen „Ehrenreichsburg“ bekannt. Als 1784 der Gutshof Kammern, der bis dahin als Verwaltungssitz des Stiftes für seine Weingärten diente, abbrannte, wurde dieser nach Schloss Gobelsburg verlegt. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Gebäude ein Lehrlingsheim eingerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges waren französische Kriegsgefangene einquartiert. Danach waren die Holzböden verheizt und das Schloss devastiert. Nach 1958 wurde es renoviert. Es diente jahrzehntelang als Außenstelle des Österreichischen Volkskundemuseums, das hier seine Majolika-Sammlung zeigte. Vor zwei Jahren wurde die Zusammenarbeit beendet. Gobelsburg ist nun vornehmlich als Weingut des Stiftes Zwettl und für seinen ausgezeichneten „Messwein“ bekannt. Ein Teil des Gebäudes ist in Wohnungen aufgeteilt.

Schloss und Kirche liegen auf einem kleinen Hügel über dem Ort. Sie stellten einst verteidigungsmäßig eine Einheit dar. Das Schloss ist von einem zwingerartig ummauerten Garten umgeben. Die grauen Ziertürmchen mit ihren Schießscharten haben nur symbolischen Charakter. Die beiden Steinlöwen, die den Zugang bewachen, wurden erst 1868 aufgestellt. Das daneben stehende Bertrand-Kreuz ist ein Tabernakelbildstock des 16. Jh. Er stand ursprünglich in Groß-Riedental. Das Schloss ist eine zweigeschossige Vierflügelanlage mit einem mächtigen Mansarddach und einem hohen, das ansteigende Niveau ausgleichenden Sockel. Die 13-achsige Hauptfassade ist nach Süden gerichtet. Sie wird durch Lisenen gegliedert und durch einen 5-achsigen Mittelrisalit betont. Die Erdgeschoßfenster sind mit barocken Fensterkörben versehen. Die Portalachse wird durch ein reich gestaltetes, von Putten flankiertes Doppelwappen im Dreiecksgiebel, der den gesamten Mittelrisalit überspannt, bekrönt. Auch die Hoffassaden sind durch Lisenen gegliedert. Nord- und südseitig sind noch die Arkaden mit ihren Kreuzgratgewölben aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Das Ambiente des quadratischen Hofes wird durch den der Einfahrt gegenüberliegenden Mittelpavillon beherrscht. Er ist um ein halbes Geschoß überhöht. Der in ihm befindliche Saal wird sowohl hof- als auch außenseitig durch drei große Rundbogenfenster und darüber liegende Ochsenaugen beleuchtet. Die geschwungenen Fensterverdachungen ruhen auf korinthischen Pilastern bzw. stehenden Voluten. Über dem Mittelfenster ist eine Sonnenuhr von 1743 angebracht.

Die Erdgeschoßräume sind mit zum Teil noch aus dem 16. Jh. stammenden Kreuzgratgewölben und Stichkappentonnen gedeckt. Eine dreiläufige Treppe mit Schmiedeeisengitter führt in das Obergeschoß. Sechs Prunkräume nehmen den Südtrakt ein. In der Südwestecke liegt die Kapelle, ein kleiner mit dunklem Stuckmarmor ausgekleideter Raum, mit stuckierter Flachdecke und dem Deckengemälde „Christi Geburt“ von Martin Johann Schmidt. Vom „Kremser Schmidt“ ist auch das Hochaltarbild, das den heiligen Bernhard zeigt. Die Repräsentationsräume sind nach ihren Stuckarbeiten und Deckengemälden benannt. Es gibt ein Saturnzimmer, ein Raum ist Diana und Aktäon gewidmet, einer Venus und einer Apoll, dessen Pferde zum Teil fast vollplastisch aus der Decke hängen. Bemerkenswert sind vor allem die kolossalen Kachelöfen aus der Zeit zwischen 1748 und 1793. So wurde das Jagdzimmer durch einen grünen Ofen beheizt, auf dem Gottheiten, Wappen und Tiere wie Adler, Hunde und Löwen zu erkennen sind. Im Venuszimmer, dessen Stuck-Relief einen von zwei Tauben gezogenen Wagen zeigt, auf dem die von Amor begleitete Venus sitzt, steht ein weiß/goldener Ofen, mit einem Hund, der aus einer Vase trinkt. An der gegenüberliegenden Hofseite liegt der eher schmucklose Festsaal. Er ist eine Nachbildung des Steinernen Saales von Stift Altenburg. Die gemalte Mittelrosette der Decke wurde vermutlich erst im 19. Jh. angebracht. Unter ihm befindet sich eine Sala terrena, ein tonnengewölbter Raum mit Stichkappe. Inmitten breiter reliefartiger Ornamente thronen hier Gerechtigkeit, Stärke und Beständigkeit – einige der Kardinaltugenden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 8 km nordöstlich von Krems

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich

Homepage: www.gobelsburg.at


Weitere Literatur:


01.08.2003