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Steyersberg


Steyersberg wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jh. von Verwandten der in der Nachbarschaft residierenden Schenken von Hassbach errichtet. In einer Urkunde von 1266, die hier ausgestellt wurde, wird ein Reinboto de Stigesperig und in einer anderen von 1278 ein Gundacherus de Steisperch genannt. Wahrscheinlich wurde letzterer von dem Kranichberger Ulrich dem Esel beerbt, der sich ab 1296 nach Steyersberg nannte. Die Burg blieb nun 90 Jahre im Besitz der Kranichberger. 1386 gelangte sie durch Heirat an Friedrich von Stubenberg. Im Laufe der nächsten 200 Jahre wechselten sich mehrere Zweige der Familie Stubenberg in ihrem Besitz ab. Sie diente als Verwaltungssitz einer aus mehreren Gütern bestehenden Großherrschaft. Schließlich verkaufte 1600 Georg Hartmann von Stubenberg seinen Besitz an den Freiherrn Ehrenreich von Wurmbrand zu Stuppach. Dieser ließ umfangreiche bauliche Veränderungen vornehmen und das Herrschaftsgebiet durch Zukäufe vergrößern. Auf ihn gehen u. a. die Arkadengänge zurück, die deutlich italienischen Einfluss verraten, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass der Bauherr längere Zeit an den Universitäten von Padua und Siena studiert hatte. Er und seine Nachfolger bauten die Burg in ein wohnliches Renaissanceschloss um und ließen es neu befestigen. 1705 kam es zu einer Erbteilung, bei der das Fideikommissgut Steyersberg an Casimir Heinrich und Christoph von Wurmbrand fiel. Für einige Jahre war die Burg nun an den Grafen Nikolaus Stella verpachtet. Nach Casimirs Tod erbte Reichshofrat Johann Wilhelm von Wurmbrand den Besitz. Er hatte unter Kaiser Karl VI großen Einfluss auf die Führung der Staatsgeschäfte. Nach 1791 wurde Steyersberg neuerlich verpachtet, was sich wegen der schlechten Bewirtschaftung aber als ungünstig erwies. Steyersberg konnte sowohl die Türkenkriege als auch den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstehen. Es blieb bis in die letzte Zeit im Besitz der Familie Wurmbrand bzw. ihrer Verwandten. Das gepflegte Schloss ist ganzjährig bewohnt.

Steyersberg ist die größte und besterhaltene Burganlage der Buckligen Welt. Sie liegt etwa einen Kilometer südwestlich von Hassbach mitten im Wald, unweit der Ruine Hassbach, von der sie nur durch einen Geländeeinschnitt und 80 Höhenmeter getrennt ist. Zu Steyersberg gehört neben der eigentlichen Burg ein großer schlossähnlichen Gutshof, der eine Geländestufe höher liegt. Die Burg gliedert sich in die zentrale Hochburg auf einem, das umliegende Terrain überragenden Kalkfelsen und dem äußeren Bering, der im Laufe der Zeit teilweise mit Anbauten, wie dem langgestreckten „Neuschloss“, versehen wurde. Der Zugang erfolgt durch einen zwischen zwei dreigeschossigen Türmen einspringenden Torbau in der Südwestecke. Zuvor wird man jedoch von einem Bronze-Drachen auf einem Steinsockel, dem Wappentier der Wurmbrands, begrüßt. Der heute zweigeschossige äußere Bering weist in zwei Etagen Schlüsselscharten auf. Seine Höhe wurde aber zu Beginn des 20. Jh. deutlich reduziert. Das äußere Burgtor besteht aus einem einfachen Rundbogentor und einem Mannloch. Rollenschlitze weisen auf eine ehemalige Zugbrücke hin. Über dem Tor sind Wappentafeln des Ehrenreich von Wurmbrand und seiner Gattin, Dorothea Freiin von Zwickl, aus dem Jahr 1610 angebracht. Beide Türme sind mit einer gemalten Eckquaderung versehen. Ihre steilen Walmdächer sind mit jeweils vier achteckigen Ecktürmchen geschmückt. Der rechte Turm wurde erst im 20. Jh. ausgebaut und dem Vischer-Stich von 1672 angepasst, der linke stammt wohl aus dem 17. Jh. Nach Durchschreiten der Torhalle gelangt man in den Zwinger, der durch eine Felsstufe vom „Kapellenhof“ im Osten getrennt ist. Die Kapelle wurde 1734 durch Casimir Heinrich von Wurmbrand in einem Bastionsturm eingerichtet, der bei dieser Gelegenheit das von einer Laterne gekrönte Kuppeldach erhielt.

Der Zwinger führt zu einem zweiten Torbau mit einem hausteinumrahmten Rundbogentor. Dahinter liegt ein dreieckiger Hof mit dem „Wurmbrunnen“. Von hier führt eine leicht gebogene Treppe in einen höher gelegenen Burgteil, von dem wieder eine Stiege den Zugang in den Hof der Hochburg ermöglicht. Hier befinden sich die ältesten Bauteile der Burg: der quadratische Bergfried mit seinen 3,5 m dicken Mauern und der östlich anschließende Palas. Beide dürften aus dem 13. Jh. stammen. Die Süd- und die Ostseite des Innenhofes wurden 1608 mit zweigeschossigen Renaissancearkaden versehen. Außerdem wurde damals der quadratische Treppenturm angebaut. Er ist im vierten Obergeschoß mit einer Uhr ausgestattet. An seinen Ecken sind noch Reste von Quadermalereien zu erkennen. Die gesamte Nordseite des Burgareals wird vom hakenförmigen „Neuen Schloss“ eingenommen. Bedingt durch das steil abfallende Gelände ist es an der Hofseite ebenerdig, auf der Beringseite jedoch zweistöckig. Dieser große Trakt wurde zu Beginn des 17. Jh. ausgebaut. Eine weitere Umbauphase gab es im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, worauf ein Wappenstein des Wilhelm Gundacker Erbgraf von Wurmbrand-Stuppach und seiner Gattin Margarethe von Schenk aus dem Jahr 1893 hinweist. Drei Jahre später wurde der repräsentative Gutshof durch die Architektenfirma Helmer & Fellner errichtet. Er ist ein fünfeckiger Bau im Stil der Burgenromantik. In ihm ist nach wie vor die „Wurmbrand’sche Forst- und Gutsverwaltung“ untergebracht. Von den Innenräumen des Schlosses, die teilweise mit getäfelten Türen und Renaissancedecken versehen sind, sei vor allem der Speisesaal erwähnt, dessen Holzdecke seinerzeit an Kaiser Franz I zur Ausgestaltung seiner Franzensburg in Laxenburg abgetreten wurde. An ihrer Stelle befindet sich seit dem 19. Jh. eine Kassettendecke aus dem Schloss Schwanburg in Südtirol. Ihr reich geschnitztes Gesims wird von figürlichen Konsolen gehalten, die fratzenartige exotische Köpfe zeigen.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – ca. 6 km westlich von Warth

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.07.2003