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Personenverzeichnis






Kranichberg


Die Herren von Kranichberg waren Ministeriale der Grafen von Formbach-Pitten. Um 1150 scheint ein Siggefridus de Craneberch in den Urkunden auf. Ein Wehrbau muss also damals bereits existiert haben. 1202 wird Hermann von Kranichberg erstmals genannt, der am Hof Leopolds VI und Friedrichs II eine gewisse Rolle spielte. Die Familie hatte auch Besitzungen an der Donau, im Wald- und im Mühlviertel. Nach dem Aussterben des auf Kranichberg sitzenden Zweiges wird 1352 Ulrich II von Wallsee-Graz als Herrschaftsinhaber erwähnt. 1363 folgte Leutold von Stadeck. Die Tochter des letzten Stadeckers heiratete 1400 Ulrich von Montfort. Sein gleichnamiger Vater war der bekannte Minnesänger. Nach 1420 war Kranichberg bereits landesfürstlich und an den einflussreichen Ratgeber Kaisers Friedrich III, Walter Zebinger, verpfändet. Bei der Eroberung weiter Teile Niederösterreichs durch Matthias Corvinus, fiel auch Kranichberg 1480 in seine Hände, wurde aber im Frieden von Pressburg 1491 zurückgestellt. Im 16. Jahrhundert war die Herrschaft mehrmals Lehens- oder Pfandbesitz kaiserlicher Hofbediensteter, so des Kammerdieners Ulrich Maschwander, der den bereits stark vernachlässigten Bau im Sinne der Renaissance zwischen 1561 und 1566 restaurieren ließ. 1587 wurde Kranichberg zum Zufluchtsort der umliegenden Bevölkerung vor den herannahenden Türken bestimmt.

1602 verkaufte die Hofkammer die Herrschaft an Hans Unterholzer, der sie von Pflegern verwalten ließ.1661 gelangte Johann Franz Graf Lamberg in den Besitz der Burg. Durch eine Verstärkung der Wehreinrichtungen konnte das Türkenjahr 1683 unbeschadet überstanden werden. Ein Brand zerstörte jedoch 1745 große Teile der Anlage. Vor allem die Eingangsfront und der Westtrakt waren betroffen. Bei diesem Unglück wurde auch die große Gemälde- und Waffensammlung, zu der zahlreiche türkische Beutestücke gehörten, vernichtet. Aus Kostengründen wurde beim Wiederaufbau lediglich einer der drei Schlosstürme erneuert. 1769 verkaufte Anton Franz Adam Graf Lamberg die Herrschaft an das Erzbistum Wien. Noch Kardinal Franz Innitzer verbrachte hier regelmäßig seine Sommerurlaube. Im Zweiten Weltkrieg waren vorwiegend deutsche Aussiedler aus der Dobrudscha hier untergebracht. Bis 1957 befand sich hier die Grabstätte des letzten Wiener Fürsterzbischofs Kardinal Piffl, der 1932 verstorben war. 1970 verkaufte die Erzdiözese Kranichberg an den amerikanischen Industriellen Henry Reichhold, der es bis 1980 besaß. Die Hochburg befindet sich auch heute noch in Privatbesitz und wird zeitweise bewohnt. In der Vorburg ist ein elegantes Hotel untergebracht. Im 19. Jh. diente dieses Gebäude bereits als Brauerei und Wirtshaus.

Burg Kranichberg liegt auf einem Vorsprung des sog. Eselsberges, der nach drei Seiten felsige Abstürze aufweist. Das Areal besteht aus einer weitläufigen Vorburg und der auf einer Felskuppe etwas höher gelegenen Hauptburg. Durch die Vorburg verläuft die Straße von Gloggnitz über den Ramssattel nach Kirchberg. Sie konnte durch die Toranlagen der Umfassungsmauer jederzeit zweifach gesperrt werden. Das rundbogige Gloggnitzer Tor mit seiner Fußgängerpforte war durch einen Graben, über den eine Zugbrücke führte, gesichert. Durch vier Schlüsselscharten über den beiden Eingängen konnte es gut verteidigt werden. Das Kirchberger Tor war noch stärker befestigt. Über ihm kragen Maschikuli mit Schlüsselscharten vor. Die Hochburg war von der Vorburg durch zwei weitere Vorwerke getrennt. Ein zwei bis dreigeschossiges Halbrondell mit übereinander gestaffelten Schlüssel- und Rechteckscharten ist noch erhalten. Davor befand sich ein Abschnittsgraben, der heute teilweise aufgeschüttet ist. Über die einstige Zugbrücke gelangte man zum Rundbogentor mit seinem Mannloch. Die Wohntrakte der Burg sind an drei Seiten durch einen Bering geschützt. An der Ostseite befand sich außerdem ein Graben, doch wurde dieser bereits nach dem Brand von 1745 mit dem Abbruchmaterial der Tortürme aufgefüllt. Die Hochburg hat einen annähernd quadratischen Grundriss, doch ist die Südwestecke, bedingt durch das abfallende Gelände, stark abgerundet. Aus Baudetails kann auf eine Errichtung der Burg anfangs des 13. Jh. geschlossen werden. Die ältesten Bauteile sind der massige fünfgeschossige Bergfried an der Südostecke sowie die der hl. Ursula geweihte Schlosskirche im Nordosteck. Ein Sakramentshäuschen in der Kirche ist mit 1459 datiert. Ansonsten stammt ihre Einrichtung aus der Barockzeit. Die Kante des völlig fensterlosen Bergfrieds ist dem Eingang zugewendet.

Lage: Niederösterreich/Semmeringgebiet – ca. 6 km südlich von Gloggnitz

Ort/Adresse: 2880 Kirchberg am Wechsel

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.07.2003