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Wartenstein


Die Herren von Wartenstein waren Dienstleute der steirischen Markgrafen. Sie errichteten um 1180 hier am Raacher Berg eine kleine Burg mit Turm und einem bescheidenem Wohngebäude, die der Grenzsicherung gegen Österreich diente. Vermutlich war Hermannus de Wartenstein ihr Erbauer. Diese romanische Anlage ist noch heute im südöstlichen Bereich der Burg als Ruine erhalten. Wartenstein verlor jedoch bald seine strategische Bedeutung, da bereits 1192, nach dem Tod Herzogs Otakars IV, die Steiermark zu Österreich kam. Im späteren 13. Jh. erweiterte Heinrich von Stubenberg die Burg nach Norden und Osten hin. Er baute an die Spitze des langen Felsens einen mächtigen Bergfried und einen weiteren quadratischen Turm unmittelbar neben den heutigen Eingang. 1287 wird Wartenstein bereits als „castrum“ bezeichnet, d. h. es hatte eine militärische Funktion. Im 14. und 15. Jh. war die Burg landesfürstlich und häufig verpfändet. Dazwischen wurde sie von Pflegern verwaltet. In den 70er Jahren des 15. Jh. übergab Kaiser Friedrich III die Herrschaft dem von ihm gestifteten St. Georgsorden, doch gelang es dem ungarischen König Matthias Corvinus die Burg kampflos in Besitz zu nehmen. Nach 1490 wurden die Ungarn wieder vertrieben und Wartenstein dem Orden zurückgegeben. 1529 richteten die Türken großen Schaden an. Mit Zustimmung des Papstes wurde die Herrschaft wieder verpfändet, wobei sich die Geldgeber verpflichten mussten, für die Wehrhaftigkeit der Burg zu sorgen. 1547 kam Christoph Urschenpeck als Pfandinhaber auf die Burg. Er und seine Nachkommen investierten so große Summen, das es ihnen schließlich gelang Wartenstein vom Rechtsnachfolger des St. Georgsordens, dem Grazer Jesuitenkollegium, als Eigentum zu erwerben. Sie verwandelten die Ostseite des Burghofes in ein wohnliches Renaissanceschloss. Die nächsten Eigentümer waren ab 1633 die Herren von Petrowitsch, auf die ab 1720 die neapolitanischen Grafen Stella folgen. Sie und ihre Nachfolger, die Familie Caracciolo, wohnten nicht hier und kümmerten sich kaum um ihren Besitz, so dass Wartenstein bereits ziemlich verfallen war, als es 1870 von den Fürsten Liechtenstein gekauft wurde. Zuvor war es noch 1809 durch die Franzosen verwüstet worden. Franziska Fürstin zu Liechtenstein veranlasste eine Sanierung der Anlage im Sinne der Romantik. Während des Zweiten Weltkrieges waren im Schloss staatliche und Wehrmachtsstellen untergebracht. 1945 wurde das Gebäude durch Kampfhandlungen schwer beschädigt. 1957 kaufte eine Stiftung des schwedischen Großindustriellen Axel Wenner-Gren (Elektro-Lux) das Schloss und verlegte ein anthropologisches Forschungsseminar in das mit großem Aufwand renovierte Gebäude. Seit einigen Jahren befindet es sich wieder in Privatbesitz und wird zeitweise bewohnt.

Der langgestreckte Innenhof kann durch das Haupttor oder die Fußgängerpforte des Torturmes betreten werden. An seiner Westseite liegen auf einem Felsen, etwa 8 m über dem Hof, die Ruinen der einstigen Hochburg. Der viereckige romanische Bergfried und der Palas sind noch relativ gut erhalten. Die gotische Dreikönigs-Kapelle wurde 1871 wiederhergestellt. Der kleine Raum trägt noch immer romanische Züge. An seiner Außenwand ist ein ebenfalls romanisches Kapitell erhalten. Über eine Stiegenanlage gelangt man zum anschließenden Küchentrakt. Die lange Ostseite des Hofes nimmt der nach 1957 umgebaute Wohntrakt ein. Er ist so schmal, dass seine Breite im Inneren jeweils nur für einen Raum ausreicht. Nach dem Vorbild staufischer Ministerialburgen wird er von zwei mächtigen Viereckstürmen begrenzt. Der Nordturm hat eine Mauerstärke von fast drei Metern, der Südturm ist etwas schwächer. Beide Türme wurden, anlässlich der vom Architekten Ignaz Banko in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorgenommenen baulichen Veränderungen, mit vorkragenden obersten Stockwerken versehen. Der Südturm, der im 17. Jh. bis zur Dachhöhe abgetragen worden war, wurde bei dieser Gelegenheit wieder aufgestockt. Im Hof ist noch die alte Zisterne zu sehen. Sie trägt eine schmiedeeiserne Kappe aus dem 17. Jahrhundert. Das Innere des Schlosses ist modern eingerichtet.

Lage: Niederösterreich/Semmeringgebiet – ca. 4 km südlich von Gloggnitz

Besichtigung: kaum möglich


Weitere Literatur:


26.07.2003