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Schönbühel


Das Gebiet um Schönbühel gehörte schon anfangs des 9. Jahrhunderts dem Bistum Passau. Um 1100 nennen sich bereits die hochfreien Brüder Marchward und Friedrich nach Sconinpuchelel, was auf die Existenz eines Adelssitzes hindeutet. Sie waren Lehensträger der Passauer Bischöfe. Ihre Nachfahren sanken zu Ministerialen herab. Sie besaßen das Lehen bis 1260. Noch vor 1264 kam es zu einer Teilung des Besitzes. Eine Hälfte der damaligen Burg gehörte bis etwa 1305 den Herren von Radeck, die andere den Herren von Wesen. Um 1318 war Konrad II von Eisenbeutel hier ansässig. Ab 1323 wurde die Herrschaft, die inzwischen wieder an das Bistum gefallen war, von Burggrafen verwaltet. 1396 verkaufte sie Bischof Georg von Hohenlohe den Herren Caspar und Gundacker von Starhemberg als freies Eigen. Unter dieser Familie wurde 1414 die Anlage erweitert, wobei die Befestigungen verstärkt wurden. 1456 konnte auch die Blutgerichtsbarkeit erworben werden. Paul Jakob von Starhemberg versuchte in den Auseinandersetzungen zwischen den protestantischen Ständen und Kaiser Ferdinand II einer offenen Konfrontation auszuweichen. Er musste zwar Schönbühel seinen aufständischen Brüdern Ludwig und Gotthard als Operationsbasis zur Verfügung stellen, doch gelang es ihm letztendlich bei der Konfiskation ihrer Güter 1620 Schönbühel zu behalten. 1666 stiftete sein Sohn, Graf Conrad Balthasar, der wieder katholisch geworden war, das Servitenkloster, das auf den Ruinen eines Lustschlösschens etwas donauabwärts erbaut wurde. 1685 kauften die Starhemberger auch die benachbarte Herrschaft Aggstein, die sie mit Schönbühel vereinigten. Konrad Sigismund Graf Starhemberg ließ die alte Burg abreißen und in den Jahren 1710 bis 1727 einen neuen Bau errichten, der heute „Altschloss“ genannt wird. Die Starhemberger besaßen beide Herrschaften bis 1819 Ludwig Josef Gregor Fürst Starhemberg den Besitz an Franz Graf Beroldingen verkaufte. Dieser ließ das bereits verfallene Altschloss zum größten Teil abtragen und bis 1821 das Neuschloss errichten. 1927 erwarb Oswald Graf Seilern-Aspang beide Güter. Unter der deutschen Annektion Österreichs wurden die Grafen enteignet. Das Schloss war dann von 1945 bis 1955 von den Russen besetzt. Seit der Rückgabe und seiner Wiederherstellung dient Schloss Schönbühel heute der Familie Seilern-Aspang wieder als gepflegter Wohnsitz. Offizieller Eigentümer ist die Schlossgut Schönbühel-Aggstein AG, die sich im Familienbesitz befindet.

Schloss Schönbühel ist bedingt durch seine malerische Lage eines der Wahrzeichen der Wachau. Es liegt 36 m über der Donau auf einer künstlich geschaffenen Terrasse, deren gewaltige Stützmauern schon von weitem sichtbar sind. Wie Bodenfunde zeigen, wurde diese strategisch äußerst günstige Lage schon in der Bronzezeit genützt. Das heutige Schloss stammt aber weitgehend aus den Jahren 1819/21. Es ist ein zweigeschossiger Kastenbau mit einem hohen Vollwalmdach. Die donauaufwärts gerichtete Schauseite ist zwölfachsig, während die Nordseite lediglich fünf Fensterachsen aufweist. Dem Obergeschoß ist asymmetrisch über der Dachtraufe ein quadratischer Turm aufgesetzt, der dem Gebäude seine charakteristische Silhouette gibt. Er ist fünfstöckig und durch Gesimse gegliedert. Sein Zwiebelhelm stammt erst aus dem 20. Jh. Die Innenräume wurden zwischen den beiden Weltkriegen neobarock ausgestattet. Dem Altschloss gehört lediglich der zweigeschossige Kapellentrakt mit dem anschließenden Rundturm an. Die in ihm befindliche Kapelle blieb vorerst innen unvollendet. Außen ist ein steinernes Abendmahlrelief aus der Mitte des 17. Jh. angebracht. Bei diesem Turm könnte es sich um den einstigen Bergfried der mittelalterlichen Burg handeln, der später als Torturm verwendet wurde. Er ist wie alle Rundtürme der Anlage mit einem Kegeldach versehen. Das Tor in seinen 2,7 m starken Erdgeschoßmauern stammt aus dem späten 15. Jh. Noch älter ist der ungewöhnlich tiefe und breite, aus dem Felsen geschrämte Halsgraben, der den ehemaligen Burgbereich sicherte. Erhalten sind auch noch große Teile der mit Schlüsselscharten und Rundtürmchen versehenen Wehrmauer. Das Schloss ist von einem großzügigen Park umgeben.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 4 km nordöstlich von Melk

Besichtigung: nur von außen – am besten von der Donau aus – möglich

Homepage: www.schoenbuehel-aggstein.at


Weitere Literatur:


24.07.2003