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Seibersdorf


Seibersdorf war vermutlich alter babenbergischer Besitz. Man nimmt an, dass der Name eine Verballhornung von Siegfriedsdorf ist. Dies würde bedeuten, dass es auf den Markgrafen Siegfried zurückgeht, der 1047 starb und dessen Erbe die Babenberger antraten. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort 1260, doch ist es ungewiss, ob damals bereits ein Wehrbau bestand, da sich in der heutigen Anlage keine mittelalterliche Bausubstanz findet. Im 14. Jahrhundert gehörte Seibersdorf den Pottendorfern, die es 1392 an die Brüder Albero und Pilgrim von Puchheim verkauften. 1559 wird als Eigentümer Leonhard Freiherr von Pichler genannt. Um diese Zeit dürfte die wasserumgebene Renaissance-Anlage erbaut worden sein. 1594 gehörte der Besitz Georg Leonhard und Rudolf von Stoitzing. Um die Mitte des 17. Jh. war Franz Graf Nadasdy von Pottendorf Herrschaftsinhaber. Nach seiner Hinrichtung bekam Niklas Palffy, Graf von Erdöd, den Besitz, der nach einigen Jahren an Julius Friedrich Graf Busselini überging. Zur Zeit der Türkenkriege dürfte Seibersdorf gut befestigt gewesen sein. Trotz Belagerung gelang es den Türken 1683 nicht, das Schloss einzunehmen. 1709 kam die Herrschaft an Christoph Ernst Graf Fuchs von Bimbach. Seine Witwe verkaufte sie 1715 an Leopold Carl Graf Cavriani. Er ließ die Gebäude barockisieren und die Fronten neu fassadieren. Seine Nachkommen besaßen Seibersdorf bis 1932. Danach übernahm das Ehepaar Riedemann-Ledebur den Besitz. Nach den starken Verwüstungen von 1945 bzw. der Besatzungszeit danach, wobei das gesamte Inventar verloren ging, wurde das Gebäude an eine Hotel AG verkauft und der Gutsbetrieb anderwärts veräußert. Seit 1971 gehört Schloss Seibersdorf der Firma Import-Export Handelsgesellschaft m. b. H. Es wird häufig für kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellt. Der Bau sieht heute noch weitgehend so aus, wie ihn Georg Matthäus Vischer 1672 zeichnete. Die Bausubstanz dürfte noch in Ordnung sein, doch würde dem Hauptgebäude eine Fassadenrenovierung nicht schaden. Die Eckbastionen befinden sich bereits in einem ausgezeichneten Zustand. Einer dringenden Restaurierung – sofern sie noch möglich ist – bedürfen die vom Zahn der Zeit zerfressenen Sandsteinfiguren vor dem Schloss.

Der dreigeschossige Bau liegt inmitten des Ortes nördlich der Kirche. Über den Wassergraben führt eine Steinbrücke zum Hauptgebäude. Sie wird von zwei großen Figuren, die Keulen schwingende Giganten darstellen, bewacht. Auf den vier einstigen Eckbastionen liegen seit der Barockisierung durch den Grafen Cavriani eingeschossige Pavillons. Jene an der Nordseite weisen Attiken auf, die mit Vasen und Statuen geschmückt sind. Ihre Portale sind mit Hermenpilastern versehen. Die Pavillons sind zum Teil modern eingerichtet. Vor dem Schlosseingang stehen zwei Obelisken mit Flussgöttern und Fischen zu ihren Füssen. Sie flankieren das Tor mit dem spätbarocken schmiedeeisernen Gitter (um 1770). Der rechteckige Hauptbau liegt unter einem gebrochenen Mansardendach. Er umgibt einen fast quadratischen Innenhof. Die siebenachsige Schauseite wird in der Mitte durch einen vorgestellten schlanken Turm mit einem spätbarockem Helm akzentuiert. Sie ist im Stil Lukas von Hildebrandts gehalten. Die beiden Fenster des Mittelrisalits bzw. jenes des Turmes im ersten Stock sind wesentlich größer als die übrigen und mit aufwändigen Verdachungen ausgestattet. Im Zuge der Barockisierung wurde im ersten Stock an der Südseite des Hofes ein erkerartiger Verbindungsgang geschaffen, der ein separates Betreten der Repräsentationsräume mit dem großen Festsaal ermöglicht. An den beiden Nordecken des Hofes erschließen barocke Rundtreppen die darüber liegenden Räume. Die östlichen Zimmer des ersten Stocks weisen schöne Stuckplafonds auf. Ein Raum ist mit barocken Landschaftsmalereien versehen. Die ehemalige Kapelle lag im Turmgeschoß Im Erdgeschoß des Nordtraktes leitet eine große Sala terrena in den dahinter sich erstreckenden prächtigen Park über.

Lage: Niederösterreich/Steinfeld – ca. 9 km östlich von Ebreichsdorf

Ort/Adresse: 2444 Seibersdorf, Leitha

Besichtigung: abgesehen von Veranstaltungen nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.07.2003