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Lehár-Schlössl (Schikaneder-Schlössl)


Das Schlösschen hat sich aus einem Freihof entwickelt, der vermutlich zum Passauischen Rentamt Königsstetten, möglicherweise aber auch dem Wiener Schottenstift gehörte. Vor 1686 war das Anwesen im Besitz von Johann Adam Dischpaur. Von 1706 bis 1737 gehörte es dem Freiherrn Josef Anton Pilati von Thassul. Von diesem kaufte es Joachim Georg Gschwandner, der es umbauen ließ und ihm sein heutiges Aussehen gab. Nach einigem Besitzwechsel erwarb es 1803 der Theaterdirektor und Textdichter der „Zauberflöte“ Johann Emanuel Schikaneder. Er veranlasste größere Umbauten und lebte hier im großen Stil. 1809 wurde das Haus von den Soldaten Napoleons geplündert. Schikaneder besaß das Schlössl bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1812. Nun folgte wieder eine Reihe von Eigentümern, zu denen u. a. die Freiherren von Bachofen-Echt gehörten. Im 19. Jh. wurde die Anlage mehrfach umgebaut. 1932 kaufte sie der Operettenkomponist Franz Lehár. Er wohnte hier bis 1944 und schuf in seiner hochgelegenen Komponierstube neben anderen Werken seine „Giuditta“. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude schwer heimgesucht. Als Franz Lehár 1948 starb, vermachte er seinem Bruder, General a. D. Anton Lehár, den Besitz. Das Inventar, zu dem Möbel, Kunstwerke und Erinnerungsstücke aus Schikaneders Zeiten gehörten, wurde jedoch von Lehárs Schwester vor der Übergabe verkauft. Anton Lehár ließ das Gebäude wieder instand setzen und mit Erinnerungsstücken an seinen Bruder neu ausstatten. Seit seinem Tod 1962 wird das Schlösschen von seinen Erben Erich und Hermine Kreuzer bestens gepflegt. Im Festsaal bzw. im Innenhof finden immer wieder Lehár-Konzerte statt.

Für den, der das Lehár-Schlößl von der Hackhofergasse aus betrachtet, macht es den Eindruck eines typischen Bürgerhauses der Vorstadt und niemand würde dahinter ein stattliches dreigeschossiges barockes Stöckl mit prächtigem Garten vermuten. Bedingt durch eine Straßenregulierung liegt der Vordertrakt mit dem breiten rundbogigen Tor etwas unter dem Straßenniveau. Das darüber befindliche Hauptgeschoß ist fünfachsig und durch kurze, aber extrem breite Pilaster gegliedert. Die zwei mittleren Fenster werden durch ein gemeinsames Schmiedeeisengitter zu einer Einheit zusammengefasst. Rechts und links davon sind Gedenktafeln für die beiden prominentesten Bewohner des Gebäudes angebracht. Im linken Teil des Straßentraktes liegt die Kapelle. Sie ist der älteste Teil der Anlage und stand einst als Wegkapelle frei an der Hackhofergasse. Erst später wurde sie in den neu erbauten Vordertrakt integriert. Ihre Decke ist mit einem Fresko geschmückt, das die hl. Dreifaltigkeit darstellt. Beiderseits des Altares stehen überlebensgroße Statuen des hl. Josef und des hl. Antonius. Das Altarbild aus der Zeit um 1750 zeigt Maria als „Besiegerin des Drachens“. Das Hauptgebäude ist vom Vorhaus durch einen Innenhof getrennt. Es entstand wesentlich früher als dieses und wendet seine Hauptfront dem steil abfallenden Garten zu. Eine doppelte Freitreppe mit schmiedeeisernem Geländer verbindet diesen mit dem ersten Obergeschoß. Der Plafond der Halle ist mit einem Fresko geschmückt, das die Göttin Fortuna zeigt. Einen Stock höher liegt der Festsaal. Seine Flachdecke ist reich stuckiert. Hier zeigt das Deckenfresko den „Triumph der Königin der Nacht“ aus der „Zauberflöte“. Es ist ein Werk des Malers Vinzenz Sacchetti und dürfte um 1803 entstanden sein. Stuckdecken befinden sich auch in einigen anderen Räumen. Im Saal sowie in den anschließenden Salons ist ein kleines Lehár-Museum eingerichtet. Sehenswert ist auch der mit Steinfiguren und Keramiken geschmückte gepflegte Garten, der den starken Niveauunterschied an der Rückseite des Hauses geschickt ausnützt. In die Wand einer Gartenterrasse ist eine Fratze eingemauert, die angeblich von Emanuel Schikaneder stammt und ihn darstellt.

Ort/Adresse: 1190 Wien, Hackhofergasse 18

Besichtigung: anlässlich von Veranstaltungen bzw. nach Vereinbarung möglich


Weitere Literatur:


14.07.2003