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Trautmannsdorf


Schloss Trautmannsdorf hat mit den niederösterreichischen Grafen Trauttmansdorff, denen u. a. Pottenbrunn in St. Pölten gehört, nicht einmal den Namen gemein. Der Name der Herrschaft stammt von dem Dienstmann der Babenberger Trutman, der hier um das Jahr 1100 Grundbesitz vom Kloster Göttweig erwarb. Die früheste urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich im Traditionskodex des Stiftes Klosterneuburg. Die Nachricht ist nicht datiert, dürfte aber aus dem Zeitraum zwischen 1163 und 1180 stammen. Damals ging die kleine Burg an das Adelsgeschlecht der Stuchsen über, die ihre Stammburg vermutlich in Stixenstein hatten, das zuvor Stuchsenstein genannt wurde. Die Stuchsen waren ursprünglich Ministeriale der steirischen Markgrafen, deren Hoheitsgebiet damals bis zur Piesting reichte. Ulrich Stuchs trat irgendwann zwischen 1162 und 1192 in die Dienste der Babenberger und wurde mit der Herrschaft Trautmannsdorf belehnt. Es handelte sich dabei um ein Afterlehen, da das Lehensrecht beim Bistum Passau lag und dieses die Babenberger sowie die Herren von Lengenbach je zur Hälfte mit Trautmannsdorf belehnt hatte. Allerdings entglitt den Passauer Bischöfen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihr Lehensrecht. Sowohl die Babenberger als auch die Lengenbacher waren 1246 bzw. 1236 ausgestorben. In dieser Situation gelang es den Stuchsen die Burg als freies Eigen zu behalten. Im 12. und 13. Jahrhundert war Trautmannsdorf ein wichtiges Glied in der Befestigungskette an der Leitha, die ein Vordringen der Ungarn verhindern sollte. Albrecht II Stuchs war vorerst ein Parteigänger des böhmischen Königs Ottokar II Przemysl. Er wechselte aber bald zu Rudolf von Habsburg über. Am Adelsaufstand von 1295 beteiligte er sich nicht und hielt weiterhin zu den Habsburgern, wofür er mit der Funktion eines oberen Landrichters belohnt wurde. 1292 wird in Trautmannsdorf erstmals eine Burg erwähnt.

Albrecht IV Stuchs half dem Herzog Albrecht IV mit größeren Darlehen aus, wofür er die Herrschaften bzw. Städte Bruck/Leitha und Hainburg als Pfandbesitz erhielt. Als Albrecht IV Stuchs 1404 kinderlos starb, galt die Familie als ausgestorben, da sein Neffe Georg in türkischer Gefangenschaft verschollen war. Er kam jedoch gerade rechtzeitig zurück, um sein Erbe gegen die Scharfenecker und andere Adelsfamilien zu verteidigen, die sich seine Güter inzwischen angeeignet hatten. Mit dem Tod von Georg den Stuchs von Trautmannsdorf erlosch seine Familie 1426 jedoch endgültig. Testamentarischer Erbe der Herrschaft wäre Leopold von Eckartsau gewesen, doch konnte dieser seine Ansprüche gegen den Landesfürsten nicht durchsetzen. Herzog Albrecht V, der als deutscher König die Bezeichnung Albrecht II führte, erinnerte sich, dass Trautmannsdorf ursprünglich ein Lehen der Babenberger war und zog die Herrschaft ein. Er ließ sie durch Pfleger verwalten und bestimmte sie gemeinsam mit Steyr und Weitenegg als Wittum für seine Gemahlin Elisabeth. Nach dem Tod ihres Gatten verpfändete diese 1440 den Besitz an Herzog Friedrich III. Mit ihrem Ableben wurde ihr minderjähriger Sohn Ladislaus Eigentümer, die Nutznießung blieb bei Friedrich, der gleichzeitig Vormund von Ladislaus war. 1457 überließ der mittlerweile großjährig erklärte Ladislaus die Herrschaft Konrad von Breitenbach auf Lebenszeit. Ladislaus starb noch im gleichen Jahr. Da er keine Nachkommen hatte, wurde sein Erbe zwischen Friedrich III und dessen Bruder, Herzog Albrecht VI, aufgeteilt. Trautmannsdorf fiel an den Kaiser. Dieser musste wegen eines dringenden Geldbedarfs das Schloss an seinen Obersten Feldhauptmann und Söldnerführer Ulrich von Grafenegg verpfänden. Ulrich hielt sich gerne in Trautmannsdorf auf. Seine im Schloss verstorbene Gattin Elisabeth wurde hier begraben. Ihr Grabdenkmal ist erhalten. 1477 löste Friedrich III die Pfandschaft wieder auf. Trautmannsdorf wurde wieder kaiserlicher Besitz, doch fiel es kurz danach in die Hände des in Österreich eingefallenen ungarischen Königs Matthias Corvinus, wobei das Schloss schwer beschädigt wurde. Als dieser sich wegen eines Türkeneinfalles in Ungarn nach wenigen Wochen wieder zurückzog, kam die Herrschaft zum vierten Mal an den Kaiser. Im Mai 1482 brach der Krieg neuerlich aus, wobei Niederösterreich von den Ungarn besetzt wurde. Damit wechselte auch Trautmannsdorf wieder den Besitzer. Matthias Corvinus tauschte es 1488 mit Johann Sibenhirter, dem ersten Hochmeister des von Friedrich III gegründeten St. Georg-Ritterordens, gegen dessen ungarischen Besitzungen Forchtenstein und Eisenstadt ab. 1489 bestätigte Kaiser Friedrich III dem Orden sein Eigentum.

Trautmannsdorf wurde neben Millstatt zur zweiten Residenz des Ordens. Die Burg war aber so groß, dass sie in Friedenszeiten ein Personal von 40 Personen benötigte. Im Kriegsfall wären etwa 600 Soldaten zu ihrer Verteidigung erforderlich gewesen. Der stets finanzschwache St. Georgs-Orden hätte jedoch die entsprechenden Mittel zur Bezahlung der Söldner nicht aufbringen können. Zum Glück wurde die zwar gut bewehrte aber nur schwach mit Soldaten besetzte Burg im Türkenkrieg von 1529 nicht angegriffen. Sie diente aber der Bevölkerung als sicherer Fluchtort. Der neue Hochmeister Hans Geumann verkaufte daher Trautmannsdorf 1532 an König Ferdinand I. Dieser bemerkte bald, welch schlechtes Geschäft er gemacht hatte und übergab die Burg wieder dem Orden, bzw. dessen letzten Hochmeister Dr. Wolfgang Prantner. Dieser versuchte die finanzielle Belastung in Grenzen zu halten und verpachtete Trautmannsdorf an den Landmarschall Wilhelm von Puchheim. Sowohl Prantner als auch Puchheim wohnten nun im Schloss, doch wurden 1541 beide durch die Pest hinweggerafft. Sie wurden in der Schlosskapelle beigesetzt. Da der Orden auf Grund seiner geringen Mitgliederanzahl seine Erwartungen nie erfüllen konnte, ließ Ferdinand I keinen Hochmeister mehr ernennen und Trautmannsdorf der Kameralverwaltung unterstellen. 1543 erhielten die minderjährigen Erben des Gabriel de Salamanca die Herrschaft als Pfand für einen Kredit an den Landesfürsten übertragen. Dieses Pfandschaftsverhältnis blieb bis 1561 bestehen. Dann folgte von 1564 bis 1572 Ulrich von Scherfenberg als Pfandinhaber. Während für die Stuchse das Schloss als familiärer Stammsitz große Bedeutung hatte und aus repräsentativen Gründen prunkvoll ausgestaltet wurde, änderte sich dies unter der Herrschaft der Habsburger völlig. Diese hatten zu Trautmannsdorf keine persönliche Beziehung und betrachteten es lediglich als Ertragsobjekt bzw. als Sicherstellung für erhaltene Kredite. Es wurde daher relativ wenig in die Erhaltung bzw. den Ausbau investiert. Lediglich die Verteidigungseinrichtungen mussten der fortgeschrittenen Kriegstechnik angepasst werden. Die Pfandherren hatten noch weniger Interesse an größeren Investitionen, da sie meist nicht wussten, wie lange sie das Nutzungsrecht an der Herrschaft haben werden. Die unruhige politische Lage sowie die zweimalige Besetzung durch ungarische Truppen verschlimmerte die Lage weiter. Erst unter Hans Geumann wurden größere Ausbauten vorgenommen und die Herrschaft durch Zukäufe vergrößert. 1560 wurde die Burg aber bereits wieder als baufällig beschrieben. Immerhin gehörte Trautmannsdorf 1567 mit 367 behausten Untertanen zu den größten Adelsgütern Niederösterreichs. Schließlich löste Erzherzog Karl Trautmannsdorf aus dem Vermögen des St. Georg-Ritterordens, der ja rechtlich noch existierte obwohl er längst keine Tätigkeit mehr ausübte, heraus und verkaufte es 1576 an den Erbstallmeister der Steiermark, Pankraz von Windischgraetz.

Die Familie Windischgraetz ist ein heute noch in mehreren Linien existierendes steirisches Adelsgeschlecht, das bis zum Erwerb von Trautmannsdorf keine Güter in Niederösterreich besaß. Pankraz von Windischgraetz wurde von Erzherzog Karl von Innerösterreich sehr gefördert. Er war Geheimer Rat, Kämmerer und Hofmarschall. 1551 hatte ihn Ferdinand I in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Erzherzog Karl hatte sich beim Verkauf der Herrschaft ein Vorkaufsrecht gesichert. Kaiser Ferdinand II trat dieses Recht 1628 an die Grafen Sigmund und Maximilian von Trauttmansdorff ab, die glaubten, von den Stuchsen abzustammen und Trautmannsdorf als ihre Stammburg vermuteten. Sie kamen aber bald darauf, dass dies nicht der Fall war. Da die Windischgraetz nicht verkaufen wollten, war das Vorkaufsrecht ohnehin ohne Bedeutung. Nicht zuletzt wegen der Nähe zur kaiserlichen Residenz benutzten sie das burgartige Schloss als ihren Hauptwohnsitz. Friedrich Freiherr von Windischgraetz verkaufte seine steirischen Herrschaften und konzentrierte sich auf den Ausbau von Trautmannsdorf. Er war ein eifriger Protestant, der die Verbreitung seiner Religion begünstigte, wo er nur konnte. Zu seiner Zeit wurde die Schlosskapelle zu einem Zentrum des Protestantismus im östlichen Niederösterreich. Unter seinen Schikanen hatte der katholische Ortspfarrer schwer zu leiden, ebenso sein Gutsnachbar, das Stift Heiligenkreuz. Seinen Untertanen war er ein strenger Herr. Im Gegensatz zu den meisten evangelischen Adeligen hielt er aber den katholischen Landesfürsten die Treue. Da Friedrich keine direkten Nachkommen hatte, gelangte die Herrschaft 1654 an seinen Cousin Gottlieb Freiherr von Windischgraetz, der wieder katholisch wurde. 1658 wurde ihm die Reichsgrafenwürde verliehen. Im Dienste von Kaiser Leopold I war er meist im Ausland tätig und nur selten in Trautmannsdorf anzutreffen. Aus einem Visitationsbereicht des Jahres 1663 geht hervor, dass das Schloss damals sehr wehrhaft war. Es war durch eine Graben-Wall-Graben-Verteidigungslinie geschützt. In der Mitte des Areals stand ein freistehender Turm, auf dessen Wehrplattform mehrere Geschütze standen. Insgesamt verfügten die Verteidiger über 13 Geschütze, 3 Mörser und 5 Doppelhakenbüchsen. Dies bewehrte sich beim Türkeneinfall von 1683. Trautmannsdorf wurde neuerlich nicht ernsthaft angegriffen. Türkische Aufforderungen an die Besatzung, die Burg zu übergeben, blieben unbeantwortet. Auch in den Jahren 1704 bis 1708, als aufständische Kuruzzen nach Niederösterreich vordrangen, blieb die Festung ungeschoren, obwohl das Herrschaftsgebiet schwer verwüstet wurde. Gottliebs Sohn, Leopold Johann Viktorin Graf Windischgraetz war ebenfalls im diplomatischen Dienst tätig und hatte daher auch wenig Gelegenheit, sich um Trautmannsdorf zu kümmern. Er brachte aber die Herrschaft in einen Familien-Fideikommiß ein. Dieser blieb jedoch nicht sehr lange bestehen, da größere Zahlungsprobleme seiner Erben den Verkauf von Trautmannsdorf erforderlich machten. Neuer Herrschaftsinhaber wurde 1756 Karl Joseph Graf von Batthyány.

Die damals und heute weitverzweigte Familie Batthyány läßt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie erhielt 1628 die ungarische Freiherrenwürde und wurde bereits zwei Jahre später in den Grafenstand erhoben. Karl Joseph wurde zum Feldmarschall ernannt, nachdem er erfolgreich gegen Türken, Franzosen, Preußen und Bayern gekämpft hatte. Außerdem war er als Diplomat tätig. Neben Trautmannsdorf kaufte er auch die Herrschaften Götzendorf, Enzersdorf und Fischamend. Alle vier wurden in einen Fideikommiß eingebracht. Auf Karl Joseph folgte 1772 sein Neffe Adam Wenzel, der als Familienoberhaupt den Titel „Fürst“ führte, während - wie üblich - alle anderen Familienmitglieder den Grafentitel trugen. 1812 erwarb Fürst Philipp Batthyány von Alois Graf von Mocenigo die Herrschaft Margarethen am Moos und bestimmte das dort befindliche Schloss zum Verwaltungssitz seiner vier benachbarten Herrschaften. Nachdem Trautmannsdorf durch die Entwicklung auf militärischem und politischem Gebiet schon längst seine Bedeutung als Wehrbau verloren hatte, musste es nun auch seine Funktion als Verwaltungssitz abgeben. Der ehemalige Bergfried war bereits 1780 wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Für Wohnzwecke war die alte Feste wenig geeignet. Fürst Philipp ließ daher von seinen Untertanen die Wassergräben, die sie umgaben, zuschütten und die bestehenden Gebäude abreißen. Dem fiel auch die alte Schlosskapelle zum Opfer. Die hier befindlichen Särge der Windischgraetz wurden in eine, in der Pfarrkirche neu errichtete Gruft übertragen. Mit dem Abbruchmaterial wurde ein Hügel aufgeschüttet, der heute noch „Schlossberg“ genannt wird. Fürst Philipp ließ umgehend ein neues Schloss im damals modernen klassizistischen Stil erbauen. Als Baumeister wird Josef Kornhäusl vermutet. Auch der ausgedehnte englische Park wurde erneuert und vergrößert. Angeblich investierte der Fürst die riesige Summe von einer Million Gulden in Schloss und Park. Letzterer wurde bereits 1811 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bis 1820 wurden er mit verschiedenen Parkbauten wie einer Orangerie, einer Fasanerie und einer Menagerie ausgestattet.

Das Schloss selbst wurde weitgehend in den Jahren 1812 bis 1817 errichtet. Allerdings war es 1833 immer noch nicht vollständig fertiggestellt. Seine Blütezeit war äußerst kurz, denn bereits 1849 diente es als Militärspital für Soldaten, die bei der Niederschlagung der Revolution in Ungarn verwundet worden waren. Schwierigkeiten brachte die 1848 gesetzlich angeordnete Aufhebung der Untertänigkeit. Zwar erhielt Fürst Philipp je 90.000 Gulden Ablöse von den ehemaligen Untertanen und dem staatlichen Grundentlastungsfonds, doch zogen sich die Verhandlungen über die Details noch bis 1858 hin. Die Herrschaft verlor ihre Gerichtsbarkeit, ihre Steuereinhebung sowie ihre polizeilichen und verwaltungsmäßigen Funktionen. Trautmannsdorf wurde zu einem normalen Gutsbetrieb, in dem der bereits bisher in Eigenbearbeitung gestandene Grundbesitz verblieb. Fürst Philipp starb unverheiratet und kinderlos im Jahr 1870. Nun begann der unaufhaltsame Abstieg von Schloss und Gut. Erbe des Fideikomisses wurde Prinz Gustav Batthyány, ein entfernter Cousin, der in England lebte. Er erbte auch den Fürstentitel. Dennoch hatte er eine Abneigung gegen Österreich, die wohl auf die Hinrichtung des Grafen Ludwig Batthyány zurückging, der während der Revolution von 1848 kurzfristig als Ministerpräsident Ungarns fungiert hatte und dafür wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden war. Fürst Gustav war an Trautmannsdorf nur insoweit interessiert, als er von dort hohe Erträge überwiesen bekam. Mit seinen Nichten, die das nicht im Fideikommiß gebundene Vermögen des verstorbenen Fürsten, zu dem auch Schloss Margarethen am Moos gehörte, geerbt hatten, verkehrte er nur über Anwälte. Diese rächten sich, indem sie die gesamte Einrichtung des Schlosses sowie das Archiv nach Margarethen am Moos bringen ließen. Die wertvollsten und ältesten Urkunden wurden aber dem Niederösterreichischen Landesarchiv zur Verfügung gestellt. Ein kleiner Teil der übrigen Urkunden wurde schließlich dem Fürsten Batthyány übergeben. Der große Rest wurde aber einer Papiermühle zum Einstampfen verkauft.

Fürst Gustav dachte nicht daran, wieder nach Österreich zu kommen und verpachtete seine niederösterreichischen Besitzungen an einige ungarische Adelige. Diese übergaben die vier niederösterreichischen Güter des Fideikommisses als Sub-Pacht an Julius von Wich. Um den Ertrag zu steigern ließ dieser im ohnehin leerstehenden Schloss ein Sanatorium für Lungenkranke einrichten. Als Attraktion ließ er 20 Tartarenpferde und einen angeblichen Tartarenfürsten einführen. Von der produzierten Stutenmilch behauptete er, dass sie ein Wundermittel gegen TBC sei. Der Schlosspark wurde gesperrt und stand nur mehr den Kurgästen zur Verfügung. Er vergaß jedoch, dass Tuberkulose eher eine Krankheit der Armen war, die sich die teure Kur nicht leisten konnten, während die Reichen landschaftlich reizvollere Gegenden wie die Schweiz oder Meran für eine Kur vorzogen. Das Sanatorium musste nach wenigen Jahren geschlossen werden. Der Plan, die niederösterreichische Landesirrenanstalt hier unterzubringen, zerschlug sich 1882. In die Erhaltung des Schlosses wurde nichts mehr investiert. Fürst Gustav ließ auf die Güter hohe Hypotheken aufnehmen um seine aufwändige Lebensführung zu finanzieren. Sein Sohn Edmund verpachtete die ehemaligen Herrschaften an die Brüder Karl und Alexander Krishaber, die das Schloss wieder bewohnten. Er starb ohne Nachkommen. Sein Nachfolger als Fürst und Erbe wurde 1915 Ladislaus Batthyány-Strattmann von Nemeth-Ujvar. Er war ein angesehener Augenarzt und für sein karitatives Wirken bekannt. Die Spitäler in Kittsee und Körmend wurden von ihm auf eigene Kosten errichtet. In ihnen wurden Arme unentgeltlich behandelt. Trautmannsdorf blieb weiterhin verpachtet, denn Fürst Ladislaus bevorzugte als Wohnsitz seine ungarischen Schlösser. Von 1899 bis 1915 war in einigen Räumen des Schlosses eine sog. „Winterschule“ untergebracht, die auf die Bedürfnisse der Landbevölkerung Rücksicht nahm. Nachdem diese nach Bruck/Leitha übersiedelte, stand das immer mehr renovierungsbedürftige Schloss weitgehend leer. 1939 wurde dieses unter Denkmalschutz gestellt. Eine dringend erforderliche Sanierung unterblieb jedoch weiterhin. Als Fürst Ladislaus jun. Batthyány-Strattmann 1945 seine ungarischen Güter durch Enteignung und Verstaatlichung verlor, wohnte er vorübergehend in Trautmannsdorf. Auf Grund der schlechten finanziellen Lage musste er in den folgenden Jahren zahlreiche Grundstücke verkaufen. Das Gut Trautmannsdorf verlor dadurch seine wirtschaftliche Bedeutung. Fürst Ladislaus jun. starb 1966. Gut und Schloss gingen an seine vier Söhne Ladislaus, Franz, Adam und Anton, die ebenfalls kein Interesse an einer Revitalisierung des Gebäudes zeigten. Vor wenigen Jahren verkaufte der in München lebende Lukas Graf Batthyany Trautmannsdorf an eine Immobiliengesellschaft. Diese plante zwar das Schloss zu revitalisieren, wollte jedoch den Park zum Teil mit Wohnhäusern verbauen. Dies und auch die Errichtung eines Golf-Hotels wurde vom Denkmalamt verhindert. Das Schloss sieht weiterhin einer ungewissen Zukunft entgegen.

Von der Burg der Stuchsen, die sie zu einem repräsentativen Wasserschloss ausgebaut hatten, hat sich nichts erhalten. Leider gibt es auch keine Abbildung oder nähere Beschreibung der mittelalterlichen Anlage. An den von Vischer 1672 dargestellten Renaissance-Vorgängerbau des heutigen Schlosses erinnert nur mehr der Schutthügel im Park. Der jetzige Bau ist eine langgestreckte Anlage, deren 17-achsige dreigeschossige Hauptfront dem Park zugewendet ist. An der Rückseite umgeben seine drei Flügel hufeisenförmig einen großen Ehrenhof, der heute mit dichter Vegetation überwuchert ist. In der Mitte des gebänderten Sockelgeschosses führt ein Rundbogenportal in eine platzlgewölbte Durchfahrt. Die beiden Obergeschosse des leicht vorspringenden Mittelrisalits sind optisch durch breite kannelierte Riesenpilaster verbunden. An der Hofseite des Mitteltraktes ist das flache Giebelfeld mit zwei stuckierten Engeln geschmückt, die einen großen Lorbeerkranz halten. Darunter liegt über der Durchfahrt eine, mit einem Schmiedeeisengitter geschmückte Altane auf vier Doppelsäulen. Die Attika an der Parkseite ist mit einem großen Wappenstein der Batthyány versehen, der von liegenden Steinlöwen flankiert wird. Die Seitentrakte sind einfacher gehalten. An ihren pavillonartig ausgebauten Eckbauten sind oberhalb der Obergeschoßfenster klassizistische Reliefplatten angebracht. Das Sockelgeschoß des Corps de Logis ist tonnengewölbt. In den Seitentrakten verbanden stilvolle Stiegenhäuser mit Pilastergliederung und Schmiedeeisengeländer die einzelnen Geschosse. Das Innere des Gebäudes ist weitgehend ruinös. Durch den Einsturz mehrerer Kamine waren große Löcher im Dach entstanden, wodurch Wasser eindringen konnte, das zum Zusammenbrechen verfaulter Deckenbalken führte.

Einst gab es ein Chinesisches Zimmer und einen Saal mit romantischen Landschaftsmalereien. Davon ist kaum noch etwas erhalten. Die exquisiten Papiertapeten des Chinesischen Zimmers wurden nach Laxenburg gebracht. Die Decke des Festsaales im Obergeschoß des Mittelrisalits ist eingestürzt. Seine Wandbespannungen mit gemalter Doppelpilaster- und Lünettengliederung sind völlig ruiniert. Zum Teil sind die aufgemalten mythologischen Szenen und Tierkreiszeichen noch zu erkennen. Ein anderer Saal war mit hübschen Landschaftsmalereien ausgestattet. Reste der Malereien sind noch vorhanden. Am besten wirkt noch der ovale Kapellenraum mit seiner Kuppel im südöstlichen Seitenflügel. Bereits 1256 wurde für die erste Kapelle ein Pfarrer urkundlich erwähnt. Sie wurde 1810 abgetragen und im Zuge des Schlossbaues zwischen 1812 und 1817 ein neuer Sakralraum errichtet. Er wird durch Doppelpilaster gegliedert und ist mit klassizistischen Wandmalereien und Stuckverzierungen geschmückt. Neben der Durchfahrt führt eine Wendeltreppe in die gewölbten Kellerräume hinab, die teilweise noch vom Vorgängerbau stammen. In einem von ihnen haben sich Gewölbemalereien mit mythologischen Szenen und Scheinarchitektur aus der Zeit um 1780 erhalten. Das für das Schloss seinerzeit eigens angefertigte Mobiliar ist restlos verschwunden. Der riesige Park, der das Schloss umgibt, ist heute völlig verwildert und nach wie vor von Plänen zu seiner teilweisen Verbauung bedroht. Im Norden und Südwesten sind noch Reste der natürlich längst trockenen ehemaligen Wassergräben erkennbar. Von den ehemaligen Nebengebäuden sind noch das alte Gärtnerhaus und der Meierhof vorhanden. Letzterer ist eine umfangreiche vierflügelige Anlage, die 1552 erneuert wurde. Dass seine Außenmauern als Wehrmauern verwendet wurden, erkennt man an den Schlüsselscharten.

Lage: Niederösterreich/östliches Niederösterreich – ca. 10 km westlich von Bruck/Leitha

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.07.2003