ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Ebergassing


Das Dorf Ebergassing wird 1120 erstmals genannt. Um 1136 scheint ein Hezilo von Ebergozzingen auf. 1334 gehörte die Burg einem Zweig der Stuchsen von Trautmannsdorf, während die Herren von Ebergassing inzwischen bei Wilhelmsburg ansässig waren. Eine Grabtafel in der Schlosskapelle bezieht sich auf die Herren von Wald, die auch in den fürstlichen Lehenbüchern zwischen 1430 und 1455 eingetragen sind. 1486 gelang es den Ungarn mit Hilfe von Wiener Söldnern Ebergassing nach einer längeren Belagerung einzunehmen. Etwas später befand sich die Burg im Besitz der Herren von Grafenwörth. Um 1540 kaufte Andreas Thonradl die Herrschaft. Der alte Wehrbau wurde zum Renaissance-Wasserschloss umgebaut. Die Freiherren von Thonradl zählten zu den führenden Protestanten in Niederösterreich. 1620 wurde ihr Besitz eingezogen. Ebergassing kam zuerst an den Hofkammerrat Hieronymus von Bonacina und dann 1642 an die Fürsten von Liechtenstein, die den barocken Ausbau der Anlage veranlassten. Damals wurde auch der weitläufige Park gestaltet. Sie veranstalteten im Schloss Theatervorstellungen, die auch von der Kaiserin Maria Theresia gerne besucht wurden, wenn sie sich in Laxenburg aufhielt. Von 1788 bis 1811 gehörte die Herrschaft den Edlen von Trattner, die in Ebergassing zwischen 1767 und 1817 zwei Papierfabriken betrieben. Im 19. Jahrhundert wechselten die Eigentümer recht häufig. Zu ihnen zählten Elias Graf Almasy sowie die Freiherren von Schloissnigg. Der k. k. Kämmerer Franz von Schloissnigg ließ zwischen 1863 und 1865 umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte, wie in Niederösterreich besonders häufig, schwere Schäden für den Bau und sein Inventar. Das Schloss wurde unbewohnbar. Die Familie Marenzi, die mittlerweile die Schloissniggs beerbt hatte, musste in das Verwaltergebäude umziehen. Das Hauptgebäude stand jahrelang leer und war bereits stark verfallen, als es 1999 von vier Familien erworben wurde. Das Gebäude wurde in den vergangenen drei Jahren komplett restauriert, wobei es galt, auch schwere statische Schäden zu beheben. Nunmehr erstrahlt es bereits in neuem Glanz. Lediglich die Schlosskapelle harrt noch ihrer Renovierung. Teile des Haupt- und Nebengebäudes wurden in Wohnungen aufgeteilt. Zu diesem Zweck wurde auch das Dachgeschoß ausgebaut. Bei den Umbauarbeiten wurden in einem Wirtschaftsgebäude barocke Deckenmalereien aufgedeckt, die auf ein ehemaliges Gartenhaus hinweisen.

Das Wasserschloss steht am Rande eines ausgedehnten Parkgeländes am Nordrand des Ortes. Unmittelbar vor dem Gebäude lag ein Gartenparterre, das noch auf seine Wiederbepflanzung wartet. Eine Brücke führt über den von der Fischa gespeisten Graben. Davor stehen zwei leere Sockel. Sie trugen zierliche Figuren des Apollo und der Minerva aus Bleiguß, die sich heute im niederösterreichischen Landesmuseum befinden. Am anderen Ende der Brücke stehen zwei Torpfeiler mit Steinvasen. Der an manchen Stellen bis zu 25 m breite Graben, der das Schloss umgibt, war lange Zeit trocken, ist aber heute wieder weitgehend mit Wasser gefüllt. Das Gebäude war außerdem durch einen Wall und eine Ringmauer geschützt. An Stelle der letzteren führt nun eine niedere Mauer um die Anlage. Ihre Ecken waren mit eingeschossigen Hausbasteien versehen, doch haben sich diese nur mehr im Süden und Osten erhalten. Die Freiherren von Thonradl bauten ihr Renaissanceschloss an die spätgotische Burgkapelle aus dem 15. Jh. an. Der schmale, leicht trapezförmige Hof wird von vier Gebäudeflügeln umschlossen. Er wurde vor 1620 an drei Seiten mit Arkadenbögen versehen, die auf toskanischen Säulen ruhen. Der dreigeschossige Säulengang fehlt lediglich an der schmalen Nordseite, wo sich hinter einer kleinen Halle das Stiegenhaus befindet. In der Ostecke des Hofes führt ein Portal zu einer Gartenterrasse hinter dem Schloss. Das Schiff der zweigeschossigen Kapelle ist im Gebäude verbaut, lediglich die polygonale Apsis tritt mit ihren drei Maßwerksfenstern deutlich aus der Außenfront vor. Bei einer Gewölbesanierung im Jahr 1983 wurde die ursprüngliche Polychromie mit schwarz-roter Rippenfassung und Rankenwerk in den Zwickeln des zweijochigen Kreuzrippengewölbes aufgedeckt. Die Kapellenausstattung stammte aus der Zeit um 1687. Der Sakralraum ist jedoch derzeit leer. Im Fußboden ist ein Wappenstein der Brüder Thomann und Wilhelm von Wald eingelassen. Er ist mit 1436 bezeichnet. Die Kapelle wurde später mit einem Wohngeschoß überbaut. Sie wird von einem hölzernen Kapellenturm überragt. Die Erdgeschoßräume des Schlosses sind durchgehend mit Kreuztonnen aus der Zeit vor 1600 gewölbt. Im zweiten Stock gibt es einen barocken Festsaal mit roten Marmorpilastern. Das schwer beschädigte Deckenfresko, das mythologische Szenen in Stuckumrahmung zeigt, wurde vor kurzem durch das Bundesdenkmalamt restauriert.

Lage: Niederösterreich/östliches NÖ – ca. 7 km südöstlich von Himberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.07.2003