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Palais Damian


Das Palais wurde um 1700 für Karl August von Damian, einem nobilitierten Holzgroßhändler, als Sommersitz errichtet. Das Landhaus trug die Bezeichnung „Zum Strobelkopf“. Als Strobler wurden im damaligen Wien die Holzaufkäufer und –frächter bezeichnet. Der Architekt ist unbekannt, doch wird gelegentlich angenommen, daß der Mitteltrakt von Johann Lukas von Hildebrandt stammen könnte, obwohl es hiefür keine schriftlichen Belege gibt. Nach dem Tod des Bauherrn im Jahre 1726 wechselten die Besitzer in kurzer Folge, bis der k.k. Cameralhauptbuchhaltungsraitrat Daniel von Zepharovich 1774 das Gebäude erwarb. Unter seinem heute etwas merkwürdig klingenden Titel verbirgt sich ein hoher Finanzbeamter. Er ließ das Palais von Baumeister Matthias Gerl zu seiner heutigen Gestalt ausbauen. 1785 wurde es an den Bankier Karl Abraham Wetzlar von Plankenstern vermietet. Dieser schaffte es, aus ärmlichen Verhältnissen kommend, als späterer Heereslieferant und Kreditvermittler, zu einem der reichsten Männer Wiens aufzusteigen. Er galt als großer Kunstmäzen und Förderer Mozarts. Seine Gemäldesammlung gehörte zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Stadt. Sein Sohn Philipp Adam, der mit Karoline von Zepharovich verheiratet war, erwarb 1800 das Palais, das bis 1846 im Familienbesitz blieb. Dann kam es in das Eigentum der Familie Löwenthal-Linau, die es aber nicht bewohnte, sondern vermietete. Zu den Mietern gehörte u. a. Moritz Szeps, der Herausgeber der Zeitung „Neues Wiener Tagblatt“ und Dr. Theodor Hertzka, der Gründer der Zeitung „Neue Freie Presse“. 1865 richtete hier Dr. Albin Eder ein Sanatorium ein. Von 1896 bis 1902 war die Bayrische Gesandtschaft im Palais untergebracht. Von 1938 bis 1945 logierten hier die Wiener Sängerknaben. Heute gehört das Gebäude der Gemeinde Wien und ist Sitz des Kriegsopferverbandes für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Die Fassade wurde heuer restauriert.

Das dreigeschoßige und dreiflügelige Palais bestand ursprünglich nur aus dem rechteckigen Mitteltrakt. Er ist an der Straßenseite ungegliedert, während an der Gartenfront zwei Seitenrisalite flach vortreten Als Gerl die beiden kurzen Seitenflügeln etwas versetzt anfügte, schuf er damit den kleinen Ehrenhof, der zur Straße hin durch ein herrschaftliches Gitterportal abgeschlossen wird. Das Tor wird von zwei Steinsäulen begrenzt, die Putten und Vasen tragen. Da die Lange Gasse schräg zum Grundstück verläuft, sind die Seitenteile trapezförmig. Seit dem Umbau von 1774 weist der Mitteltrakt drei Hauptfensterachsen und je eine Fensterachse in den beiden abgerundeten Ecken des Hofes auf. Gerl setzte ihm auch eine neue Fassade vor und schuf damit einen Verbindungsgang zwischen den beiden ovalen Treppenhäusern in den Seitenflügeln. In den 80er-Jahren des 18. Jh. wurde die Schauseite mit vier Halbsäulen geschmückt. Auch die drei Arkaden im Erdgeschoß entstanden wohl in jener Zeit. 1865 erfolgte eine Umgestaltung des Inneren durch den Stadtbaumeister Christian Tucher. 1887 wurde das Palais vom Stadtbaumeister Florian Bauer für die Gräfin d’Orsay neuerlich adaptiert. Zwischen 1896 und 1902 kam es zu Änderungen im neobarocken Stil. Heute ist der Bau längst für Bürozwecke adaptiert und enthält kein historisches Interieur mehr. Vom einstigen Garten hat sich nur ein kleiner Rest erhalten.

Ort/Adresse: 1080 Wien, Lange Gasse 53

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.08.2002