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Weissenberg/Pielach (Weissenburg)


Der Burgfelsen dürfte bereits im frühen Mittelalter befestigt gewesen sein. Wichard von Rabenstein besaß schon vor 1230 landesfürstliche Lehen in Frankenfels. 1267 nannte sich ein Zweig der Rabensteiner bereits nach Weissenberg. Aus dieser Familie stammt auch Abt Marquard von Göttweig, der das Kloster von 1317 bis 1323 führte. Leopold, der letzte Weissenberger, dürfte zwischen 1365 und 1381 verstorben sein. Sein Erbe war zwischen den Familien Liechtenstein, Pottendorf und Wallsee umstritten. Zwar bestätigte 1382 der Bischof dem Grafen Heinrich von Rauchenstein das Patroniatsrecht der neugestifteten Burgkapelle, doch entschied Herzog Albrecht II 1388, dass ein Drittel der Burg Hans von Liechtenstein und 2/3 Friedrich und Albrecht von Pottendorf zustehen. Da nur ein Drittel der Burg landesfürstliches Lehen und der Rest freies Eigen war, wurden die Eigentumsverhältnisse im 15. Jh. etwas unübersichtlich. Es gelang jedoch den Herren von Kling bis 1494 die Burg in ihren Alleinbesitz zu bekommen. Nach 1526 kam Weissenberg an die Losensteiner auf der Schallaburg, nach denen 1592 die Südtiroler Ritter von Concin zum Zug kamen. 1613 fiel die Herrschaft an Siegmund von Malenthein zu Plankenstein und 1635 an die Grafen von Tattenbach. Gotthard Graf von Tattenbach ließ um 1648 den letzten größeren Ausbau der Burg und ihrer Wehreinrichtungen vornehmen. Er verkaufte Weissenberg 1655 an den Freiherrn Johann B. von Kunitz. Dieser vereinigte Weissenberg mit seinem Besitz Kirchberg/Pielach und konzentrierte dort die Verwaltung. Beim Türkeneinfall von 1683 konnten sich die Mauern der Burg noch einmal bewähren. Rund 300 Bewohner der Umgebung fanden hier Schutz vor den osmanischen Streifscharen, die das obere Pielachtal verwüsteten. Damals wurde die Talbevölkerung auf ein Drittel dezimiert. Da mit der Vertreibung der Türken aus Mitteleuropa die Burg ihre militärische Bedeutung verloren hatte, dürfte sie ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. dem Verfall preisgegeben worden sein. Bis 1932 blieben die Eigentümer von Weissenberg und Kirchberg identisch. Da nach 1938 Fürst Philipp Salm-Horstmar, dem Schloss Coesfeld in Westfalen gehörte, auch Besitzer von Weissenberg wurde, betrachtete die russische Besatzungsmacht die Ruine als deutsches Eigentum, so dass sie erst 1955 an den Vorbesitzer zurückgestellt werden konnte. Diese verkauften an die österreichischen Bundesforste, von denen 1975 Dipl. Ing. Dr. Stefan Zapotocky die Ruine erwarb. Er ließ die noch vorhandenen Gebäudeteile sanieren und zum Teil ergänzen bzw. wieder bewohnbar machen.

Die Burgruine liegt auf einem ca. 50 m hohen, im Osten und Süden fast senkrecht abfallenden Felssporn im Zwiesel von Pielach und Weissenbach. Der Zugang erfolgt im Westen über einen Weg aus dem Weissenbachtal. Hinter dem wiederaufgebauten Torturm erstreckt sich auf einer bebauten Fläche von ca. 3.700 m² eine der größten Abschnittsburgen Niederösterreichs. Der dreigeschossige Torturm stammt aus dem 15./16. Jh. Vor ihm liegt ein ca. 10 m breiter Halsgraben. Hat man das Tor durchschritten, so gelangt man in einen außergewöhnlich langen Zwinger, der unter dem Bergfried und dem Palas entlang führt. Am Ende des Zwingers wurde im 17. Jh. eine Bastei gegen das Pielachtal vorgeschoben, dessen Kasematte kleine Geschütze aufnehmen konnte. Ein Tor mit Fußgängerpforte gibt Zugang in den höher gelegenen Vorhof. Eine Inschrift und ein Steinwappen weisen darauf hin, dass dieses Tor von Graf Gotthard von Tattenbach 1648 errichtet wurde. Vom Vorhof führt ein weiteres Tor in den „Großen Burghof“. Die 1,5 m starke Außenmauer war einem ernsthaften Beschuss nicht mehr gewachsen. Daher wurde ihr hofseitig noch eine zwei Meter dicke Mauer angeführt. Im Südosten bildete diese Mauer auch die Schmalseite der zweijochigen frühgotischen Burgkapelle. Sie stammt aus dem letzten Viertel des 14. Jh. und war dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Sie stand so knapp an der Felskante, dass ihre Südmauer schon vor langer Zeit ins Pielachtal abgerutscht war. Die Ostwand stürzte 1957 ein. Der gegenwärtige Besitzer ließ den Kapellenbau erneuern, so dass der Sakralraum wieder geweiht werden konnte. Erhalten ist noch der Kapellenturm mit seinen schönen Spitzbogenfenstern im 4. Geschoß. Die Nordfront des großen Hofes wurde von dreigeschossigen Wohngebäuden eingenommen, die vor allem im Mittelteil eingestürzt waren. Der Große Burghof wird gegen die Hochburg von einem Quertrakt abgeschlossen. Die Mauerstärke von zwei Metern deutet wohl darauf hin, dass hier die Burg des Hochmittelalters einst endete. Dahinter liegt der kleine innere Hof. Seine Nordseite wird vom Palas eingenommen. Unter der Traufe seines 1790 abgebrochenen Daches befand sich ein Wehrgeschoß. Gut erhalten ist der rechteckige, viergeschossige Bergfried. Er stammt noch aus der Zeit der Weissensteiner. Seine rund 2,5 m starken Mauern sind aus Bruchsteinen erbaut, wobei die Gebäudeecken mit Tuffsteinblöcken armiert sind. Der Bergfried stand ursprünglich isoliert und hatte einen Hocheinstieg. Vermutlich war es Graf Tattenbach, der ihn durch einen Treppenbau mit dem Palas verband. Der Turm ist 18 m hoch, seine Mauern sind etwa 2,5 m stark. Die ehemalige Wehrplatte wurde bei Gefahr als Kreidfeuerstation benutzt.

Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 7 km südwestlich von Kirchberg/Pielach

Besichtigung: nicht möglich, die Ruine ist jedoch von der darunter vorbeiführenden Pielachtalstraße aus gut sichtbar.


Weitere Literatur:


27.06.2003