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Weinburg


Auf dem Hügel über dem Eingang zum Saßbachtal stand schon gegen Ende des 12. Jh. eine kleine Wehranlage, die bis in das 14. Jh. hinein „Seebach“ genannt wurde, da sich unterhalb der Burg ein flacher See ausbreitete, der im 17. Jh. versumpfte und nach 1825 trocken gelegt wurde. Der erste Wehrbau dürfte von den Herren von Wildon errichtet worden sein, die ab 1211 hier bezeugt sind. Sie übergaben die Herrschaft später dem Bistum Seckau, um sie als Lehen wieder zurückzunehmen. Nachdem ein Aufstand der Wildoner gegen Herzog Albrecht misslungen war, wurde ihr Besitz eingezogen und den Wallseern übergeben. Diese retournierten die Burg aber gegen eine Ablöse wieder an die Wildoner. Allerdings hatte diesen der Aufstand so hohe Schulden eingetragen, dass sie Weinburg 1308 den Wallseern wieder verkaufen mussten. Danach wechselten die Besitzer häufig, wobei es mehrmals zu Erbstreitigkeiten kam. In dieser Zeit scheinen die Pettauer, die Herberstorff, die Grafen von Cilli und die Liechtenstein als Inhaber auf. 1460 war Niklas von Liechtenstein Burgherr. Er unterstützte jedoch den ungarischen König Matthias Corvinus und stand damit auf der falschen Seite. Kaiser Friedrich III beschlagnahmte daraufhin die Herrschaft. Zwar gab Kaiser Maximilian I Niklas die Burg zurück, doch verkaufte dieser den Besitz schließlich wieder dem Kaiser, um mit dem Erlös seine Schulden tilgen zu können. 1529 erhielt der Obristenfeldzeugmeister und bisherige Verwalter der Weinburg, Max Leisser, zum Dank für seine Verdienste um die Verteidigung Wiens gegen die Türken, die Burg als nun landesfürstliches Lehen. Vermutlich war er es, der den alten Bergfried im Norden mit der Kapelle in der Nordwestecke durch einen neuen Wohntrakt verbinden ließ.

1576 fiel die Burg wieder an den Landesherrn zurück. Erzherzog Karl von Innerösterreich, der Vater Kaiser Ferdinands II, ließ durch den kaiserlichen Hofbaumeister Andrea Bertoletti weitgehende Umbauten vornehmen und den mittelalterlichen Wehrbau in ein wohnliches Renaissanceschloss verwandeln. Nach dem Tod des Erzherzogs wurde Weinburg verpfändet. 1658 scheinen die Grafen Breuner als Besitzer auf. Nach etlichem Eigentümerwechsel vereinigte 1825 Eduard Graf Wimpffen Weinburg mit dem benachbarten Brunnsee. Seit damals haben beide Schlösser die gleichen Eigentümer. So kam auch Weinburg 1837 in den Besitz von Marie-Caroline, der verwitweten Herzogin von Berry und Schwiegertochter des 1830 abgedankten Königs Karls X von Frankreich. Sie zog jedoch Brunnsee als Wohnsitz vor. Auf sie folgten durch Erbschaft 1864 Prinz Heinrich Graf Chambord und 1918 die Grafen Lucchesi-Palli, denen Schloss Weinburg auch heute noch gehört. 1945 wurde der Südflügel von abziehenden deutschen Soldaten gesprengt. Sein Wiederaufbau beschränkte sich auf das Erdgeschoß. 1966 mussten große Teile des Nordsockels mit Beton unterfangen werden. Mustergültige Restaurierungen machten das Schloss wieder zu einer sehr gepflegten Anlage.

Schloss Weinburg ist ein zweigeschossiger, fünfeckiger Bau, der mit seinen Ecktürmen die Landschaft beherrscht. Es ist auf einem bastionenartigen Unterbau mit geböschten Mauern errichtet. Da der Bergfried der einstigen Burg schon vor langer Zeit bis auf Firsthöhe gekappt wurde, wird das Äußere des Schlosses heute durch den Kapellenturm bestimmt. Die massigen, übereck gestellten Süd- und Osttürme zeugen jedoch noch von der einstigen Wehrhaftigkeit. Der älteste Teil der Anlage liegt um die Einfahrt, wo sich ursprünglich der Bergfried befand, der das Tor schützte. An der Außenseite des Nordtraktes sind seine Spuren noch deutlich sichtbar. Die über eine Halsgrabenbrücke erreichbare quadratische Torhalle weist vier tiefgezogene Kreuzgewölbe auf, die auf einem achteckigen Mittelpfeiler aufliegen. Weinburg besaß einst die hohe Gerichtsbarkeit, an die noch das Verlies neben der Einfahrt erinnert. Dem fünfeckigen Innenhof wurden kurz vor 1590 zweigeschossige Spätrenaissancearkaden mit gut proportionierten toskanischen Säulen vorgesetzt. Nur am Nordtrakt blieb das Erdgeschoß frei. Hier ruht der Arkadengang des ersten Stocks auf geschwungenen Konsolen. Die im Osttrakt liegende zweigeschossige, ehemals gotische Katharinenkapelle wurde von Bertolleti vergrößert. Sie dient auch als Ortskirche. Um 1700 errichtete man den Glockenturm. 1949 wurde die Kirche um ein Seitenschiff erweitert. Der im Bandlwerkstil gehaltene Hochaltar wurde im ersten Viertel des 18. Jh. von Kaiser Karl VI gestiftet. Die Innenräume des Schlosses sind den Erfordernissen moderner Wohnkultur angepasst. An den Türstöcken, Fenstern und Gewölben finden sich noch zahlreiche Schmuckformen der Renaissance. Weinburg besitzt ausgedehnte Kellerräume, die mit mächtigen Tonnengewölben überspannt sind. Vor dem Schloss steht eine Statue des hl. Johannes Nepomuk aus der Mitte des 18. Jh.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 13 km südöstlich von Leibnitz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.06.2003