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Kirchberg/Raab


In einer Stiftungsurkunde von 1394 wird ein freies Gut Kirchberg erwähnt, ohne aber den Besitzer zu nennen. Die Marchfutterregister von 1414 und 1426 weisen den Grafen Hans von Steinpeiß als Eigentümer der Grundherrschaft aus. Gegen Ende des 16. Jh. kam der Besitz an das Rittergeschlecht der Zöbinger. Da die ursprünglich kleine Wehranlage während der Adelsfehden oder der Türken- und Ungarnkriegen im 15. Jh. zerstört worden war, begann Christoph Zöbinger mit der Errichtung einer größeren Anlage, die mit dem Kirchentabor in baulicher Verbindung stand. Als die Hajduken 1605 in die Oststeiermark einfielen, wurde das Schloss zwar nicht von ihnen, aber von den schlecht bezahlten kaiserlichen Truppen, die zur Bekämpfung der Hajduken eingesetzt worden waren, geplündert. Im 17. Jh. ist mehrmals von einer Burg Oberkirchberg und dem Stock Unterkirchberg die Rede. Die Zöbinger gerieten in finanzielle Schwierigkeiten, wodurch es 1640 zur Pfändung des „Obersitzes zu Kirchperg“ kam. 1669 wurde dieser von Georg Christof von Steinpeiß erworben.

Sigbert Graf Heister kaufte 1696 die Herrschaft. Er ließ den alten Wehrbau in Oberkirchberg abreißen und den Sitz Unterkirchberg 1704 zu einem weitläufigen Schlosskomplex ausbauen. Rund um ihn wurden Fischteiche angelegt. In einem großen Glashaus wurden Orangen- und Zitronenbäume gezüchtet. Feldmarschall Heister, der sich in den Kämpfen gegen die Türken bei Zenta und gegen die Kuruzzen mehrfach ausgezeichnet hatte, starb 1718. Seine Witwe vermachte die Herrschaft 1730 ihrem Neffen Josef Alois Katzianer. 1821 wurde der Besitz versteigert und kam an Johann I Fürst von und zu Liechtenstein. Hundert Jahre später erwarb Alois Lenz das Schloss. Er plante hier ein Sanatorium einzurichten, doch kam es nicht dazu. Schloss Kirchberg ging in Gemeindebesitz über und diente als Schule, was der Innenausstattung naturgemäß nicht gut tat. 1942 kaufte Wolfgang Fikentscher das Gebäude. 1967 erwarb Dr. Elisabeth Haugeneder-Koschatzky das bereits schwer vernachlässigte Schloss und unterzog es einer Generalsanierung. Schloss Kirchberg befindet sich nun im Besitz ihrer Tochter, Mag. Marie Therese Gräfin Herberstein. In der jüngeren Vergangenheit fanden in Kirchberg immer wieder Schlosskonzerte, internationale Musiktage und andere kulturelle Veranstaltungen statt.

Schloss Kirchberg liegt auf einem gegen das Raabtal steil abfallenden Hügel und ist schon von weitem sichtbar. Das heutige, recht stattliche Schloss ist nur der Mittelteil der ursprünglich wesentlich größeren Anlage. Die beiden Seitenflügel, die einen Ehrenhof begrenzten, wurden nach 1842 von der Familie Liechtenstein ebenso abgetragen, wie die vier Türme, die Basteien und die prunkvolle Freitreppe. Auch der große französische Garten, der sich den Hügel hinab erstreckte, ist längst verschwunden. Was blieb, ist nach seiner Restaurierung immer noch eines der schönsten Barockschlösser der Oststeiermark. Der zweigeschossige Bau besteht aus einem erhöhtem dreiachsigen Mittelpavillon und zwei sechsachsigen Seitentrakten. Der obere Fassadenspiegel des hofseitig zurückspringenden Mittelteiles ist reich mit Stuck verziert. In der Zone unterhalb des Dreieckgiebels weisen Kriegstrophäen, wie Kanonenrohre und Büsten antiker Feldherren, auf das Handwerk des Bauherrn hin. Daneben sieht man Kraniche und Girlanden. Die wesentlich einfacher gehaltene Gartenseite ist durch Pilaster gegliedert. An der Ostecke des Schlosses steht der Rest eines Gartenportales mit zwei Steinvasen.

In den Räumen der Beletage finden sich zum Teil noch nicht freigelegte Fresko- und Stuckverzierungen aus der Zeit um 1720. Im Hauptsaal befindet sich über hohen Pilastern eine Stuckzone mit Putten und Girlanden. Das Deckenfresko zeigt Zeus mit Artemis, Dionysos, Aphrodite und Pallas Athene im Götterhimmel. In den Ecken beziehen sich wieder Kriegstrophäen, Jagdgeräte und Musikinstrumente auf die Vorlieben des Feldmarschalls. Das Deckenfresko wurde zu Beginn des 20. Jh. durch Übermalungen von Felix Barazutti seiner ursprünglichen Wirkung beraubt. An den Festsaal schließen Jagd- und Kriegszimmer mit zarten Stuckdecken an. Im westlichen Eckraum sind Groteskmalereien erhalten, im östlichen Freskenreste, die auf eine ehemalige Kapelle schließen lassen. Das Erdgeschoß dürfte noch Mauerwerk und Gewölbe des Vorgängerbaues enthalten. In der Durchfahrt wurden ältere Freskenreste aufgedeckt. Talseitig ist dem Schloss eine hohe Terrasse aus Ziegelmauern vorgelagert. Von den drei eingelassenen Grotten ist noch eine erhalten. Die Steinbalustrade ist abgebrochen und nur mehr in Bruchstücken vorhanden. Zwei Fischerhütten und ein Meierhof sind die verbliebenen Reste der ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Vom einstigen Parkschmuck sind noch die beiden Statuen des Herkules und des Theseus erhalten, die heute am Parktor aufgestellt sind.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 10 km südöstlich von Gleisdorf

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.06.2003