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Stubenberg


Das heutige Schloss hat trotz seines Namens nichts mit der Familie Stubenberg zu. Die Stubenberger hatten ihren Stammsitz auf dem unweit gelegenen „Kögerl“. Die dortige Burg wurde um 1160 errichtet. 1268 waren die Stubenberger führend an einer Rebellion des steirischen Adels gegen den böhmischen König Przemysl Ottokar II beteiligt. Als diese niedergeworfen wurde, kam Wulfing von Stubenberg kurzfristig in Haft und seine Burg wurde zerstört. Sie wurde nicht wieder aufgebaut. Als Ersatz bauten die Stubenberger den alten Meierhof am Ostrand der Ortschaft als Verwaltungssitz für die umliegenden Besitzungen schlossartig aus. Zweihundert Jahre später beteiligten sich die Stubenberger neuerlich an einem Aufstand gegen den Landesherrn, diesmal an der Seite des Andreas Baumkircher bzw. des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Das Resultat war ähnlich wie zuvor. Kaiser Friedrich III blieb siegreich. Er zog das Lehen ein und übergab die Burg der Familie Drachsler, deren Mitglieder zuvor als Burggrafen von Kapfenberg tätig waren. Die Stubenberger waren eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter der Steiermark. Sie stellten bis zum 17. Jh. fünf Landeshauptleute. Als der protestantisch gesinnte Graf Georg Sigmund mit dem größten Teil des Familienvermögens nach Bayern auswanderte, verlor der Rest der Familie bald an Bedeutung.

Die Drachsler ließen um 1581 einen Renaissance-Neubau errichten und brachten das Schloss in seine heutige Form, wobei sie sich aber finanziell übernommen haben dürften. 1632 verkaufte Sophia Khempinskhi, die den Besitz geerbt hatte, Stubenberg an Georg Ernst Freiherr von Herberstein . Die Familie Herberstein hatte schon im späten Mittelalter einen großen Teil der alten Herrschaft Stubenberg aufgekauft. 1815 erwarben die Grafen Wurmbrand-Stuppach das Schloss. Nach 1889 wurde das Gebäude umfassend restauriert und teilweise umgebaut. Als zwei Töchter des Grafen Wurmbrand in den Orden der Franziskaner Missionarinnen Mariens eintraten, brachten sie ihre Erbschaft als Stiftung in den Orden ein. 1925 wurde das Schloss zum St. Josefs-Kloster der Franziskanerinnen umfunktioniert. Nach dem Umzug der Klosterschwestern in einen Neubau kam das Schloss 1980 in Privatbesitz. Seit 2001 ist in ihm ein kleines Hotel untergebracht. Im Arkadenhof und im Festsaal finden gelegentlich kulturelle Veranstaltungen statt.

Schloss Stubenberg ist ein nüchterner Renaissancebau. Der rechteckige Innenhof ist von zweigeschossigen Wohnflügeln umgeben. Der dritte Flügel beinhaltet den Festsaal. Die Ostseite wird durch einen Laubengang mit Schießscharten gebildet. Der Hof wird an drei Seiten von zweigeschossigen Arkaden eingefasst. Ihre schlanken Säulen weisen Eckblattkapitelle auf. Die Bogen des Obergeschosses sind jeweils halb so breit wie die des Erdgeschosses. Drei der vier Ecktürme sind quadratisch. Der südwestliche ist neuneckig. Er stammt noch aus dem frühen 16. Jh. An der Ost- und der Südseite führt je ein Rustikaportal (um 1584) in den Hof. Das Südportal ist über eine Brücke zugänglich, die über den längst zugeschütteten Graben führte. Ebenso verschwunden sind die Wehrmauern und die großen Basteien, die dem Gebäude vorgelagert waren. Im Inneren des Schlosses haben sich aus der Renaissancezeit noch einige steinerner Türstöcke mit rundbogigen Öffnungen, sowie zwei kleine intarsierte Türen erhalten. Einige Räume sind mit einfachen Kassettendecken ausgestattet. Ansonsten stammt die Einrichtung vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. Im Südtrakt ist eine kleine Kapelle eingebaut. Die ursprüngliche Burgkapelle liegt etwas außerhalb des Schlosses. Sie wurde bereits 1217 erwähnt. Sie ist dem hl. Nikolaus geweiht, wurde 1760 barock umgebaut und dient heute als Pfarrkirche.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 17 km südwestlich von Hartberg

Besichtigung: von außen jederzeit möglich, das Innere ist im Rahmen des Hotel- und Restaurantbetriebes teilweise zugänglich.

Sonstiges: www.schloss-stubenberg.at/


Weitere Literatur:


02.06.2003