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Staatz


In der Einweihungsnotiz des Klosters Michelbeuren aus dem Jahr 1072 scheint ein Pucho de Stoz als Zeuge auf. Es ist nicht sicher, ob damit Staatz gemeint ist, aber wahrscheinlich. Zwischen 1125 und 1137 wird ein Reginger von Staatz mehrfach genannt. In Ulrich von Liechtensteins Versroman „Frauendienst“ wird ein Ulrich von Staatz mehrmals als mutiger Turniergegner erwähnt. Die Herren von Staatz dürften 1250 ausgestorben sein. Militärische Bedeutung hatte die Burg in der Babenbergerzeit, als das Grenzland um Staatz mehrmals zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen wurde. So weilte hier 1176 vorübergehend Herzog Heinrich II Jasomirgott, als er sich auf einem Kriegszug gegen Sobieslav von Böhmen und Konrad von Mähren befand. Herzog Friedrich II hielt 1246 in der Burg Ulrich von Kärnten, den Neffen des böhmischen Königs Wenzel, gefangen, nachdem er ihm bei einem Kriegszug gegen Mähren in die Hände gefallen war. Ulrich kam gegen Bezahlung eines hohen Lösegeldes frei, seinen Soldaten wurden Ohren und Nasen abgeschnitten und dann nach Hause geschickt. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. kam Otto von Maissau durch König Ottokar II in den Besitz von Staatz. Er fiel jedoch beim Böhmenkönig in Ungnade, wurde verhaftet und auf Burg Eichhorn in Mähren zu Tode gefoltert. Rudolf von Habsburg entschädigte Stephan von Maissau für den Tod seines Vaters mit der Verleihung der hohen Gerichtsbarkeit. Die Maissauer wohnten nicht auf Staatz, sondern ließen es durch Burggrafen verwalten. 1439 griffen die Hussiten unter Janus von Leuchtenburg die Burg an, konnten sie aber nicht einnehmen.

Otto IV von Maissau wurde ein Jahr später der Zusammenarbeit mit den Hussiten verdächtigt. Die Herrschaft Staatz wurde eingezogen und dem Niklas Truchseß von Drasenhofen verpfändet. Mit Hans Truchseß starb dessen Familie 1545 aus. Christoph Freiherr von Roggendorf bekam nun Staatz verliehen. Er verpfändete es – ohne Genehmigung des Landesherrn – an den Freiherrn Oswald von Eytzing. König Ferdinand zog Staatz wieder ein und verpfändete es seinerseits 1551 an Philipp Breuner Freiherr zu Rabenstein. Dieser ließ die Burg ausbauen und die Inneneinrichtung erneuern. 1589 war die Ringmauer bereits mit einigen Bastionen verstärkt. 1600 wurde die Pfandherrschaft in ein Lehensverhältnis umgewandelt. Christoph Breuner wurde 1624 zum Reichsgrafen ernannt. Er war Kämmerer Kaiser Ferdinands II und Statthalter in Niederösterreich. Schwedischen Truppen unter dem Obristen Jordan war es vorbehalten, die Burg, die bisher als unbezwingbar gegolten hatte, 1645 durch eine Kriegslist einzunehmen. Sie ließen anschließend die Befestigungen zerstören. Erst 1646 konnten die Schweden aus der Staatzer Burg vertrieben werden. Danach bauten die Grafen Breuner am Fuß des Burgfelsens ein wohnliches Schloss und ließen die alte Burg verfallen. Die Ruine gehört heute der Marktgemeinde Staatz.

Die Lage der einstigen Burg war strategisch äußerst günstig. Von ihrer isolierten Kalksteinklippe aus, die sich fast 100 m aus der Ebene erhebt, konnte das Land im weiten Umkreis kontrolliert werden. Der Fels fällt nach allen Seiten steil ab und war daher leicht zu verteidigen. Die eigentliche Hochburg war nicht besonders groß. Sie lag am Gipfel des Felsens und war nur über einen steilen Weg zugänglich, der durch mehrere Tore und eine aus Bruchsteinen errichtete Wehrmauer gesichert war. Heute ist noch das sog. „erste Tor“ erhalten, sowie Teile des Palas mit Resten eines gekuppelten romanischen Fensters. Der einst dreigeschossige Palas ist in seinem unteren Bereich in romanischem Mauerwerk errichtet, während der obere Bereich später mit Ziegeln aufgemauert wurde. Im Osten steht noch der Bergfried bis in eine Höhe von ca. zehn Meter aufrecht. Er ist ein quadratischer Turm aus Steinquadern über einem runden Sockel. Im Süden erkennt man noch Reste eines Rundturmes, in dem sich die dem hl. Georg geweihte Burgkapelle befunden haben soll.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 10 km südöstlich von Laa/Thaya

Besichtigung: ganzjährig möglich


Weitere Literatur:


31.05.2003