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Johnsdorf


Mit Erasmus von Johnsdorf wird hier 1366 erstmals ein Ansitz erwähnt. Der kleine Wehrbau ging 1434 in den Besitz des Martin Narringer über. Als 1605 die Hajduken in die Oststeiermark einfielen, wurde auch Johnsdorf zerstört und die Bewohner des Dorfes verschleppt bzw. ermordet. An der Stelle der alten Burg ließ 1656 Katharina Elisabeth Freiin von Galler, die Besitzerin der Riegersburg, ein neues Schloss erbauen. Nach ihrem Tod kamen die Freiherren von Stadl in den Besitz von Johnsdorf. Von 1830 bis 1860 gehörte die Herrschaft den Grafen von Gleispach. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges brannte das Schloss nach einem Bombenangriff aus. 1954 wurde es vom Salesianerorden Don Boscos übernommen, der die Kriegsschäden beheben ließ, das Schloss aber durch Zubauten stark veränderte. Das Gebäude diente bis 2002 als Bildungs- und Exerzitienhaus. Danach wurde es an den Verein „Grünes Kreuz“ verkauft, der darin eine Rehabilitationsanstalt für Suchtkranke einrichtete.

Schloss Johnsdorf liegt oberhalb der gleichnamigen Ortschaft auf einer bewaldeten Anhöhe im Raabtal. Es besteht heute aus drei Teilen, die in verschiedenen Bauperioden entstanden sind. Das eigentliche Schloss ist der Frühbarockbau der Gallerin. Drei rechtwinkelig aneinanderstoßende zweigeschossige Trakte umgeben einen Innenhof, der ursprünglich an der offenen Südseite durch eine Wehrmauer gesichert war. Die Eingangsfront an der Westseite wurde 1945 besonders schwer beschädigt, macht aber heute wieder einen schlossartigen Eindruck. Am zentralen Torturm befindet sich über dem rundbogigen Rustikaportal eine Inschriftentafel mit dem Wappen der Gallerin. Dem Besucher wird darin erklärt, dass Frau Galler das Schloss "auf dem grienen Waasen", also als Neubau, errichtet habe. Die an der Fassade eingemauerten Steinreliefs mit Tierdarstellungen wurden erst im 19. Jh. durch die Grafen Gleispach angebracht. In der Einfahrt dient eine eingebaute ehemalige Sakramentsnische als Laternenbehälter. Der Hof ist mit zweigeschossigen Pfeilerarkaden ausgestattet, die im 19. Jh. verbaut wurden. An seinem Südende befand sich bis zum Brand von 1945 die Schlosskapelle, die allerdings bereits 1879 aufgelassen wurde. Der ehemalige Wohnflügel liegt an der Ostseite des Hofes. Über eine breite Stiege unter einem manieristisch dekorierten Tonnengewölbe gelangt man zu einem Saal im Obergeschoß, der ein stuckiertes Spiegelgewölbe aus dem drittel Viertel des 17. Jh. aufweist. Die Wappenmalereien wurden erst im 19. Jh. hinzugefügt.

Die Parkseite des Schlosses wurde im späteren 19. Jh. im Geist des Historismus umgestaltet. Damals entstanden u. a. der mit einem Kegeldach gedeckte runde Eckturm und die Zinnenmauer zur Straße hin. Der heutige Gesamteindruck der Anlage wird aber auch durch die Bautätigkeit der Salesianer von 1961 bis 1972 geprägt. Damals errichtete der Wiener Architekt Robert Kramreiter in der Mitte des Nordtraktes die Kirche Mariahilf. Der zeltartig überwölbte kreisförmige Innenraum ist von sieben halbkreisförmigen Kapellen umgeben, die eigene Kegeldächer besitzen. Anschließend errichtete man an der bisher offenen Südseite das Exerzitienhaus, so das ein geschlossenes Gebäudegeviert entstand. Wenn auch die Neubauten des 19. und 20. Jahrhunderts durch eine einheitliche Färbelung der Fassaden dem Altbau angepasst wurden, so ist doch eine etwas merkwürdige Mischung von alt und neu entstanden.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 7 km östlich von Feldbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.05.2003